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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Drudenkreuz von der Stange und trieb ihn wie einen fliegenden Teppich in die Nacht hinaus. Die Wände des Zimmers bekamen Sprünge und der Verputz rieselte herab, so daß die aufgemalten Kreuze zersplitterten.
    Durch den Kamin polterten Mauerbrocken und verstopften den Abzug. Dicker Qualm quoll ins Zimmer, und das Feuer fiel immer mehr in sich zusammen.
    Auch die Kreuze, die Dorian mühsam zusammengebunden hatte, entwickelten ein eigenständiges Leben: sie sprengten die Verschnürung und fielen auseinander. Dorian packte zwei der Stuhlbeine und schlug um sich. Der Rauch drang in seine Atemwege. Er hustete. Eine unsichtbare Schlinge legte sich um seine Kehle und schnürte sie zusammen. In einem Winkel des Zimmers zuckte ein Lichtblitz auf, und ein Irrwisch fuhr ihm in die Augen und blendete ihn. Eine eisige Kälte stieg vom Boden auf und kroch seine Beine hoch. Er spürte die beginnende Lähmung, die sich durch seine Glieder schlich und sich seinem Herzen näherte.
    Schließlich gelang es ihm, zwei Stuhlbeine zu einem Kreuz übereinanderzulegen, doch die Macht, die sich auf ihn gestürzt hatte, war um ein vielfaches stärker als die magische Kraft eines ungeweihten Kreuzes. Seine Hände wurden wieder auseinandergerissen.
    »Du hast es nicht anders gewollt«, dröhnte eine wesenlose Stimme, und er wußte, daß der allmächtige Fürst der Finsternis zu ihm sprach. »Ich habe bis jetzt deinem Treiben zugesehen, aber nun kann ich nicht mehr dulden, daß du mich länger verhöhnst. Ich selbst werde es sein, der dir die Seele aus dem Leibe reißt.«
    Dorian stand wie gelähmt da, als ein Krachen und Bersten ertönte und eine Gestalt ins Zimmer getaumelt kam. Augenblicklich wich die tödliche Kälte aus seinem Körper.
    Sein Blick wurde wieder klar, und er erkannte Vukujev.
    Er wollte dem Geistesgestörten für die Rettung in letzter Sekunde danken, als dieser mit sich überschlagender Stimme rief: »Dafür töte ich Sie!«
     

     

Vukujev sprang Dorian an, und sie landeten beide auf dem Boden. Vukujev lag auf ihm und legte ihm die Hände um den Hals. Dorian hatte nicht mehr die Kraft, sich aus dem Würgegriff zu befreien. Der Kampf mit den Dämonen hatte ihn zu erschöpft. Dazu kam noch die Überraschung. Er konnte sich nicht vorstellen, was in Vukujev gefahren sein mochte.
    »Das ist für Anja – und die Gräfin«, stammelte Vukujev und drückte fester zu.
    Dorian sah wie durch einen Schleier das verzerrte Gesicht des Irren. Vukujev schluchzte. Speichel rann ihm aus dem Mund, und Tränen kullerten aus seinen Augen.
    Er blickte auf die Überreste der Hexe und sagte mit erstickter Stimme: »Ich räche Sie, Gräfin!« Dorian bäumte sich noch einmal auf. Und da sah er, wie ein blasses Oval neben ihm auftauchte. »Vuk – nicht!«
    »Anja!«
    Der Druck an Dorians Kehle ließ nach. Dorian nutzte die Gelegenheit, um den Irren abzuschütteln. Er trat ihn mit den Füßen, daß er weit nach hinten flog. Dann rappelte er sich rasch hoch und zog den Krummdolch aus der Scheide.
    Ein spitzer Schrei gellte durchs Zimmer.
    Dorian hielt ernüchtert inne. Er blickte betroffen auf das halbnackte Mädchen hinunter, das auf dem Boden kauerte und den Kopf zwischen den Händen barg; und er sah ihren zerschundenen Körper und begriff.
    »Ich war es nicht, Vuk«, sagte er zu dem Geistesgestörten, der inzwischen wieder auf die Beine gekommen war und Anstalten machte, sich erneut auf ihn zu stürzen. »Ich kann beschwören, daß ich es nicht war.«
    »Es stimmt«, hauchte das Mädchen.
    Ihr Körper wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt. Vukujev beugte sich, ohne Dorian aus den Augen zu lassen, zu ihr hinunter.
    »Wer hat dir das angetan?« fragte er. »Sage es mir, wer dich so zugerichtet hat, Anja!«
    »Ich – kann nicht.« Sie schüttelte heftig den Kopf hin und her.
    »Ich schäme mich so. Ich möchte sterben.«
    »Es war der Teufel in Person«, sagte Dorian.
    Anja schrie auf und hielt sich die Ohren zu, aber Dorian ließ nicht locker.
    »Sagen Sie ihm, was wirklich passiert ist, Anja!« drängte er sie. »Vuk sieht und hört nicht, was um ihn herum vorgeht. Er hat überhaupt keine Ahnung.«
    Das Mädchen hob langsam den Kopf. Die Schwellungen hatten ihre Augen fast geschlossen; sie konnte nur durch schmale Schlitze sehen.
    »Hast du mich hergebracht, Vuk?« fragte sie. »Sage mir, ob du mich nur bewußtlos geschlagen hast, um mich in diese Folterkammer zu bringen?«
    »Ihn trifft keine Schuld«, sagte Dorian. »Er merkt nichts von dem

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