Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

Titel: 0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Lösegeld für blonde Girls
Vom Netzwerk:
Gestern aber traf ich ihn auf der Fifth Avenue. Er saß in einem neuen, hellblauen Pontiac und neben ihm ein schönes, blondes Mädchen. Lycys Freund muß jetzt sehr viel Geld haben. Vielleicht hat er auch eine reiche Frau geheiratet, aber ich werde den Gedanken nicht los, er habe etwas mit Lucys Tod zu tun.«
    »Können Sie mir denn keinen Tip geben, wie das Mädchen mit Nachnamen hieß und wo sie wohnte? Die Stadtpolizei hat das bisher nicht herausfinden können.«
    Die kleine Mi zog ihre hochgeschwungenen Brauen zusammen und sagte.
    »Ihren Nachnamen hat sie niemals genannt, aber sie muß irgendwo in der Gegend von Morriss Park gewohnt haben. Sie hatte eine Wirtin, die Nelly hieß. Es muß eine sehr komische Frau sein. ›Greedy Nelly‹ nannte Lucy sie, weil sie so außerordentlich geldgierig und geizig war. Wenn ich nicht aufpasse, sagte sie, so würde mich die Alte bis zum Weißbluten schröpfen. Sie macht das mit all den Mädchen so, die bei ihr wohnen.« Mehr konnte die kleine Chinesin mir nicht sagen. Ich bedankte mich bei ihr, und sie ging mit dem gleichen, süßen Lächeln und dem gleichen Knicks, mit dem sie gekommen war.
    Ich setzte mich mit Sergeant Starck in Verbindung. Der hatte trotz aller Mühe nichts über die Person der Verunglückten herausbekommen können. Ich sagte auch nichts von dem Verdacht der kleinen Chinesin, sondern gab ihm nur die Tips, die zur Auffindung ihrer damaligen Schlummermutter und damit sicherlich auch ihres Namens führen mußten.
    Schon eine Viertelstunde danach rief Sergeant Starck zurück.
    »Ein Weib mit dem Spitznamen Greedy Nelly existiert tatsächlich. Sie betreibt eine Pension für junge Damen in der 122. Straße 76. Das ist wirklich dicht beim Morriss Park. Die Damen, die bei ihr wohnen, sind natürlich keine wirklichen Damen, sondern Revuegirls, Animiermädchen und so weiter. Ich bin im Begriff hinzufahren und mir die Olle zu kaufen. Haben Sie Lust dabeizusein, wenn ich sie hochnehme? Im Gegensatz zu Ihrer sonstigen Beschäftigung werden Sie dabei allerhand Spaß erleben.«
    »Okay. Wann sind Sie da?«
    »Ich fahre jetzt los, also in ungefähr einer halben Stunde.«
    »Also um elf Uhr dreißig treffen wir uns vor dem Haus.«
    Der Sergeant kam fünf Minuten später als ich, und wir fuhren zusammen mit dem Selbstbedienungslift bis zur dritten Etage, wo ein Schild mit der Aufschrift: Pension Elvira und darunter der Name Nelly Arbarnot hing.
    Auf unser Klingeln öffnete uns eine imposante und elegante Dame, deren graues Haar tadellos frisiert und hellblau getönt war.
    »Mrs. Arbarnot?« fragte Sergeant Starck und zückte seinen Dienstausweis.
    Ich hatte den Eindruck, daß die Frau zusammenschreckte, aber dann lächelte sie freundlich und forderte uns auf, einzutreten.
    »Sie hatten eine Mieterin mit Vornamen Lucy. Diese Mieterin wohnt seit dem 14. Juni nicht mehr bei Ihnen. Wissen Sie, wo die Dame hingekommen ist?« fragte Starck.
    »Ich habe keine Ahnung, Leutnant«, lächelte sie. »Miß Lucy ist wahrscheinlich mit einem Freund in Urlaub gefahren.«
    »Ohne Ihnen das vorher mitzuteilen?«
    »O doch. Sie hatte mir gesagt, sie werde an einem der nächsten Tage verreisen. Ihr Koffer war bereits gepackt, und diesen hat sie mitgenommen.«
    »Und wie hieß die junge Dame mit Nachnamen?«
    »Miller, Lucy Miller, und sie stammte, soviel ich weiß, aus Washington.«
    Die Unsicherheit der Alten war mir keineswegs entgangen, und außerdem wußte ich, daß sie log. Lucy hatte keineswegs die Absicht gehabt, zu verreisen, und sie hatte bestimmt auch keinen Koffer gepackt.
    »Soso, Lucy Miller aus Washington«, grinste der Sergeant. »Haben Sie zufällig ein Bild der jungen Dame?«
    »Ich bedauere außerordentlich. Damit kann ich Ihnen nicht gefällig sein. Miß Miller ließ sich nicht gern fotografieren. Sie war, wie man so sagt, nicht fotogen.«
    »Und Sie haben nichts mehr von ihr gehört?«
    »Leider nicht.«
    »Können wir einmal ihr Zimmer sehen?«
    »Da muß ich abermals bedauern. Das Zimmer ist bereits wieder vermietet, und die Bewohnerin schläft noch. Sie hat nämlich Nachtdienst.«
    »Sie wußten also, daß Ihre Mieterin Lucy Miller von ihrer Reise nicht zurückkommen werde.«
    »Sie hat mir nichts dergleichen gesagt, aber sie war schon vierzehn Tage mit der Miete im Rückstand, und ich muß ja mein Geld verdienen.«
    Sie zuckte die Achseln, und dabei glitzerte die Anstecknadel, die sie über der linken Brust trug. Es war eine selten schöne Nadel, Platin mit einem

Weitere Kostenlose Bücher