0221 - Satans Tagebuch
neusten Stand meiner Forschungen informieren?«
Arthuro diStrego war dem Hauptziel aller Alchimisten schon erschreckend nahe gekommen - dem Stein der Weisen. Und wehe der Menschheit, wenn der Tag kam, an dem des Teufels Alchimist sein Ziel endgültig erreichte.
Er würde Asmodis eine fürchterliche Waffe schaffen, mit der Dämon endlich all seine schon lange angestrebten Ziele erreichen konnte.
Nicht nur die Unterwerfung der Menschheit. Nicht nur den Sieg über die Meeghs, Asmodis’ Ziele waren viel, viel weiter gesteckt und gingen über den Bereich der Erde hinaus…
Aber jetzt winkte er ärgerlich ab. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich bin in Eile!«
»Wie Ihr wünscht, mein Fürst.«
Arthuro diStrego zeigte nicht, ob er enttäuscht oder verärgert war. Er ging voran. Unterwegs streifte er den Kittel ab und warf ihn achtlos auf einen Tisch. Darunter trug er einen nachtschwarzen Anzug mit weißem Hemd und einer überdimensionalen Fliege; ein würdiges Erscheinungsbild im Rahmen der Bibliothek.
Die beiden so ungleichen Gestalten erklommen eine steile Wendeltreppe, die ins erste Geschoß führte. Vorbei an Regalen führte der Weg, die bereits hier bis zum Bersten mit Büchern und Schriftrollen gefüllt waren.
Schließlich erreichten sie eine verschlossene Eisentür. Hier befand sich das Allerheiligste der Bibliothek, das für alle anderen tabu war, selbst für jene, die Asmodis vielleicht einmal als Gast hier hereinführen würde.
Asmodis Studienzimmer…
Selbst sein engster Berater Pluton hatte zu Lebzeiten hier keinen Zutritt gehabt. Sollte es dennoch jemand versuchen, sich hier ungebetenen Einlaß zu verschaffen, so vernichteten ihn die zahllosen magischen Fallen gnadenlos.
Arthuro diStrego legte seine mumienhaften Finger auf den Türknopf und murmelte Beschwörungen.
Neben Asmodis war er das einzige Wesen im Kosmos, das alle Geheimnisse der Eintrittszeremonie kannte. Aber er war ja auch kein Dämon, er war ein Mensch… und mächtiger als mancher andere Dämon.
Hin und wieder fragte sich selbst Asmodis, wie mächtig diStrego wirklich war.
Doch der Fürst der Finsternis wußte, daß er sich in diesem Punkt keine Sorgen zu machen brauchte. DiStrego war Forscher, er kannte keine anderen Ziele, und er war Asmodis treu ergeben.
Blitzartig sprang die Tür auf.
Asmodis drängte sich an seinem Verwalter vorbei.
Das Zimmer wurde beherrscht von einem mächtigen hölzernen Schreibtisch, der mit unzähligen Schnitzereien verziert war. Es waren dämonische Motive, verzerrte und unheimliche Fratzen, aber so furchtbar sie auf Menschen wirkten, so sehr beruhigten sie Asmodis’ unsteten Geist.
Die Zimmerwände wurden von hohen Regalen gesäumt. Hier befand sich die ganze private Sammlung des Dämons, jene Werke, die er selbst gefertigt hatte in den langen Jahrtausenden seines Daseins. Schwere Folianten mit eisernen Beschlägen, in denen Geheimnisse vermerkt waren, deren Nennung manchen Menschen in den Wahnsinn getrieben hätte. Selbst das legendäre Necronomicon des wahnsinnigen Arabers Abdul Alhazred war ein Nichts gegen Asmodis’ Bücher…
Aber die Regale interessierten Asmodis nicht. In fieberhafter Eile begann er, seinen Schreibtisch zu durchwühlen. Eine Schublade nach der anderen stöberte er erfolglos durch, und immer mißmutiger wurde sein Gesicht.
»Sucht Ihr etwas Bestimmtes, mein Fürst?« fragte Arthuro diStrego teilnahmslos.
»Narr, bist du blind, daß du es nicht erkennst?« fauchte Asmodis den Alchimisten an, ohne dabei in seiner Suche einzuhalten. »Natürlich suche ich etwas Bestimmtes! Mein Tagebuch… !«
Der Alchimist sah ihn überrascht an.
»Hilf mir suchen! Du kennst es, weißt, wie es aussieht!« schrie Asmodis. »Rasch!«
Gehorsam beteiligte sich der Alchimist an der Suche. Sie stellten den ganzen Raum auf den Kopf - erfolglos. Das Tagebuch des Teufels blieb verschwunden.
»Verwalter«, grollte Asmodis. »Du bist verantwortlich für alles in diesem Hause. Wohin legtest du es?«
DiStrego sah den Dämon an und schüttelte den Kopf. »Ich sah es schon lange nicht mehr in der Bibliothek, Fürst. Es verwundert mich, daß Ihr es hier sucht. Habt Ihr es nicht bei Euch?«
Asmodis beruhigte sich allmählich. Die Ruhe des Skeletthaften sprang auf ihn über. »Ich verstehe es nicht«, sagte er. »Ich habe es doch nicht verloren!«
»Das wäre fatal, Herr«, meinte DiStrego nachdenklich.
Asmodis ließ sich in einen hohen Lehnstuhl fallen. »Das wäre es in der Tat«, ächzte er. In
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