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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Eins
     
    M r Fogartys Haus lag am Ende einer kurzen Sackgasse. Die Vorderfenster waren zum Teil mit Packpapier zugeklebt, das ganze Haus sah verlassen und heruntergekommen aus. Aber Henry wusste, dass sie schon zugeklebt gewesen waren, als Mr Fogarty noch dort gewohnt hatte; die Nachbarn würden vermutlich keinen Unterschied bemerken. Und niemand, der einigermaßen bei Verstand war, würde auf die Idee kommen, ihn zu besuchen. Seinem letzten Besucher hatte Mr Fogarty mit einem Kricketschläger den Arm gebrochen.
    Henry besaß sämtliche Schlüssel, auch für die Vordertür, aber er ging lieber hintenherum. Der Garten lag wie so oft im Schatten – Mr Fogarty hatte einen Riesenzaun hochgezogen, damit ihn die Nachbarn nicht ausspionieren konnten –, aber viel zu sehen gab es ohnehin nicht: nur ein graues, vermoostes Stück Rasen, den Schuppen und daneben den Sommerflieder, wo Henry zum ersten Mal Pyrgus begegnet war. Er ging zu dem Strauch – einem von Hodges Lieblingsverstecken – und rief: »Hodge! Komm, Hodgie, Essenszeit!«
    Hodge musste im Gestrüpp gelauert haben, denn er war sofort da, den Schwanz emporgereckt, und strich Henry um die Knöchel. »Hallo, Hodge«, sagte Henry liebevoll. Er mochte den alten Kater wirklich, obwohl der das Grundstück in einen Friedhof für Ratten, Mäuse, Vögel und Kaninchen verwandelt hatte.
    Henry ging langsam und vorsichtig zur Hintertür, weil Hodge Achten zwischen seinen Füßen zog. Als er die Tür aufschloss und nach innen aufschob, lief Hodge ihm voran, ganz scharf auf seine Schlemmerhäppchen. Mr Fogarty hatte ihn immer mit irgendeinem Stinkezeug gefüttert, das wie Kotze aussah und keine 25 Pence die Dose kostete. Hodge fraß es zwar, aber Schlemmerhäppchen waren ihm lieber. Mit Mr Fogarty hatte er nie so geschmust wie jetzt mit Henry.
    Henry öffnete den Hängeschrank und holte zweimal Schlemmerhäppchen und Hodges Blechnapf hervor.
    »Das ist der Tod auf Raten für ihn – ist dir ja wohl klar«, grollte eine Stimme aus dem Schatten.
    Henry bekam einen solchen Schreck, dass er den Napf fallen ließ, der laut über die Küchenfliesen schepperte. Hodge fauchte empört und schoss zur Tür hinaus.
     

Zwei
     
    » A ngsthase«, höhnte Ihre Durchlauchtigste Hoheit, Prinzessin Holly Blue.
    »Ich bin kein Angsthase!«, protestierte Pyrgus. »Ich will mir nur genau ansehen, was er eigentlich vorhat.« Er blätterte betont interessiert durch das Musterbuch. Durch aufwändige Animationszauber ließen sich die gezeichneten Schmetterlinge drehen und die Flügel öffnen.
    »Du weißt genau, was er vorhat«, sagte Blue zornig. »Das sind traditionelle Motive – die sind seit Jahren nicht verändert worden! Und du hast sie oft genug an Papa gesehen.« Ihre Augen verschleierten sich. »Als er noch gelebt hat.«
    »Weiß ich«, sagte Pyrgus. »Weiß ich doch.« Er blätterte wieder um.
    »Also: Worauf wartest du dann noch?«
    Pyrgus murmelte etwas Unverständliches.
    »Was?«, fragte Blue scharf.
    »Nadeln sind eklig«, murmelte Pyrgus eine Spur lauter.
    Sie befanden sich im Purpurpalast, in den Privatgemächern des Kaisers – in Pyrgus’ Privatgemächern also. Des Kaisers Bildner wartete nun schon seit einer Stunde draußen.
    »Ich weiß, dass du Nadeln eklig findest«, sagte Blue, schon etwas freundlicher. »Aber du wirst um die Tätowierungen nicht herumkommen. Und du wirst sie dir jetzt machen lassen müssen, weil sie sonst nämlich während deiner Krönung noch jucken. Und willst du, dass der neue Purpurkaiser sich während der Zeremonie ständig kratzt? Das Volk wird ja denken, du hättest Flöhe.«
    »Ich könnte einen Heilzauber benutzen«, sagte Pyrgus.
    »Du könntest dich ja auch zusammenreißen«, sagte Blue schroff. »Du hast den Armen jetzt schon zweimal weggeschickt. Jetzt beiß mal die Zähne zusammen und bring es hinter dich.«
    »Oh Mann, na gut«, sagte Pyrgus widerwillig. Er nickte dem Diener zu, der wie eine Statue neben der Tür stand. »Er soll reinkommen.«
    Der Diener schwang die Tür mit elegantem Schwung auf. »Sir Archibald Buff-Arches«, verkündete er laut. »Des Kaisers Bildner.«
    Der Mann, der eintrat, erinnerte Blue ein wenig an ihren Erzfeind Jasper Chalkhill. Er war übergewichtig und hatte etwas für extravagante Kleidung übrig – er trug einen Gehrock aus changierender Seide, in die Illusionszauber eingewebt waren, so dass in den Falten verschleierte Nymphen zu schwimmen schienen. Aber da hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Seine

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