023 - Die Vampir-Klinik
langen Zähne, die sich ihm entgegenreckten, und brüllte wie am Spieß.
Sie biß zu. Da krallte Pat Hingle seine Finger in den dünnen Stoff ihres Nachthemds und riß sie zurück. Melusine fauchte wütend. Sie wandte sich Hingle zu, ohne aufzustehen.
Aus der Drehung schlug sie nach ihm, und sie legte ihre ganze Kraft in diesen Schlag. Die Wucht des Treffers stieß Pat Hingle zurück. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte.
»P-a-t-!« schrie Peggy Coughlin, als sie sah, was der Sturz für Folgen haben würde, denn Hingle kippte nach hinten und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Kante des Operationstischs.
Einen Sekundenbruchteil später lag er auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. War er tot? Oder nur ohnmächtig? Peggy wußte es nicht, und diese Ungewißheit machte sie beinahe verrückt.
Moon wollte die kurze Unachtsamkeit der Vampirin nützen, um freizukommen, doch er hatte kein Glück, denn Melusine wandte sich schon wieder ihm zu, und diesmal schien er nicht mehr verhindern zu können, daß sie ihm ihre langen, spitzen Zähne in den Hals grub.
***
Er stand neben mir. Wir waren nur durch die Tür getrennt, deshalb konnten wir einander nicht sehen. Ich wagte kaum zu atmen. Er war stehengeblieben, und ich wartete voller Ungeduld darauf, daß er weiterging, um hinter ihn zu gelangen.
Sekunden tickten durch meinen Kopf, und jede war mit glühenden Stacheln versehen. Ich hielt diese Folter kaum noch aus. Als er nach der kurzen Frist, die ich ihm einräumte, immer noch keinen Schritt weiterging, disponierte ich blitzschnell um.
Es ging auch anders. Und zwar so: Ich wuchtete mich gegen die Tür und verlieh ihr zusätzlichen Schwung, indem ich meinen angewinkelten Arm vorschnellen ließ.
Das Türblatt krachte gegen ihn. Er stieß einen dumpfen Laut aus.
Ich packte die Tür, warf sie zur Seite und katapulierte mich der Gestalt entgegen, die sich am Rahmen festhielt.
Beinahe hätte ich zugeschlagen – und den Falschen getroffen, denn ich hatte nicht Torack vor mir, sondern Elias McCleary, den Vampirjäger, der die Wirkung meines Überfalls erst verdauen mußte.
»Tut mir leid, McCleary«, sagte ich. »Ich dachte, ich hätte es mit Torack zu tun.«
»Schon gut, Mr. Ballard. Es war meine Schuld«, ächzte der Vampirjäger. »Ich kam vor wenigen Minuten hier an und erfuhr von Torack, und daß Sie und Ihr Freund ihn im Keller zu kriegen versuchen. Ich möchte mich an dieser Jagd beteiligen.«
»Haben Sie Dodd mitgebracht?«
Der Vampirjäger schüttelte grimmig den Kopf und berichtete mir, was für ein schreckliches Ende der Mann genommen hatte.
»Alles Übel geht von Torack aus«, knurrte McCleary. »Er muß endlich sterben.«
Ich war seiner Meinung. Der Blutsauger durfte diese Nacht nicht überleben. Es lag bei uns, wie lange seine schwarze Uhr noch lief.
Ich sagte dem Vampirjäger, wo Vladek Rodensky nach dem Schattenwesen suchte, berichtete ihm, wo ich bereits vergeblich nach Torack gesucht hatte, und wollte McCleary den Nordteil des Kellers überlassen, doch da rief jemand aufgeregt meinen Namen.
»Mr. Ballard! Mr. Ballard!«
»Ich bin hier!« meldete ich mich.
Schritte. Ein Arzt eilte auf uns zu. Er sah verstört aus. »Kommen Sie schnell! Im OP IV… Noch ein Vampir …«
»Das darf doch nicht wahr sein!« entfuhr es mir.
»Eine Frau! Sie ist über Dr. Moon hergefallen…« Es sprudelte aus dem Mann heraus, auf welche Weise die Frau in die Klinik gelangt war.
»Das muß Melusine Dodd sein«, sagte Elias McCleary. »Gehen Sie, Mr. Ballard. Kümmern Sie sich um sie, und ich kaufe mir Torack, diesen verdammten Bastard, der bei mir noch eine hohe Rechnung zu begleichen hat.«
Ich riet ihm, äußerste Vorsicht walten zu lassen, damit Vladek Rodensky ihn nicht für Torack hielt. Dann hastete ich mit dem Doktor davon. Wir stürmten die Kellertreppe hoch.
Ich verzichtete auf den Lift. Wir rannten weitere Treppen hinauf und gelangten keuchend in die dritte Etage. Der Arzt fiel zurück.
Ich hatte die bessere Kondition, mußte sie auch haben, um im Kampf gegen die Höllenwesen bestehen zu können.
Ich brauchte den Doktor nicht. Die Operationssäle waren deutlich sichtbar gekennzeichnet. Ich rannte auf OP IV zu, erreichte die Tür und rammte sie mit der Schulter auf.
Kampfspuren.
Ich sah eine Krankenschwester. Sie kniete schluchzend neben einem Arzt, der reglos auf dem Boden lag. Ein zweiter Doktor lehnte fahl an der Wand und blickte mich verstört an.
Er mußte etwas Grauenvolles erlebt
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