0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls
Ihnen recht viel Glück«, sagte Phil. »Aber das ist nicht der eigentliche Grund unseres Hierseins. Nachdem Sie heil und gesund wieder zu Hause waren, haben wir den Fall zur Abwicklung der Stadtpolizei übergeben. Die Herren jedoch kommen absolut nicht weiter. Es geht immer noch darum, die Verbrecher zu fassen, die, als Mr. Grored Sie befreite, leider entkommen konnten. Wir wollen darum noch einen letzten Versuch machen. Vielleicht wissen Sie etwas, das Ihnen unwichtig erscheint und doch von ausschlaggebender. Bedeutung ist. Sie sagten, Sie hätten diese Gangster niemals gesehen, aber Sie müssen sie doch mehr oder weniger deutlich gehört haben. Würden Sie denn nicht ihre Stimmen wiedererkennen?«
»Keinesfalls. So laut sprachen die Kerle nicht, und ich weiß nicht einmal, ob es einer, zwei oder drei waren.«
»Wie ist es denn mit Ihrem Verlobten? Der muß die Burschen doch gesehen haben, als er sich mit ihnen herumschoß.«
»Das gleiche habe ich ihn auch schon gefragt, aber ich muß ihm recht geben, wenn er zu seiner Entschuldigung hervorbringt, daß die Wohnung in Mullberry Street fast kein Licht hat, na, und außerdem war er natürlich in großer Erregung. Man hat ja nicht jeden Tag eine Schlacht mit einer Gangsterbande.«
»Er weiß also, wie viele es waren?«
»Nicht ganz genau, aber er glaubt, es seien zwei gewesen.«
»Wo und wann können wir Mr. Grored erreichen?« fragte ich.
»Wir erwarten ihn jeden Augenblick. Wenn Sie sich noch etwas gedulden wollen…«
Ein blauer Pontiac fuhr vor und hielt so abrupt, daß der Kies des Weges spritzte. Der Insasse sprang leichtfüßig heraus und nahm die dunkle Brille ab, die er zum Schutz gegen das Sonnenlicht getragen hatte.
»Hallo, Martin!« rief Kay.
»Hallo, Kay! Wie geht’s?«
Dabei hatte er die dunkle Brille gegen eine normale Hornbrille vertauscht. Martin Grored mußte stark kurzsichtig sein. Vorher hatte er uns nicht gesehen. Seine Augen starrten durch die funkelnden Gläser. Er drehte sich auf dem Absatz um, und dann eilte er mit schnellen Schritten dem Gittertor zur Straße zu.
Ich war wenigstens genauso perplex wie er selbst.
Martin Grored, der Mann, der Kay aus den Fängen der Gangster befreit hatte, Martin Grored, der Mr. Trace eine halbe Million gerettet und sich mit seiner Tochter verlobt hatte, war der Jüngling aus dem »Goldenen Drachen«, derselbe, von dem Lucy erzählt hatte, sie habe mit ihm zusammen ein großes Ding gedreht und habe ihn aus diesem Grund in der Hand.
Am nächsten Tag war sie dann tödlich überfahren worden.
»Hallo, Martin, Martin!« rief Kay, aber er hörte nichts.
Er rannte, als sei ihm der Teufel auf den Fersen.
In diesem Augenblick fielen die hundert Teile des Puzzles, an dem wir über drei Wochen gerätselt hatten, an ihre Plätze, und ich sah das klare Bild dessen, was geschehen war, vor mir.
Jetzt aber hatte ich keine Zeit zu Erklärungen. Gleichzeitig sprang Phil ebenfalls auf. Meine Kaffeetasse kippte um, und ihr Inhalt ergoß sich über die Tischdecke. Mein Stuhl flog rücklings zu Boden.
Im Laufen riß ich die Pistole heraus. Grored hatte bereits hundert Schritt Vorsprung. Wenn es ihm gelang, die Park Avenue zu erreichen, so würden wir ihn im Menschengewühl verlieren, aber er erreichte sie nicht.
Ein Cop kam um die Ecke. Wäre er vorbeigelaufen, so hätte er es vielleicht geschafft, aber er stutzte. Der Cop sah uns und die Pistole in unseren Händen. Es war ein alter, kluger und geistesgegenwärtiger Cop.
Er tat gar nicht viel. Als Grored den Schock überwunden hatte und an ihm vorbeirennen wollte, streckte er nur den Fuß aus. Der Flüchtige stolperte und schlug hart auf die Steine, wo er bewußtlos liegenblieb.
»Was ist los?« fragte der Blaue gemütlich, als wir ihm anstatt einer Erklärung die Erkennungsmarke hinhielten.
»Bleiben Sie hier und passen Sie auf, aber ziehen Sie dem Kerl vorsichtshalber ein paar Armbänder an«, sagte ich. »Wir bestellen einen Wagen. Seien Sie vorsichtig! Der Bursche ist rabiat.«
»Keine Sorge!«
Er griff in die Tasche, und wir hörten die Handschellen klingeln. Gleich daneben war eine Telefonzelle, in der wir das Erforderliche erledigten.
Dann gingen wir langsam zurück nach dem Haus der Familie Trace. Wir wußten nicht recht, wie wir den Leuten diese scheußliche Nachricht überbringen sollten.
Kay kam uns bereits entgegen. Sie packte mich mit beiden Händen am Arm und flüsterte heiser:
»Um Gottes willen! Was hat er getan?«
»Er hat Ihren
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