Im Bann des Voodoo
Dichter Nebel
Bob Andrews verspürte ein unangenehmes Kratzen im Hals. Um ihn herum war dichter Nebel. Er saß in der Dampfsauna auf seinem Handtuch und atmete die wohltuenden Eukalyptusdämpfe tief ein. Der dritte Detektiv plagte sich schon seit Tagen mit einer unangenehmen Erkältung herum und hoffte, durch intensives Schwitzen endlich davon befreit zu werden. Bob glaubte sich allein in der ausgekachelten Sauna. Träge saß er im Schneidersitz, umhüllt von heißen Dunstschwaden, und hing seinen Gedanken nach. Er ärgerte sich schwarz, denn gestern hatten die Ferien begonnen, und während seine beiden Freunde Justus und Peter mit ihren Fahrrädern an den Strand gefahren waren, saß er hier und versuchte, auf schnellstem Wege seine Grippe auszukurieren.
Plötzlich zuckte er erschrocken zusammen. Aus dem dichten Dampf drang das röchelnde Atmen eines Mannes zu ihm, das langsam in ein gequältes Stöhnen überging. Bob sah sich beklommen um und kniff die Augen zusammen. Er versuchte, irgendetwas zu erkennen. Doch die Tatsache, dass er seine Kontaktlinsen vor dem Saunabesuch herausgenommen hatte und ihn der Nebel wie eine wabernde Masse umgab, machte eine klare Sicht schier unmöglich.
»Hallo?«, rief Bob beklommen. »Wer ist denn da?«
Seine Worte hallten von den Wänden wider und die darauf folgende Stille jagte ihm trotz der hohen Temperaturen in der Sauna einen eiskalten Schauer über den Rücken. Angestrengt lauschte er. Aber jetzt war, bis auf einige Wassertropfen, die vereinzelt und kaum wahrnehmbar in irgendeiner Ecke des Raumes zu Boden fielen, nichts mehr zu hören. Dann hörte er das Geräusch von nackten Füßen auf einem gefliesten Boden. Die Saunatür wurde leise geöffnet und wieder geschlossen. Bob atmete auf.
Da war das Röcheln erneut! Aber nun wurde es lauter. Wieder tappten nackte Füße auf dem gefliesten Boden, diesmal klang es mühsamer, schien langsam näher zu kommen.
Erschrocken sprang Bob auf: Er musste hier raus, er musste Hilfe holen! Im Nebel ortete er die teilverglaste Saunatür und stürzte darauf zu. Seine Füße fanden auf den glatten Bodenfliesen keinen Halt. Beinahe wäre er ausgerutscht, doch in letzter Sekunde erlangte er sein Gleichgewicht zurück und näherte sich der Türklinke. In diesem Moment stolperten seine Beine über ein Hindernis und der dritte Detektiv schlug der Länge nach auf die Kacheln. Eine Hand tastete nach seinem Bein und umklammerte sein Fußgelenk.
»Hilfe!« Bob blickte entsetzt zu Boden und starrte in das schmerzverzerrte Gesicht eines älteren Mannes.
»Bring mich … raus … Junge … ich kriege keine … Luft mehr!« Erschöpft löste der Mann seine Hand von Bobs Fußgelenk, sein Atem kam rasselnd, in kurzen Stößen.
Geistesgegenwärtig öffnete Bob die Saunatür und drückte seinen Fuß dagegen. Dann griff er unter die Schultern des Mannes und zog ihn langsam aus der dampfenden Hölle.
»Um Himmels willen! Was ist passiert?« Ein junger Angestellter kam herbeigeeilt und kniete besorgt neben dem schwer atmenden Mann.
»Er hat keine Luft mehr bekommen!«, erklärte Bob. Erleichtert registrierte er, dass sich das keuchende Atmen des Mannes langsam wieder beruhigte.
»Geht es?«, fragte der junge Angestellte. »Sollen wir Sie ins Krankenhaus bringen oder einen Arzt verständigen?«
»Nein, nein! Keinen Arzt und auf keinen Fall ins Krankenhaus! Ich bin gleich wieder okay …« Mühsam setzte sich der Mann aufrecht hin, rutschte langsam nach hinten, bis er sich ächzend mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. »Auf mich wartet eine Menge Arbeit. Ich kann die Wet Boys jetzt unmöglich im Stich lassen!«
»Die wen?« Der junge Angestellte blickte ihn fragend an.
»Sie kennen die Wet Boys nicht?« Der Mann lachte gequält auf. »Nun ja, vielleicht sind Sie aus dem Alter schon raus. Jeder Teenager schwärmt von ihnen. Die Jungs haben …« Ein heftiger Hustenanfall unterbrach seine Erklärung. »Die Jungs haben mit ihrer Musik den heutigen Zeitgeist voll erwischt und sind noch längst nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen!« Ein weiterer Hustenanfall beendete die Pressemitteilung.
»Eine Musikband? Ich interessiere mich mehr für Sport.« Der junge Angestellte blickte den Mann verständnislos an und richtete sich wieder auf. »Aber wie ich feststelle, scheint es Ihnen wieder besser zu gehen, das ist die Hauptsache, Mann. Sie beide haben mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Na ja, wenn Sie keine Hilfe mehr benötigen, dann gehe
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