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0243 - Asyl der Gespenster

0243 - Asyl der Gespenster

Titel: 0243 - Asyl der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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vor. »Ich muß mich für das Verhalten von Tom und Jerry entschuldigen.«
    »Tom und Jerry?« fragte Jeremy Smither ungläubig.
    »Ihre eigentlichen Namen waren Thomas und Jeremias«, erklärte der Butler. »Jedenfalls in den Tagen ihres Erdenwandelns. Sie waren ein Räuberpaar, das in den Zeiten von Heinrich VIII hier die Umgebung unsicher machte, bis sie der Sheriff von Dorchester zu fassen bekam und ohne viel Federlesen an den nächsten Baum aufknüpfte!«
    »Sind das jetzt Gespenster?« fragte der Versicherungs-Agent vorsichtig.
    »Keine direkten Gespenster!« erklärte James McBill. »Man bezeichnet sie eher als Poltergeister!«
    Jeremy Smither stieß ein angstvolles Kreischen aus. Er hatte im Office gehört, wie einer der Kollegen die Handlung von Spielbergs Film »Poltergeist« erzählte. Der Gedanke daran hatte ihn bis tief in seine Träume verfolgt, so daß er in den Nächten danach schreiend und schweißgebadet aufwachte.
    »Sie waren in den Tagen ihres Lebens Räuber, die es Robin Hood nachtaten!« erzählte der Butler gleichmütig. »Keine direkten Mordburschen. Offensichtlich haben sie im Grabe keine Ruhe gefunden. Und jetzt sind sie hier…«
    »Gespenster! Es gibt tatsächlich Gespenster!« brabbelte Smither vor sich hin.
    »Jahrhundertelang trieben sie in einem verfallenen Gemäuer in der Gegend von Charminster ihr Unwesen!« setzte der Butler seine Erzählung fort. »Und dann soll so ein Gespensterjäger aufgetaucht sein. Der hat sie von da vertrieben. Und jetzt sind sie hier…«
    »Wir wollen zu dem Herrn auch recht nett sein!« meldete sich jetzt einer der Poltergeister zu Worte. »Wir tragen seinen Koffer!«
    Jeremy Smither war einer Ohnmacht nahe, als er sein Diplomatenköfferchen voran in den inneren Burghof schweben sah. Mit einer leichten Verbeugung lud ihn der Butler ein, näher zu treten.
    »Willkommen auf Pembroke-Castle -dem Gespenster-Asyl…«
    ***
    »Du wirst dieses Schloß für uns in Besitz nehmen!« befahl der Fürst der Finsternis. Der vor ihm stehende Dämon hatte eine Gestalt, die an eine Mischung zwischen einem Krokodil und einem Löwen erinnerte. Aus den Nüstern quoll schwefelgelber Dampf hervor. Rotglühende Augen funkelten aus einer Fratze, die an Häßlichkeit kaum zu überbieten war.
    Doch das, was für den Menschen abstoßend erscheint, ist in den Kreisen der Hölle etwas Alltägliches. Die Dämonen können ihre Körperformen nach Belieben wählen, und nur die Gebieter des höllischen Adels achten darauf, daß ihre Gestalten so etwas wie Würde ausstrahlen.
    Scopolus, der Dämon, sah seinen Herrn und Gebieter in der Gestalt, wie er sich vor dem Throne des Kaisers Luzifer in den rotglühenden Staub wirft oder sich den Befehlen des Lucifuge Rofocale unterwirft.
    »Ich höre und gehorche, großmächtiger Gebieter!« hechelte der Dämon und entrollte eine grünschillernde, klebrig wirkende Zunge. »Sie werden meine Macht spüren und…«
    »Narr!« brüllte Asmodis. »Weißt du nicht, daß dieses Schloß voll mit Wesen vollgestopft ist, die nicht mehr sterblich sind?! Alle Gespenster, die man in England ausgetrieben hat, haben hier ihre Freistatt und ihren Tummelplatz. Es sind Seelen, die für die Hölle zu anständig sind, die der Himmel aber aufgrund verschiedener Missetaten oder auf ihnen lastender Flüche nicht haben will. Aber du weißt, daß auch Geister und Gespenster Macht besitzen!«
    »Macht gegen Dämonen…!« begehrte Scopulus, der Dämon auf.
    »Nicht gegen einen Fürsten der Finsternis!« rieb sich Asmodis selbstgefällig die Klauen. »Aber ich vermute, wenn sie sich mit ihren Kräften zusammenschließen, können sie dir einigen Widerstand leisten. Und wenn ihnen noch andere Kräfte zu Hilfe kommen…«
    »Welche andere Kräfte?« lachte Scopulus häßlich.
    »Mein spezieller Freund, Professor Zamorra, treibt sich sehr oft in der Gegend herum«, erklärte Asmodis. »Er und der Schloßherr kennen sich von früher. Zwar haben sie seit dieser Zeit keinen Kontakt mehr gehabt, aber manchmal will es der Zufall…«
    »Ich verstehe, Herr«, unterbrach der Dämon. »Die Festung soll durch List fallen! Ich werde mich also einschleichen und die Sache von innen aufrollen. Kein Problem bei den Verstellungskünsten eines Dämons!«
    »Du hast die Lage voll erfaßt!« nickte Asmodis zufrieden. »Schleiche dich unter irgendeinem Vorwand auf Pembroke-Castle ein. Eine Tarnexistenz, hinter der du versuchen kannst, einen Teil der Gespensterbewohner auf unsere Seite zu bringen.

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