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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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in dem Klub.«
    »Jeder ist an seinem Unglück selbst schuld. Hals- und Beinbruch.«
    Er legte auf, und ich ahnte nicht, dass ich seine Stimme zum letzen Mal gehört hatte.
    ***
    Die Kneipe hieß Golden Star, aber sie hatte weder mit Gold noch mit Sternenglanz das geringste zu tun. Sie war einfach ein dumpfes, rauchgeschwängertes, schmutziges Loch.
    Seit acht Tagen war ich aus dem Krankenhaus entlassen, und ich hatte mit unserem Chef, Mr. High, ein Abkommen getroffen, dass ich die nächsten vierzehn Tage darauf verwenden durfte, Benny Melroys Wegen nachzugehen. Eine Station an diesem Wege war das Golden Star.
    Die Kneipe lag in der Nähe des 112. Piers, und die Matrosen bestimmter Südamerika-Linien nahmen hier den ersten Schluck, wenn sie auf Landurlaub gingen. Mancher von ihnen blieb auch gleich im Golden Star kleben und trank nicht nur den ersten, sondern auch den letzten Schluck.
    In einem Hinterzimmer dieser Kneipe ging es oft hart her. Dort wurde gespielt. Auf viele Arten: Poker, Roulette und andere zum Teil verbotene Glücksspiele. Sehr übel war dabei das amerikanische Würfelspiel, bei dem man sehr schnell ein armer Mann werden kann. Die Einsätze werden dabei, ähnlich wie beim Roulette, auf die markierten Felder des Spieltisches geschoben.
    Ich fühlte mich wieder fit. Zwar klebte auf dem Kratzer noch ein mächtiges Pflaster, aber der Doc hatte mir versprochen, er würde es mir in ein paar Tagen endgültig herunterreißen, und außerdem hatte Mr. High darauf bestanden, dass Phil mich begleitete.
    Zu Melroys Lebzeiten, bevor er auf die Idee kam, mich umlegen zu wollen, hatte eine Pokerpartie zu seinen Spezialitäten gehört. Nun kann man, auch wenn man geschickter ist, als Melroy es war, schräges Poker nicht allein gegen drei Mann spielen. Man braucht einen Partner, der eingeweiht ist, der die Runde in Gang hält, die Einsätze hochtreibt und den Falschspieler mit einem vereinbarten Zeichensystem über sein Blatt verständigt. Wir wussten, dass Melroy mit einem Burschen zusammengearbeitet hatte, der auf den Spitznamen Tricky Chuck hörte; wir wussten, wie er aussah, und dass er im Golden Star zu finden sei.
    Am Abend, an dem wir die Kneipe betraten, schlugen uns dort die Wogen bereits haushoch. Seeleute, deren schwarze Haare und dunkel getönte Haut die Südamerikaner verrieten, hielten die Tische besetzt und traktierten die Hafengirls mit dem gepanschten Zeug, das der Wirt des Golden Star in der Waschküche eigenhändig verdünnte',’ um die Unkosten seines Unternehmens in Grenzen zu halten. Dazwischen saßen finstere Typen der New Yorker Unterwelt, nach einem Opfer ausspähend, mit raschem Blick die abgewetzten Brieftaschen der Matrosen auf ihren Inhalt, den Mann auf seine Kraft und seine Gefährlichkeit abschätzend.
    Auch uns traf der Blick der Hafengeier. Der eine beugte sich zum anderen, zischelte: »Vorsicht! Bullen!« Die Seeleute aber ließen sich nicht stören und blieben bei ihrem fröhlichen Krach.
    Wir schoben uns zwischen den Tischen durch und hielten Ausschau nach Tricky Chuck. Wir entdeckten ihn an einem runden Tisch im Hintergrund in einer Runde'mit drei Matrosen und drei Mädchen. Außer Tricky gehörte ein vierter Mann zu der Runde, der Partner, den der Falschspieler zum Ausnehmen der Seeleute brauchte.
    Das Spiel schien noch nicht lange zu laufen, denn noch waren die Dollarpäckchen vor den Matrosen mehr oder weniger intakt, und vor Tricky Chuck und seinem Partner lagen nur ein bescheidenes Häufchen Silbergeld und drei oder vier Scheine.
    Als wir an den Tisch traten, blätterte Tricky seine Karten auf. Die Matrosen starrten mit leicht verglasten Augen auf drei Könige und zwei Damen, warfen fluchend ihre Karten hin, und Tricky Chuck zog mit einem Lächeln den ersten Pott zu sich herüber. Als er auf sah, fiel sein Blick auf uns. Das Lächeln erlosch wie eine ausgeblasene Kerze.
    Nirgendwo entsteht leichter eine Massenschlägerei als in einer Hafenkneipe. Es war nicht ungefährlich, das Spiel zu unterbrechen, aber andererseits würde Tricky Chuck den Mund leichter öffnen, wenn ihm vorher ein kleiner Schock versetzt wurde;
    »Wir brauchen dich, Tricky«, sagte ich ruhig.
    Chuck war nicht der Mann, irgendwelchen Widerstand zu leisten. Er war auch körperlich dazu gar nicht in der Lage. Seine ganze Figur erinnerte an ein ausgewrungenes Handtuch.
    Gehorsam stand er auf, vergaß allerdings nicht, das gewonnene Geld eilig zusammenzuraffen und in den Taschen seines viel zu weiten Anzuges

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