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023 - Die Vampir-Klinik

023 - Die Vampir-Klinik

Titel: 023 - Die Vampir-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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haben. Der Schock war tief in sein Gesicht geschrieben. Er sah mich an, aber ich hatte den Eindruck, er würde mich nicht richtig wahrnehmen.
    Und Melusine Dodd? Wo war sie? Ich sah sie nicht, entdeckte nur ein offenes Fenster, und einen Mann, der soeben durch dieses Fenster hinausklettern wollte.
    Im dritten Stock! Hatte er den Verstand verloren? Für mich gab es dafür nur eine einzige Erklärung: Ich war zu spät gekommen.
    Moon gehörte nicht mehr zu uns. Melusine hatte ihn auf die Schattenseite geholt.
    Vermutlich hatte sie den Operationssaal durch dieses Fenster verlassen, und Moon wollte ihr folgen.
    »Dr. Moon!« schrie ich.
    Den Mann riß meine scharfe, peitschende Stimme herum. Während er sich drehte, sah ich die furchtbare Bißwunde an seinem Hals – die Bestätigung dafür, daß meine Annahme richtig war.
    Er bleckte die spitzen Vampirzähne, die ihm bereits gewachsen waren und ging sofort in Kampfstellung. Ich dachte an Melusine, die sich irgendwo dort draußen befand.
    Wenn ich sie mir holen wollte, müßte ich diese Hürde überwinden. Würde es mir gelingen, Dr. Moon zu überrennen? Es wäre verdammt wichtig gewesen, blitzschnell mit ihm fertigzuwerden, damit Melusine ihren Vorsprung nicht allzu sehr ausbauen konnte.
    Ich startete.
    Und Dr. Moon warf sich mir mit ausgebreiteten Armen entgegen.
    Er wollte mich um keinen Preis zum Fenster lassen. Wir prallten gegeneinander. Ich versuchte Moon mit dem magischen Ring zu treffen, doch er nahm den Kopf blitzschnell zurück, und meine Faust wischte haarscharf an seinem Kinn vorbei.
    Seine Arme umschlangen mich. Er drückte zu, daß meine Rippen knackten, riß mich hoch, indem er sein Kreuz nach hinten bog, fegte mir die Beine mit einem Tritt unter dem Körper weg und schleuderte mich auf den Boden.
    Der Aufprall war verdammt hart. Ein schmerzlicher Ausdruck zuckte über mein Gesicht. Moon versuchte meine Stirn zu treffen, doch es gelang mir, sein Bein abzufangen und hochzureißen.
    Der Anästhesist taumelte drei Schritte zurück. Ich hatte Zeit, aufzuspringen, und als er sich mir erneut mit ungestümer Kraft entgegenwarf, drückte ich ihm meinen magischen Ring in den Bauch.
    Seine Kleidung schwächte die Wirkung des Rings zwar, aber Dr. Moon spürte doch, daß da eine Kraft im Spiel war, vor der er sich hüten mußte. Ein Wechselspiel von Ausdrücken geisterte über sein Gesicht.
    Wut, Furcht, Haß, Gier, Aggression…
    Er verlor für einen Moment seine wilde Entschlossenheit, war unschlüssig und wich zurück. Da ich keine Zeit zu verlieren hatte, setzte ich nach. Meine Linke traf ihn am Kinnwinkel.
    Das machte ihm kaum etwas aus. Aber dann kam die Rechte mit dem Ring, und dieser Volltreffer, der haargenau auf dem Punkt landete, schaltete ihn aus.
    Er brach zusammen, und ich konnte ihn vorläufig vergessen. Es würde eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kam. Inzwischen konnte ich mir Melusine Dodd holen.
    Hinter mir kam der ohnmächtige Arzt zu sich. Die Krankenschwester half ihm auf die Beine. Ich eilte zum Fenster, und als ich hinauskletterte, betrat Dr. Gary Fraser betroffen den Operationssaal.
    Aus seiner Klinik war ein höllisches Tollhaus geworden.
    Ruhige Lage, friedliche, erholsame Stille – das gehörte der Vergangenheit an. Jetzt war in der Klinik der Teufel los. Angst und Schrecken waren in dieses Haus eingezogen, und keiner war mehr seines Lebens sicher.
    »Ballard!« schrie Fraser.
    Ich hatte keine Zeit, ihm zu antworten, denn oben verschwand soeben Melusine hinter dem Rand des Daches. Sie war an der Fassade hochgeklettert. Ich tat das gleiche.
    Der Backsteinbau bot mir viele Möglichkeiten, mich festzuhalten.
    Ich fand auch immer wieder Gelegenheit, meinen Fuß auf diesen oder jenen Vorsprung zu setzen.
    Es gehörte zwar nicht zu meinen täglichen Pflichtübungen, an irgendwelchen Fassaden hochzuklettern, aber an dieser hatte ich dennoch keine Schwierigkeiten.
    Zwei Etagen legte ich auf diese Weise zurück und befand mich nun direkt unter dem Dachvorsprung. Einen Blick in die Tiefe versagte ich mir, denn was ich gesehen hätte, hätte mir nicht gefallen.
    Nun kam die einzige Schwierigkeit dieser Klettertour: Ich mußte den Dachvorsprung überwinden. Rasch streckte ich meinen linken Arm aus und umklammerte mit den Fingern den wulstigen Rand der Regenrinne.
    Ich konnte nur hoffen, daß sie stabil genug war, denn in wenigen Augenblicken würde mein gesamtes Körpergewicht daran hängen.
    Wenn das zuviel für sie war – dann gute Nacht,

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