0236 - Im Camp der Gesetzlosen
Lippen bringen. Unzählige Facettenaugen fixierten ihn drohend. Aus den hinteren Reihen kam dumpfes Gemurmel. Kapitanski mußte sich zwingen, nicht die Flucht zu ergreifen. Wenn er jetzt davonrannte, würden die „Twonoser am Mut der Terraner zweifeln.
„Wo ist euer Anführer?" fragte Kapitanski. Seine eigene Stimme erschien ihm seltsam laut und unsicher.
Er hoffte, daß das bei der Übersetzung durch den Translator nicht auffiel.
„Was wollen Sie von ihm?" erkundigte sich ein unmittelbar vor Kapitanski sitzender Twonoser.
„Das werde ich ihm persönlich sagen", antwortete der Sergeant.
Der Rotrüssel stand auf und winkte mit einem Rüssel. „Folgen Sie mir!" forderte er den Sergeanten auf.
Kapitanski blieb nichts anderes übrig, als sich dem Soldaten anzuschließen. Der Twonoser führte ihn mitten in das Lager der Rotrüsselarmee. Von allen Seiten wurden Kapitanski Schmähungen zugerufen. Er bemühte sich aufrecht zu gehen. Für eine Umkehr war es jetzt zu spät. Wenn ihn die Twonoser festhalten würden, war jede Gegenwehr sinnlos.
Vor einem zeltähnlichen Gebäude blieb Kapitanskis Führer stehen.
„Da hinein!" zischte er unfreundlich. Kapitanskis Nerven waren angespannt, als er in das Zelt trat. Im Innern brannten einige Fackeln, die gerade soviel Licht verbreiteten, daß der Sergeant drei Rotrüssel im Hintergrund sitzen sehen konnte. Der Soldat, der Kapitanski hergebracht hatte, sagte: „Ein Unterhändler der Fremden, Saidiik."
„Laß uns allein", sagte eine grollende Stimme. Der Soldat ging hinaus. Kapitanski hielt es für besser, sofort die Initiative zu ergreifen.
„Perry Rhodan will Sie sprechen, Saidiik", sagte er. „Sie sollen zusammen mit dem Befehlshaber der Blaurüssel in die Verteilerstation kommen."
Im Licht der Fackeln sahen die Twonoser seltsam verzerrt aus. Der Geruch der brennenden Stauden machte Kapitanski benommen.
„Nein!" rief Saidiik. „Rhodan soll zu mir kommen."
Kapitanski befürchtete, daß die Twonoser das heftige Schlagen seines Herzens hören konnten. Er mußte sich Mühe geben, einen gelassenen Eindruck zu machen.
„Wenn Sie nicht kommen, sind Sie für alle Konsequenzen verantwortlich", sagte er drohend. „Wir haben nichts zu verlieren."
„Eine Armee der Weißrüssel ist in dieser Halle aufgetaucht", sagte Saidiik. „Welche Zusammenhänge stehen zwischen den Minderwertigen und euch?"
„Sie sind mit uns verbündet", behauptete Kapitanski.
Er hörte, wie sich Saidiik leise mit den beiden anderen beriet.
„Ich komme mit", erklärte der Befehlshaber der Rotrüssel schließlich.
Der Sergeant atmete erleichtert auf. Wenn es ihm jetzt gelang, den Anführer der Blaurüssel zu einem Gespräch mit Rhodan zu bewegen, bestand die Aussicht, daß sie bald zur CREST II zurückkonnten. Der Gedanke an das Schiff ließ den Sergeanten alle Müdigkeit vergessen. Zusammen mit Saidiik verließ er das Zelt.
Die Soldaten wichen respektvoll zur Seite, als ihr Befehlshaber erschien. Kapitanski beglückwünschte sich im stillen. Er hatte den schwierigsten Teil seines Auftrages ausgeführt.
*
Die beiden führenden Twonoser erwiesen sich als unbequeme Verhandlungspartner. Sie behandelten sich gegenseitig voller Herablassung. Saidiik lehnte es zunächst ab, Vorbaag, dem Anführer der Blaurüssel irgendein Entscheidungsrecht zuzuerkennen. Schließlich unterbrach Rhodan die Streitgespräche der beiden Rüsselwesen.
„Sie vergessen offenbar völlig, daß es mit der Rolle, die Ihre Kasten bisher gespielt haben, für immer vorbei ist", sagte Rhodan. „Wir werden dafür sorgen, daß die Weißrüssel zusammen mit den Haushaltsverbrechern Ihre Stelle einnehmen."
Saidiik und Vorbaag begannen zu toben. Sie verlangten, sofort zu ihren Truppen zurückkehren zu dürfen, um gemeinsam die Armee der Weißrüssel zu überfallen.
„Schweigen Sie!" fuhr Rhodan dazwischen. „Sobald Sie nur einen Schuß gegen die Weißrüssel abfeuern, fliegt diese Station in die Luft."
Wieder begannen die beiden Befehlshaber heftig zu protestieren. Sie verstummten erst, als der inzwischen zurückgekehrte Tolot sie packte und hochhob.
„Ihr habt nur zu reden, wenn ihr dazu aufgefordert werdet", grollte der Haluter. „Ist das klar?"
Saidiik und Vorbaag schnappten nach Luft. Tolot stellte sie mit einem Ruck wieder auf den Boden.
Rhodan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
„So", sagte er mit Nachdruck, „jetzt können wir uns wieder unterhalten."
„Was wollen Sie überhaupt?"
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