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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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entlang.
    Die hübsche Französin handelte geistesgegenwärtig. Sie stieß ein Fauchen aus, wie es das Ozelot von sich gibt, wenn es gereizt wird. So klein diese Baumkatze ist, so gefährlich kann sie werden, wenn sie angreift.
    Der Neger wußte das. Erschrocken sprang er einige Schritte zurück.
    »Verdammt! Nur eine Katze!« knurrte er auf spanisch. Schon wollte er sich abwenden, als sein Blick auf das Gesträuch fiel, in dem Stanton auf Tauchstation gegangen war. Zum Pech für den Südamerikaner gab jetzt eine zurück weichende Wolke das Licht des Mondes frei. Und dieses Licht reflektierte auf den Gläsern von Stantons Brille, die seinem Gesicht ein eulenartiges Aussehen verlieh.
    Der Neger sah nur zwei glitzernde Punkte im Gebüsch. Sein Mißtrauen war sofort geweckt. Geduckt, den Speer vorgestreckt, schlich er näher.
    Roger Benjamin Stanton hatte Nerven wie Drahtseile. Er ließ den Gegner näher kommen. Denn er wußte, daß seine einzige Chance in einem überraschenden Angriff bestand. Gelang es dem Schwarzen zu schreien, war hier Sekunden später der Teufel los.
    Ollam-ongas Gefolgsmann war fast in Griffnähe. Zaudernd verhielt er plötzlich seinen Schritt. Roger Benjamin Stanton wagte nicht mehr zu atmen. Aber alle Muskeln und Sehnen seines Körpers waren gespannt wie die Stränge eines Katapults.
    Der Schwarze sah nur das Glitzern auf den Brillengläsern. Und er spürte die Ausstrahlung von Stantons Körper.
    »Wer sein da?« fragte er in gebrochenem Spanisch.
    »Noch ’ne Katze!« zischte Stanton. Unter dem zustoßenden Speer hinwegtauchend rammte er seinen Kopf in die Magengrube des Gegners.
    Stanton ließ ihn nicht lange leiden. Seine Faust explodierte gut placiert am Kinn des Gegners.
    Der Neger wurde um einige Zentimeter größer. Sein Gesicht strahlte eine eigenartige Fröhlichkeit aus und seine Augen glänzten wie die eines Kindes, das den Weihnachtsmann sieht.
    Geschickt fing Stanton den zusammenbrechenden Körper des Negers auf. Er durfte nicht auf den Boden krachen, wo das Brechen von dürren Ästen unter dem schweren Körper sie sofort verraten hätte.
    Gemeinsam mit Nicole, die wie eine Schlange vom Baum herabglitt, zogen sie die ohnmächtige Gestalt tiefer ins Gebüsch. Mit Schlingpflanzen fesselten sie ihn provisorisch. Sie hatten das Netz der Jäger zerrissen. Denn die Stimmen der Schwarzen waren nun weit hinter ihnen zu hören.
    »Weiter!« kommandierte Stanton leise…
    ***
    »Die Estancia wird ihr Grab!«
    Immer wieder murmelte Emilio de Muljardor diesen Satz. Seine Frau war in Tränen über das Schicksal ihrer Tochter aufgelöst und achtete nicht darauf. Denn sonst hätte sie ganz sicher dagegen protestiert.
    »Ich verlange absoluten Gehorsam, Männer!« hörten die Vorarbeiter der Peones die Stimme ihres Patrons, der hinter dem massigen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer Platz genommen hatte und ihnen seinen Plan erläuterte.
    »Sie wollen also tatsächlich Ihr Lebenswerk aufgeben, Patron? Sie wollen die Estancia verlassen?« Salvatore konnte es nicht fassen.
    »Ich muß es tun!« sagte Don Emilio. »Sagt den Männern, daß sie das Vieh freilassen sollen. Und alle Wagen sollen abfahrbereit stehen. Wir gehen, sobald ich Christiana in den Armen halte.«
    »Aber Zamorra und die Frau! Und dieser andere Señor mit seinem komischen Papagei?« fragte Sanchez.
    »Ihnen ist nicht zu helfen, amigos!« sagte Don Emilio düster. »Oder will es einer von euch wagen, sie zu befreien?«
    Betreten sahen sich die Vorarbeiter der Pèones an. Langsam schüttelten sie die Köpfe.
    »Sie sind ganz sicher tot!« versuchte Miguel eine Entschuldigung.
    »Aber wenn die Voodoo-Leute unsere Estancia haben, können sie das ganze Delta terrorisieren!« führte Salvatore die Sache wieder auf den Kernpunkt. »Wir sollten besser kämpfen…!«
    »Sie werden sich ihres Sieges nicht sehr lange freuen!« knirschte Don Emilio de Muljardor. »Denn wir, Señores, Sie und ich, werden überall auf der Estancia, in den Häusern, den Brunnen und Ställen, Sprengladungen anbringen. Wenn wir außer Gefahr sind, lasse ich die Sache hochgehen. Wir werden dann zwar viel Arbeit haben, um alles wieder aufzubauen, Compadres. Aber das Bewußtsein, dem Teufel eine ganze Anzahl fällige Seelen geschickt zu haben, wird uns die Mühe erleichtern!«
    Mit grimmigen Gesichtem nickten die Männer zur Zustimmung.
    »Dann an die Arbeit, Señores!« befahl Don Emilio. »Machen wir die Estancia zur gigantischen Höllenmaschine. Das Dynamit…

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