0245 - Notrufe aus dem Nichts
etwas zu einfach?"
„Einfach oder nicht, wir müssen die Lösung finden. Die Hilferufe waren schon Grund genug, aber nun sind fremde Fahrzeuge aufgetaucht. Wir müssen nachsehen, ob wir wollen oder nicht."
Rhodan bemerkte das Funkeln in den goldroten Arkonidenaugen. Seine Lippen verzogen sich spöttisch, und Atlan erkannte, daß ihn der kluge Terraner durchschaut hatte. Das ging auch aus Rhodans Worten hervor.
„Man sollte eigentlich annehmen, ein Mann mit zehntausendjähriger Lebenserfahrung hätte den Drang zum Abenteuer längst überwunden nicht wahr? Genau betrachtet, besteht in beiden Fällen keine strategische Notwendigkeit, das Zwergsystem zu untersuchen. Notrufe können uns gleichgültig sein.
Fremde Schiffe, die in einer Entfernung von über viereinhalbtausend Lichtjahren kurzfristig erkennbar werden und die obendrein noch in Richtung Andromedanebel verschwinden sind auch nicht so besorgniserregend, daß wir deshalb unsere Warteposition verlassen müssen."
„Deine Augen funkeln ebenfalls, Terraner!" behauptete Atlan.
Sein Lächeln war nicht weniger spöttisch. „Die Notrufe lassen dich nun einmal nicht gleichgültig, und die acht Raumer geben dir auch zu denken. Mache mir nichts vor, Perry. Ich kenne dich, und ich kannte deine Vorfahren. Die fanden auch nicht eher Ruhe, bis sie den Dingen auf den Grund gegangen waren. Also...?"
Cart Rudo, der epsalgeborene Kommandant der CREST, grinste versteckt. Die zwei hochgewachsenen Männer, beide durch die biologische Zellerhaltung schon uralt, beide reich an Erfahrungen und beide Meister in den Schachzügen der galaktischen Politik, standen sich wie Kampfhähne gegenüber.
Rhodan drehte sich schließlich um und richtete den Blick auf den Ersten Offizier. Oberleutnant Brent Huise nahm unwillkürlich Haltung an.
„Mr. Huise, rufen Sie die anderen Schiffe des Verbandes an. Ich erwarte die Kommandanten in einer halben Stunde an Bord des Flaggschiffes zur Lagebesprechung. Die Anweisung gilt nicht für die Befehlshaber der Frachter."
Der rothaarige Hüne eilte zur Funkzentrale hinüber. Ein Rafferspruch verließ die Antennen.
Als Teren Masis die Anweisung im Klartext erhielt, las er sie mit aller Sorgfalt. Er legte sie auf einen Rechentisch und nickte seinen Offizieren zu.
„Na also. Es läßt ihm keine Ruhe. Mr. Swin, lassen Sie meine Space-Jet zum Ausschleusen klarmachen. Oberleutnant Bisboe, Sie begleiten mich. Man wird noch verschiedene Fragen an Sie richten. Sie kennen doch den Chef! Wenn Sie sich mit der Energiepeilung geirrt haben, dann gnade Ihnen Gott."
Lev Bisboe begann zu schwitzen. Er war sich zwar keiner Schuld bewußt, aber man konnte ja nie wissen...! Die Vorstellung, vor den beiden geheimnisvollsten Männern der Geschichte zu stehen und Rede und Antwort erteilen zu müssen, verursachte ihm Seelenqualen. Atlan würde besonders eingehend fragen.
Bisboe nickte stumm.
„Wenn du für deine Beerdigung einen Holzsarg haben willst, müssen wir vorher auf Gleam landen", flüsterte ihm Oberleutnant Schlakart zu. „Ein Fehler in deinen Daten - und sie machen dich zu einem häßlichen Zwerg. Bist du sicher, daß du acht Schiffe erkannt hast? Die Robotauswertung läßt die Möglichkeit offen es könnte sich um hochenergetische Protuberanzen der gelben Sonne gehandelt haben."
„Halte den Mund", stöhnte Bisboe.
Schlakart zuckte die Schultern.
„Damit wären die hohe Geschwindigkeit und die ebenfalls hohe Energiefreigabe erklärt. Mensch - wenn du nur die Echos von hyperstrahlenden Sonneneruptionen mit gasförmigen Metallspuren aufgenommen hast, und der Alte fliegt mit der CREST los...!"
Schlakart unterbrach sich. Bisboe war grün im Gesicht geworden und suchte nach einem Halt. Oberst Teren Masis warf ihm einen Blick zu der nicht zu deuten war.
„Sind wir soweit. Mr. Bisboe? Sie haben doch alle Unterlagen dabei." Ja, er hatte sie dabei. Sie waren auf Mikroband festgehalten. Als Lev Bisboe die Space-Jet des Kommandanten bestieg, war er fast davon überzeugt, einem Irrtum unterlegen zu sein. Er fühlte weder den energetischen Prallstoß des Abschusses, noch vernahm er das Aufdröhnen der Maschinen. Die CREST kam schnell näher. Über ihrem Triebwerkswulst klaffte eine hellerleuchtete Öffnung, in die die Jet hineingleiten sollte.
Die Verbindungsboote der NAPOLEON und IMPERATOR waren schon angekommen. Die Kommandanten warteten in der Schleuse.
Heske Alurin, Befehlshaber des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR, maß Bisboe von Kopf bis Fuß.
Weitere Kostenlose Bücher