0223 - Sie würfelten um unser Leben
verschwinden zu lassen.
Das passte natürlich den Matrosen nicht. Eine schwere Faust krachte auf den Tisch.
»Du bleibst hier!«, brüllte einer der Seeleute. »Es wird weitergespielt.« Sein Englisch war miserabel, aber durchaus verständlich.
»Später, Boys«, lispelte Tricky. »Ich muss mit diesen Gentlemen sprechen.«
Der Sailor drehte den Kopf und stierte uns aus verglasten Augen an.
»Scher dich zur Hölle, Gringo!«, grölte er. »Wir spielen!«
»Halt dich ruhig, Sailor!«, antwortete ich. »Sei froh, dass wir dir einen Teil deiner Heuer retten!«
Ich weiß nicht, ob er mich verstand. Jedenfalls sagte er etwas auf Spanisch zu seinen Kameraden, und alle drei schüttelten die Girls von sich ab. Dann sprangen sie auf. Je einer griff sich Tricky Chuck und seinen Partner, und der Sprecher und Anführer fiel mich an.
Bevor ich die Arme hochnehmen konnte, schob Phil mich rasch, aber ganz leicht zur Seite.
»Gestatte, Jerry«, murmelte er. Im gleichen Augenblick hatten seine rechte Faust und das Kinn des Matrosen einen Zusammenstoß. Es sah aus, als hätte Phil seine Faust nur hingehalten, und als wäre es der Sailor gewesen, der sein Kinn dagegenschlug. Der Matrose fiel auf den Stuhl zurück, von dem er gerade aufgesprungen war. Dann fiel der Stuhl mit ihm um, und Phil vollendete ruhig seinen Satz: »Du bist nämlich noch schonungsbedürftig.«
Tricky Chuck und sein Kumpan schrien in den Fäusten der anderen Seeleute wie am Spieß. Ich sah, wie eine schwere Hand in Trickys Gesicht klatschte. Das Blut stürzte ihm aus der Nase.
Phil und ich schoben ein paar Stühle zur Seite und kauften uns je einen der Matrosen. Phil riss seinen Mann am Hemd herum, feuerte einen prächtigen Schwinger ab, der haargenau an Chucks Nase vorbeizischte und an dem Kinn des Sailors explodierte. Die Fäuste des Seemanns ließen Chuck fahren. Er torkelte gegen den Tisch, drehte sich um seine Achse, riss eines der aufkreischenden Hafengirls von den Füßen und landete, schon eingeschlafen, auf dem Fußboden.
Ich begnügte mich, um unnötige Strapazen zu vermeiden, mit einem Handkantenschlag, der den Hals des Seemanns traf, der Chucks Partner in den Händen hielt. Der Sailor ließ den Falschspieler los wie einen heißen Ziegelstein und fiel steif wie ein Stock um. Die ganze Szene hatte keine Minute gedauert. Bis auf zwei Gläser und Chucks Nase war nichts ernsthaft beschädigt, und abgesehen von dem Kreischen der Mädchen und den umpolternden Stühlen war nicht einmal viel Lärm entstanden. Die anderen Gäste hatten dem Vorgang kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Lediglich der Wirt hatte seine Kellnergarde zusammengepfiffen und rückte an ihrer Spitze an. Aber es war alles schon erledigt, und es kam lediglich darauf an, den Wirt von weiteren Feindseligkeiten abzuhalten.
Das war auch in unserem Interesse, denn der Wirt der Kneipe war von äußerst massiver Bauart, und seine vier Kellner sprengten mit ihrer Schulterbreite fast die schmuddligen weißen Jacken. Außerdem trug jeder einen kurzen, massiven Knüppel in der Hand.
»Kein Grund zur Aufregung«, sagte ich rasch. »Wir brauchen diesen Mann.« Ich zeigte auf Tricky Chuck.
»Bullen?«, vergewisserte sich der Wirt. Seine Stimme erinnerte an das Knurren eines gereizten Löwen.
»FBI«, antwortete ich.
Die drohend erhobenen Knüppel sanken um einiges herab. Die Augen des Wirtes richteten sich unsicher auf den Boden.
»Wer bezahlt mir den Schaden?«, grunzte er.
»Halte dich an die Sailors! Sie haben angefangen.«
»Schert euch raus!«, schnaufte er, allerdings in gemäßigter Lautstärke. »Ich lasse mir von niemandem das Geschäft verderben, auch nicht von G-men.«
»Bleib höflich, mein Freund«, warnte ich ihn, griff Tricky Chuck am Ärmel, zog ihn am Wirt und seiner Garde vorbei nach draußen. Chucks Partner ließen wir zurück.
***
Draußen lehnten wir Tricky gegen eine Hauswand. Er hielt einen schmutzigen Taschentuchfetzen unter die Nase gedrückt und bemühte sich, das Blut zu stillen. Er zitterte am ganzen Körper und schluchzte in jammernden Tönen.
Als er .merkte, dass wir keine Anstalten trafen, ihn in einen Wagen zu verfrachten, überflutete ihn eine neue Angstwelle.
»Warum bringt ihr mich nicht fort?«, kreischte er. »Ich brauche einen Arzt. Ich habe Anspruch auf einen Arzt, weil ich bei der Verhaftung verletzt wurde.«
»Du bist nicht verhaftet. Das FBI interessiert sich nicht für eine kleine Spielratte. Außerdem wirst du das bisschen Nasenbluten nicht
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