0253 - Judys Spinnenfluch
auch nicht, denn vor ihnen riß das Netz.
Sie fielen zu Boden.
Suko setzte nach.
Bevor die Bestien vielleicht noch unschuldige Menschen töteten, mußte er sie erledigt haben.
Wieder pfiff die Peitsche.
Und diesmal traf er eine der Spinnen.
Die drei Riemen klatschten auf den Chitinpanzer-Rücken der Spinne. Was die Kugeln nicht geschafft hatten, das brachte die Dämonenpeitsche fertig. Sie zerschmetterte den Panzer.
Breite Streifen riß sie hinein. Es entstanden regelrechte Risse, und wie eine Nußschale platzte der Panzer auf, wobei noch eine grüne Masse aus ihm quoll, als die Spinne verging.
Suko kämpfte weiter. Er drängte sich vor, ging dabei zur Seite und schaffte auch die zweite Spinne.
Als sie ihre Metamorphose durchmachte, konnte Suko endlich einen Blick auf John Sinclair werfen.
Das heißt, er sah ihn nicht, denn ein Spinnenkörper verdeckte ihn fast völlig.
Doch John hatte sein Kreuz.
Bevor Suko noch seinen Arm zum nächsten Schlage heben konnte, reagierte es…
***
Die Spinne war mir zu nahe gekommen. Ihr gewaltiger Körper bekam Kontakt mit meinem Kreuz, und im nächsten Augenblick wurde alles anders, denn das Monstrum zersprühte.
Es wurde zerrissen.
Ich hörte sogar Schreie und wußte nicht, ob sie von der Spinne oder den gefangenen Menschen stammten. Für mich jedoch war die Gefahr vorerst vorbei, denn der Druck des Spinnenkörpers wich von mir, und ich schaffte es, wieder frei zu atmen.
Das Kreuz besaß eine so große Kraft, daß sich die Spinne inmitten einer grünen, stinkenden Rauchwolke auflöste, wobei der grüne Qualm träge durch den Raum wehte.
»Noch eine!« rief Suko.
Ich kam in die Höhe. Die Stimme meines Freundes hatte mich angespornt. In der Tat war nur noch eine Spinne übriggeblieben.
Sie befand sich ganz in der Nähe, und es war die, die auch den Toten zwischen ihren Vorderbeinen gehabt hatte.
Suko und ich feuerten gleichzeitig.
Diesmal trafen zwei Kugeln.
Und die hieben in das Gesicht der Spinne, zerstörten die Bestie mit ihrer magischen Kraft, wobei ein Toter in den Fängen des Spinnennetzes zurückblieb.
Die Gefahr war gebannt. Suko und ich schauten uns an. Wir nickten, doch ein Lächeln wollte bei keinem von uns aufkommen. Dazu war der Fall zu schlimm gewesen…
***
Mit Silberdolch und Peitsche zerstörten wir das Netz. Es dauerte Minuten, dann hatten wir es geschafft. Die Reste, sie sahen aus wie verkohlte Würmer, lagen auf dem Boden und knirschten, wenn wir auf sie traten.
Danach kümmerten wir uns um die Menschen. Auch sie waren befreit worden.
Für zwei von ihnen kam jede Hilfe zu spät. Das Ehepaar Rigg war ein Opfer der Spinnen geworden. Die anderen vier hatten einen schweren Schock bekommen. Sie begriffen kaum, daß sie gerettet waren, sondern hockten teilnahmslos auf dem Boden und hielten die Köpfe gesenkt.
Wir diskutierten natürlich über den Fall. Dabei hoffte ich, daß mir die Geretteten noch mehr sagen konnten. Allerdings schob ich alles einem Dämon in die Schuhe, der selbst eine gewaltige Spinne war.
Kalifato!
Hier an dieser Stelle hatte er vor urlanger Zeit einmal gehaust, und hier war seine Magie zum Vorschein gekommen, bis es uns gelang, sie restlos zu zerstören.
Vor fünfzig Jahren hatte der Fall begonnen. Erst jetzt war er aufgeklärt worden, und wieder hatten Menschen sterben müssen.
Die Besucher der Bowling-Bahn sollten nicht mehr in dem Keller bleiben. Suko und ich schafften sie die Treppe hoch, denn allein konnten sie nicht laufen. Sie besaßen nicht die Kraft. Bei den ersten Schritten schon knickten ihnen die Beine weg.
Da die elektrische Anlage des Hauses ausgefallen war, telefonierte ich vom Wagen aus.
Durch Schnee mußte ich waten, und auf dem Bentley lag eine dicke weiße Haube.
Sir James würde alles in die Wege leiten, das versprach er mir.
Der Fall sollte auch nicht an die Öffentlichkeit gelangen, und als ich auflegte, wobei ich ein gutes Gefühl hatte, da dachte ich daran, daß Judys Spinnenfluch nun endgültig gelöscht war.
Jetzt konnte ich auch wieder lächeln…
ENDE
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