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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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bei uns von Tradition spricht, dann meint man die Kulturzeugen der Indianer. Reizvoll sind nur die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen. Damit beschäftige ich mich. Das ist mein Hobby.«
    »Womit beschäftigen Sie sich speziell?« fragte Lilian ahnungslos.
    »Ich sammle Schrumpfköpfe.«
    »Sie sammeln …«
    Lilian spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
    Copello plauderte munter weiter. »Ja, ich sammle Schrumpfköpfe. Aber nicht irgendwelche. Ich sammle nur die von Verbrechern, die ich persönlich zur Strecke gebracht habe.«
    »Hören Sie auf!« rief Lilian und riß sich los. »Ich … ich … Rian! Rian, warte auf mich!«
    Sie stolperte den steilen Weg hinauf und warf sich ihrem Mann schluchzend in die Arme.
    »Ist ja schon gut, Liebling.« Er sprach beruhigend auf sie ein und strich ihr zärtlich über das Haar. »Wir haben unser Ziel ja erreicht.«
    Er hob langsam ihren Kopf und zwang sie, sich umzusehen. Sie erblickte vor sich eine dunkle, efeuumrankte Mauer, die sich schwarz und drohend in den Himmel erhob. Zwischen den Bäumen und Sträuchern standen Statuen, die irgendwelche Fabelgestalten darstellten. Abrupt wandte sie sich von diesen steinernen Schreckgestalten ab, denn sie regten ihre Phantasie noch mehr an.
    »In dieser Ruine sollen wir übernachten?« fragte Lilian mit erstickter Stimme.
    »Vukujev versichert, daß das Innere des Schlosses wohnlicher sei, als es der äußere Eindruck vermuten läßt. Er meinte, wir sollten nur durch das Hauptportal gehen, alles andere würde sich schon finden.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Verschwunden. Einfach verschwunden«, antwortete Dorian und hob gelassen die Schultern. »Aber das soll uns kein Kopfzerbrechen machen. Stehen wir nicht lange hier herum, sondern …«
    Dorian schritt auf das nur schemenhaft erkennbare Eingangsportal zu, aber Lilian hielt ihn zurück. »Kehren wir um, Rian! Bitte, bitte, laß uns diese Ruine nicht betreten!«
    »Jetzt reiß dich endlich einmal zusammen!« fuhr Dorian sie an. »Seit wir aus dem Autobus gestiegen sind, höre ich nur dein Gejammere. Du bist doch kein kleines Kind, sondern eine erwachsene Frau!« Lilian schluchzte auf und barg ihren Kopf an seiner Schulter. Sie merkte nur an dem kalten Luftzug und dem Knarren der verrosteten Angeln, daß Dorian die Tür öffnete. Lilian nahm sich vor, die Augen diese Nacht nicht mehr aufzuschlagen. Sie wollte überhaupt nicht sehen, wo sie sich befanden. Es genügte ihr, die Wärme von Dorians Körper zu spüren. Aber dann geschah etwas, das ihre Neugierde erregte und sie alle ihre Vorsätze vergessen ließ.
    Eine wohlklingende Stimme sagte: »Willkommen in meinem Schloß! Es freut mich, daß ihr noch rechtzeitig eingetroffen seid.«
    Lilian öffnete die Augen. Sie befanden sich in einer weitläufigen Halle. Vor ihnen war eine breite Treppe, die sich an einem Treppenabsatz teilte und links und rechts zu einem Rundgang hinaufführte. Aber das alles nahm sie nur unterbewußt wahr. Sie sah im Grunde nur die Frau, die auf dem Treppenabsatz stand und im Licht eines siebenarmigen Leuchters unwirklich schön, märchenhaft und überirdisch wirkte.
    Während die neun Männer vor Überraschung kein Wort über die Lippen brachten, sagte die Schloßherrin: »Ich habe euch erwartet.«
     

     

Anja verkroch sich unter die Daunendecke und preßte ihre Hände zwischen die Schenkel. Das war angenehm; das wärmte und verscheuchte die furchtbare Angst ein wenig. Das Amulett mit dem Drudenfuß hielt sie zwischen den Zähnen fest.
    »Jesus und Maria, steht mir in dieser Nacht bei!« flehte sie.
    Am liebsten wäre sie zum fetten Jablonsky ins Bett gekrochen, aber der hatte seine Frau bei sich. Wie oft hatte sie sich diesem schmierigen Fettkloß wider ihren Willen hingeben müssen, und jetzt, wo sie sich zum erstenmal freiwillig anbieten wollte, war er nicht bereit. Sie hatte alles getan, um vor den Dämonen sicher zu sein. Sie wußte, daß sie in dieser Nacht kommen würden. Schon in den vergangenen Nächten waren Schatten vor ihrem Fenster herumgeschwirrt, hatten die Dachbalken gespenstisch geknackt und der Wind in der Sprache der Trolle und Druden gewispert.
    Drudenfuß, verjage Hexen und Dämonen!
    »Anja!«
    Sie spürte, wie sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Der Ruf wiederholte sich. Diesmal war er lauter und eindringlicher.
    »Anja!«
    Jetzt erkannte sie die Stimme. Sie gehörte Vukujev. Sie hob den Kopf vorsichtig und lugte über das Kopfkissen zum Fenster. Er stand auf einer

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