0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
durcheinandergeratene Kleidung wieder in Ordnung zu bringen versuchte, und Judge Power.
Draußen auf dem Gang und im Treppenhaus tobte währenddessen die Schlacht zwischen den inzwischen eingetroffenen Cops und den Gangstern weiter.
Wir kümmerten uns zuerst um Fargo, aber um den brauchte sich niemand mehr zu kümmern, er hatte einen Kopfschuss und war tot. Was da vor sich gegangen war, konnten wir ohne Mühe rekonstruieren.
Es war der Versuch gemacht worden, Fargo zu befreien, und als dieser missglückte, hatte ihn jemand erschossen, damit er nichts verraten könne. Das war typische Gangstermanier. Was wir absolut nicht wussten, war, wer diesen Befreiungsversuch in Szene gesetzt hatte.
Es gab eine ganze Anzahl Leute, denen sehr viel daran gelegen sein musste, dass Fargo sie nicht etwa, um sein eigenes Leben zu retten, verriet. Zu diesen Leuten gehörten meiner Überlegung nach sowohl King Niles als auch Jarlatan und vielleicht sogar Louis Crain. Vielleicht würde das die Vernehmung der festgenommenen Radaubrüder ergeben, aber die ergab nichts.
Die Kerle gaben ohne Weiteres zu, dass sie am Pier 18 arbeiteten, und erklärten, sie hätten, als sie gehört hatten, ihr ehemaliger Vormann sei von der Polizei verhaftet und unter Mordanklage gestellt worden, beschlossen, diesen herauszuhauen. Wer zum Schluss den tödlichen Schuss abgefeuert hatte, wussten sie angeblich nicht. Sie behaupteten, den Mann nicht zu kennen, er müsse sich mit ihnen hineingeschmuggelt haben. Der Bursche selbst hatte keinerlei Papiere oder dergleichen bei sich und war so schwer verletzt, dass die Ärzte achselzuckend erklärten, es sei mehr als zweifelhaft, dass er durchkomme.
Das Märchen von dem spontanen Entschluss der Schauerleute, Fargo zu befreien, glaubten wir keineswegs. Es war eine wohlvorbereitete und gesteuerte Aktion gewesen, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit von Niles gelenkt worden war, denn der Stoßtrupp, der den Befreiungsversuch unternommen hatte, setzte sich aus Leuten zusammen, die an Pier 18 arbeiteten.
Am Nachmittag überfiel uns Louis Thrillbroker und reklamierte seine Exklusiv Story, aber wir konnten ihm die leider nicht geben. Zwar hatten wir Fargo gefasst, aber wer der Mann war, der die Drähte zog, wussten wir zwar oder glaubten es zu wissen, aber beweisen konnten wir es nicht. Nachdem wir Louis das mit Mühe und mit Hilfe einiger Scotch beigepult hatten, nickte dieser.
»Ihr scheint ausnahmsweise einmal die Wahrheit zu sagen, und darum will auch ich euch etwas verraten. Es geht etwas vor an der Waterfront. Wie ihr euch denken könnt, habe auch ich gewisse Verbindungen,Vögelchen, die mir von Zeit zu Zeit ein Lied singen. Eines dieser Vögelchen hat mir ins Ohr gezwitschert, es werde heute beim Schichtwechsel um fünf Uhr etwas passieren. Was, wollte oder konnte er nicht sagen, Er hielt es jedenfalls für der Mühe wert, wenn ich um diese Zeit so ganz zufällig zwischen Brooklyn Bridge und dem Tunnel der Westside Seventh Avenue Subway spazieren gehe.«
»Ist diese Ihre Quelle zuverlässig?«, fragte ich ihn.
Louis hob die Schultern und meinte: »So zuverlässig, wie derartige Quellen sein können. Möglicherweise hat der Mann mich angeschmiert oder ist selbst angeschmiert worden. Solche Risiken muss man in meinem Beruf in Kauf nehmen.«
Auch wir würden dieses Risiko mit in Kauf nehmen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Louis Thrillbrokers feines Riechorgan etwas ausgeschnüffelt hätte.
Es war vier Uhr. Also hatten wir noch eine knappe Stunde Zeit, die wir dazu benutzten, um ein paar Erkundigungen einzuziehen.
Wir erfuhren zum Beispiel, dass Mr. Niles vor einer Stunde nach seinem Landhaus am Graham Beach in Richmond gefahren sei. Da es ein Freitag war und das Wochenende bevorstand, wäre das nichts Besonderes gewesen, wenn wir uns nicht der merkwürdigen Prophezeiung des Mr. Lyons erinnert hätten, dass immer dann, wenn Niles sich dorthin zurückzog, irgendetwas geschah, was man ihm hätte in die Schuhe schieben können, wenn er nicht eben ein eisenhartes Alibi gehabt hätte.
Wir erfuhren auch, dass Mr. Jarlatan zusammen mit Mr. Louis Crain im Hilton Hotel beim Nachmittagstee saß. Auch das war nichts Außerordentliches. Es sah so aus, als ob die beiden sich dort zufällig getroffen hätten.
Um halb fünf fuhren wir los.
South Street bot das übliche Bild kurz vor dem Schichtwechsel. Überfüllte Omnibusse spieen ihre Fracht von Schauerleuten aus.
Fünf Minuten vor fünf schrillten die
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