0226 - Tokatas Erbe
klangen anders als sonst. Nicht so fröhlich, wild und kreischend. Eher ängstlich und noch immer unter dem Schock des eben Erlebten stehend.
Ein Ordner wollte mich aufhalten. Ich zeigte ihm meinen Ausweis, konnte passieren, und mir fielen sofort die drei Polizeiwagen auf, die nahe den Schwimmbecken standen. Durch ein Tor waren sie auf die Wiesen gefahren.
Die Beamten waren nicht zu beneiden. Sie mußten Protokolle aufnehmen, aber das war bei dem Stimmenwirrwarr so gut wie unmöglich. Da redete jeder etwas anderes, auch dem Bademeister gelang es nicht, Ordnung in das Chaos zu bringen.
Der Einsatzleiter kannte mich. Er winkte mir zu, während ich einen Ring von Neugierigen durchbrach.
»Das ist ein Fall für Sie, Sir«, sagte er, als er mir die Hand reichte.
»Wieso?«
Er hob die Schultern.
»Hören Sie sich mal die Erklärungen der Leute an. Da kann man das Gefühl bekommen, man wäre in Star Wars, dritter Teil.« Er schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich, was hier gelaufen sein soll.«
»Und was ist tatsächlich gelaufen?« wollte ich wissen.
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
Ich verzog die Mundwinkel. »Schwaches Bild, mein Lieber, aber lassen wir das. Haben Sie meinen Kollegen Suko gesehen?«
»Den Chinesen?« fragte der Bademeister, der sich in unsere Nähe gemogelt hatte.
»Genau den.«
»Er wollte allein sein, hat sich in eine der Umkleidekabinen zurückgezogen, der Mann ist mit den Nerven am Ende. Kein Wunder«, fügte er noch hinzu.
Da gab ich ihm recht. Shao war vor Sukos Augen entführt worden. Ich konnte mir den Zorn über seine Hilflosigkeit gut vorstellen und erkundigte mich, wo die Kabinen lagen. Der Bademeister deutete auf einen flachen Bau, der wie eine Kaserne aussah.
»Dort werden Sie ihn sicherlich finden.«
Ich bedankte mich mit einem Kopfnicken und machte mich auf die Socken.
In dem langen schmalen Haus war es furchtbar schwül. Es roch nach Schweiß und nasser Kleidung. Im Sammelsaal befanden sich noch einige Kinder, die sich hastig umzogen. Suko entdeckte ich nicht.
Durch eine Schwingtür gelangte ich in einen Gang, der zu beiden Seiten Türen aufwies. Dahinter lagen die Einzelkabinen. Ich rief Sukos Namen. Der Chinese antwortete mir.
Ich stieß die Tür zur zweiten Kabine auf und sah Suko auf eine Holzpritsche sinken. Den Kopf hatte er gesenkt, das Kinn in die Hände gestützt. Über ihm fiel durch eine schmale, glaslose Öffnung ein handbreiter Lichtstreifen und malte ein helles Muster auf den Kopf des Chinesen. Ich schloß die Tür.
»He, Alter«, sagte ich und tippte Suko auf die Schulter.
Müde hob er den Kopf. »Du bist es.«
»Wer sonst?«
»Danke, daß du gekommen bist.«
»War doch selbstverständlich.«
»Das sagst du so einfach. Schließlich bin ich ein Versager und nicht in der Lage, meine Freundin zu schützen.«
Ich nahm neben ihm auf der Bank Platz.
»Nun mach mal einen Punkt, Alter. Mir wäre es auch nicht anders ergangen. Und das ist keine leere Phrase, wenn ich das sage.«
»Möglich«, erwiderte der Chinese tonlos.
»Alles durchaus möglich. Nur vergißt du eins. Ich habe einen großen Fehler gemacht und bin ohne Waffen in das Freibad gegangen.«
»Glaubst du denn, daß ich welche mitgenommen hätte?«
»Aber wir müssen immer auf alles gefaßt sein«, rief Suko und schlug sich auf die Schenkel. »Jetzt haben wir die Quittung bekommen. Und das ist hart.«
»Wie ist diese ganze Sache eigentlich passiert?« wollte ich von meinem Freund wissen.
Suko berichtete mit sparsamen Worten. Er schmückte nichts aus, vor allen Dingen kritisierte er seine Leistung und machte sich immer wieder Vorwürfe. Selbstverständlich wußte ich sofort Bescheid, als Suko mir den Dämon beschrieb.
Das war Susanoo, davon biß keine Maus den Faden ab. Er hatte nicht nur auf dem Jahrmarkt zugeschlagen, sondern auch im Freibad. Mein Freund wunderte sich, daß ich den Namen und den Dämon kannte.
Jetzt war es an mir, meine Erlebnisse zum besten zu geben. So etwas wie harter Wille blitzte in den Augen meines Freundes. Er ballte die Hände.
»Dann hat es die andere Seite nicht nur auf mich abgesehen…«
»Nein, ich bin auch betroffen.«
»Und es geht nur um das Schwert.«
»Zum einen.«
»Wie meinst du das, John?«
Ich legte die Hände gegeneinander. »Über die Verteilung der Rollen bin ich mir noch nicht genau im klaren. Ich bekomme Shao nicht in das Rätsel hinein. Sie ist nach wie vor die große Unbekannte.«
»Für mich nicht. Man hat mir doch erklärt,
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