Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Das schwarze Ufer
Für Alex, der sich statt dessen Katzenspiele
wünschte
von Greg Cox
Star Trek - Voyager - Nr. 14
ISBN 3453148932
I.
CAPTAINS LOGBUCH,
STERNZEIT 491750.0
Wir setzen unseren Flug durch einen besonders
leeren und abgelegenen Bereich des Delta-
Quadranten fort. Schon seit einigen Wochen gibt es kaum etwas, das die tägliche Routine an Bord der
Voyager stört – ein begrüßenswerter Umstand, der jedoch auch Nachteile mit sich bringt. Ohne
Gefahren oder neue Entdeckungen, die meine
Aufmerksamkeit beanspruchen, denke ich immer
wieder an die Erde und jene Personen, die wir dort zurückgelassen haben. Es hat den Anschein, als sei die Föderation jetzt besonders weit entfernt, und ich fürchte, es gibt noch andere Leute an Bord, die
ebenso empfinden…
»Ich bitte Sie, Doktor! Für so etwas habe ich keine
Zeit.«
Der Erste Offizier Chakotay hörte Harry Kims scharfe Worte, als er die Krankenstation betrat. Das Ausmaß
des Ärgers in Kims Stimme erstaunte ihn –
normalerweise war der junge Fähnrich immer ruhig und ausgeglichen. Was ihm wohl über die Leber gelaufen sein mag? fragte sich Chakotay.
Hinter ihm schloß sich die Tür. Die Luft in der
Krankenstation hatte einen medizinischen Geruch, den der Erste Offizier mit Desinfektionsmitteln und
Sterilisierungsfeldern assoziierte. Der alles andere als glückliche Kim lag auf einem Biobett und wollte gerade aufstehen. Er stützte sich auf beide Ellenbogen und
machte Anstalten, die Beine über den Rand der Liege
zu schwingen. Doch der Doktor legte dem Fähnrich die Hand auf die Brust und hielt ihn dadurch zurück.
»Ja, bestimmt haben Sie einen wichtigen Termin, zum
Beispiel zu einer Partie Billard in Ihrer schäbigen
holographischen Bar oder etwas ähnlich Dringendes.«
Zwar war auch der Doktor holographischer Natur, aber gleichzeitig verfügte er über genug Substanz, um den Fähnrich auf dem Biobett festzuhalten. »Regelmäßige
Untersuchungen sind bei den meisten Humanoiden eine
geeignete Methode der medizinischen Vorsorge. Als
einziger Arzt bei dieser improvisierten Expedition durch unbekanntes Raumgebiet besteht meine undankbare
Aufgabe darin, die Gesundheit aller Angehörigen dieser glücklosen Crew zu gewährleisten, ganz gleich, ob sie meine Bemühungen zu schätzen wissen oder nicht.«
Der Doktor seufzte übertrieben. »Würden Sie sich jetzt bitte hinlegen, damit ich die restlichen Untersuchungen vornehmen kann?«
Chakotay sah zum Anzeigefeld über dem Biobett. Kims
Medo-Werte schienen in Ordnung zu sein, sah man
einmal von einem etwas zu hohen Blutdruck ab. Kes
stand hinter dem Doktor, mit einem medizinischen
Tricorder in der Hand. Die Ocampa grüßte den Ersten
Offizier mit einem Nicken und einem freundlichen
Lächeln. Der Doktor hingegen schien ganz auf seinen
Patienten konzentriert zu sein und den Neuankömmling überhaupt nicht zu bemerken.
»Na schön, na schön.« Kim sank auf die Liege zurück.
»Bringen wir’s hinter uns. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Wir sind fünfundsiebzig Jahre Flugzeit von der uns
bekannten Zivilisation entfernt«, erwiderte der Doktor.
»Wie können Sie es da eilig haben?«
Kim sah zum holographischen Arzt auf, und Zorn blitzte in seinen Augen – die Worte des Doktors hatten
offenbar einen wunden Punkt berührt.
»Jetzt reicht’s!« entfuhr es dem Fähnrich. »Ich sitze hier fest, viele tausend Lichtjahre von der Heimat entfernt, aber ich habe Besseres zu tun, als mich von einem
Hologramm über medizinische Versorgung belehren zu
lassen.« Kim schwang sich von der Liege, und seine
Stiefel klackten auf den Boden. Den Protesten des Holo-Arztes schenkte er nicht die geringste Beachtung.
Die Heftigkeit seiner Reaktion überraschte Chakotay.
Während der letzten Jahre war es der Besatzung
gelungen, das Heimweh zu überwinden, an dem viele
Crewmitglieder zu Beginn des Fluges durch den Delta-
Quadranten gelitten hatten. Was mochte Kim veranlaßt haben, so stark auf die Bemerkung des Doktors zu
reagieren?
»He, einen Augenblick«, sagte der Arzt empört und
legte dem Fähnrich die Hand auf die Schulter. »Die
Untersuchung ist erst dann vorbei, wenn ich eine
entsprechende Entscheidung treffe.«
»Bitte, Harry«, fügte Kes hinzu. »Es geht ganz schnell.«
Ihr Tonfall war sanfter und beschwichtigender als der des Arztes.
Kim schenkte Kes’ Versuchen, Frieden zu stiften, keine Beachtung.
»Ich hab die Nase voll«, zischte der
Weitere Kostenlose Bücher