0221 - Satans Tagebuch
untertauchen, falls wieder einmal Intrigen gegen ihn gesponnen wurden. Denn wenn seine Macht auch wieder gefestigt war, stärker denn je zuvor, gab es dennoch genügend Dämonen, die immer noch nach seiner Stellung schielten. Gerade jetzt, nach den letzten Ereignissen…
Asmodis dachte an den gefangenen Meegh, der im magischen Bann lag, bewacht von zwei Feinden der Dämonen - von Kleinen Riesen. Doch in diesem Fall waren die Kleinen Riesen gezwungen, mit Asmodis zähneknirschend Hand in Hand zu arbeiten.
Denn sobald der Meegh erwachte, würde er weder Mensch noch Dämon schonen…
Aber es mußte eine Möglichkeit geben, diesem gefangenen Schattenwesen sein gesamtes Wissen zu entreißen, ohne daß es darüber zur Katastrophe kam. Asmodis wußte sehr wohl, daß er mit einer Art lebender Bombe spielte. Aber er wollte nicht länger warten. Das Rätsel, das die Meeghs aus der anderen Dimension umgab, mußte über kurz oder lang gelöst werden, und lieber von ihm, Asmodis, als von seinem Gegenspieler Zamorra.
Und darum flog der Dämon Asmodis, als Mensch getarnt, nach Rom.
Für das atemberaubende Panorama der Ewigen Stadt, das sich mit seinem in der Dämmerung aufstrahlenden Lichtermeer unter der landenden Maschine ausbreitete, hatte er keinen Blick. Mit seinen Gedanken befand er sich bereits an dem Ort, von dem er sich Hilfe versprach.
Von der Bibliothek des Teufels, die er selbst vor kurzer Zeit in Rom eingerichtet hatte…
Seit Anbeginn der Zeitrechnung sammelte man in Büchern verbotenes magisches Wissen. Menschen wie Dämonen hatten ihre magischen Entdeckungen den pergamentenen, ledernen oder papierenen Seiten anvertraut, um sie der Nachwelt zu erhalten. Und diese von Asmodis angelegte Bibliothek stellte die umfassendste Sammlung solchen Wissens dar, die auf der Erde existierte. Pluton, den Zamorra in die Meegh-Dimension geschleudert hatte, hatte noch zu Zeiten seiner Stärke an dieser Bibliothek mitgearbeitet und aus dem Fundus seines über vierzigtausendjährigen Erinnerns manche Schrift besorgt.
Und vielleicht war in diesen Büchern eine Möglichkeit aufgeführt, die Asmodis benutzen konnte, um des Meeghs Herr zu werden. Auch er war nicht allwissend, und er hoffte, daß die Bibliothek ihm in diesem Fall half.
Kaum war die Maschine ausgerollt, als sich der Dämon durch die Menschen drängte, um als erster das Flugzeug zu verlassen. Ungeduldig ließ er die Zollformalitäten über sich ergehen. Im stillen verfluchte er seine menschliche Gestalt. Doch in der Ewigen Stadt mußte auch der Herr der Dämonen Vorsicht walten lassen. Die Macht des Guten war hier allgegenwärtig. Es gab Orte in Rom, die es manchem niederen Dämon unmöglich machten, sie zu betreten. Die weißmagische Strahlung hätte sie auf der Stelle vernichtet. Doch es gab auch andere Stellen, jene verfluchten Stätten, an denen Mord und Totschlag stattgefunden hatten. Zwischen diesen gegensätzlichen Polen zu balancieren, verlangte hohe Aufmerksamkeit.
Aber diese unangenehme Tatsache hatte Asmodis dazu veranlaßt, seine Bibliothek hier zu errichten. Viele seiner Feine im eigenen Lager hätten zu gern einen Blick in manche der gesammelten Werke geworfen, um dann mit ihrem Wissen Asmodis zu schaden. Doch dem hatte der Dämon einen Riegel vorgeschoben. So erwies die Weiße Magie dem Herrn der Finsternis einen unfreiwilligen Hilfsdienst.
Ein dumpfer Schmerz setzte sich in Asmodis’ Schädel fest, als er den Boden betrat. Hier, an seinem Ankunftsort, schwangen die Impulse der Weißen Magie. Sie setzte ihm zu. Aber er konnte es ertragen. Mit einem sehr menschlichen Schulterzucken akzeptierte er es, schloß seinen Koffer, nickte dem Zöllner zu und hastete dann in Richtung Ausgang.
Er achtete nur wenig auf seine Umgebung. So entging ihm der kleine dicke Mann, der sich schnaufend einen Weg durch die Menge bahnte.
Der Dämon verließ das Flughafengebäude, in seinem Schlepptau der Dicke.
Asmodis trat zu den wartenden Taxis und öffnete die Türe des ersten in der Reihe der gelben Fiats. Da drängte sich der Dicke an ihm vorbei und ließ sich in den Fond des Wagens fallen.
»Ich hab’s eilig, Kumpel«, rief er und knallte Asmodis die Autotür vor der Nase zu. »Meine Geschäfte warten nicht.«
Italiens Taxifahrer gehören zu den Schnellsten der Welt. Der Wagen brauste sofort los.
Asmodis stand wie vom Donner gerührt. Über soviel Unverschämtheit war er sprachlos, und seine Stirn umwölkte sich drohend. Was bildete sich dieses fette Menschlein
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