0254 - Geister-Party
noch, die Lanze aus einer Skeletthand zu schlagen, die ein ehemaliger Ulan auf den am Boden liegenden Jungen schleudern wollte.
Schützend baute er sich vor Carsten Möbius auf und wehrte mit »Gwaiyur« die herantobenden Skelettkrieger ab.
»Halt aus, Zamorra! Ich komme!« hörte er Ullichs Stimme wie aus weiter Ferne. Während Nicole das Beste aus der Situation machte und die Strickleiter zur Luke emporkletterte, sprang Michael Ullich an die Seite des Parapsychologen.
»Hau ab, Carsten!« zischte er dem Freund zu. »Mach, daß du an Bord kommst. Wir ziehen uns langsam zurück. Aber vielleicht benötigen wir Unterstützung von deiner Artillerie…!«
Der Millionenerbe verstand. Wer immer zuletzt an Bord der »Albatros« ging – er war den Waffen der Geisterreiter schutzlos ausgeliefert.
Im Laufen schob er neue Patronen in die Kammern des Revolvers. Er beglückwünschte sich selbst, daran gedacht zu haben, einmal genügend Munition für seinen »Engelmacher« zu kaufen.
Mit vereinten Kräften zogen Nicole und der Co-Pilot den schwer atmenden Millionenerben in die Luke des Flugzeuges. Auch die beiden Schwertkämpfer waren jetzt bis zum Flugzeug zurückgewichen.
»Rauf, Micha!« befahl Professor Zamorra. »Gwaiyur ist die bessere Waffe gegen diese Höllengestalten!«
Der blonde Junge stellte keine unnützen Fragen. Wie ein Seeräuber, das Schwert zwischen die Zähne geklemmt, enterte er die Strickleiter hinauf.
»Drauf! Alle zugleich! Der ist es … der darf nicht entkommen! « brüllte Leonardo de Montagne in das Bewußtsein seiner Kreaturen, durch deren Augen er die Ereignisse verfolgte. »Werft euch auf ihn! Jetzt sofort. Zugleich…!«
Professor Zamorra erkannte die Gefahr. Mit einem Satz war er an der Strickleiter. Seine Füße berührten die unteren Trittstufen, die linke Hand klammerte sich eisern in den Seilen fest. Das Schwert beschrieb einen Kreisbogen und warf die erste geschlossene Angriffswelle zurück.
» Feuer, Carsten! « kommandiert Michael Ullich.
Die Schüsse warfen die nächsten auf Zamorra eindringenden Gegner zurück. Aber sie verschafften ihm nicht die Zeit, weiterzuklettern.
Pausenlos und ohne Rücksicht auf Verluste trieb der Wille des Schwarzzauberers die Skelettkrieger zum Angriff.
» Los! Anrollen! « brüllte Professor Zamorra. »Das ist die einzige Chance…!«
Der Co-Pilot verstand. Flink wie ein Wiesel huschte er ins Cockpit.
»Der Kronprinz ist an Bord!« beruhigte er den Piloten. Dann rollte die Maschine an. Erst langsam über den unebenen Rasenteppich, während sich Professor Zamorra verzweifelt anklammerte. Mit dem Schwert in der Rechten mußte er die auf ihn eindringenden Gegner weiterhin auf Distanz halten.
Dann hatten die Räder des Jet das Rollfeld erreicht. Aber die Geisterreiter waren schnell. Sie blieben dran. Keine Chance, zu entkommen. Der Parapsychologe wußte, daß er alles auf eine Karte setzen mußte.
» Durchstarten! « brüllte er verzweifelt. »Sie sind zu schnell. Am Boden entkommen wir ihnen nicht. Wir müssen Höhe gewinnen!«
Über Bordsprechanlage gab Carsten Möbius seinen Piloten den Befehl zum Start.
»Auf Ihre Verantwortung!« kam es aus dem Cockpit. »Der Mann wird es nicht überleben…!«
» Gehorchen Sie! « knirschte der Millionenerbe. Sein logisch denkender Verstand sagte ihm, daß die Piloten Recht hatten. Aber Zamorra war mit normalen Menschen nicht gleichzusetzen. Wenn auch manchmal arg lädiert, hatte er doch bisher alle Abenteuer überstanden.
» Festhalten, Zamorra! « schrie Michael Ullich. Im selben Augenblick wurde der Jet steil nach oben gezogen. Schwertklingen zischten unter den Füßen des Parapsychologen hinweg und zerfetzten das untere Teil der Strickleiter.
Mit letzter Kraft gelang es dem Meister des Übersinnlichen, die Luke zu erreichen und unter Aufbietung der letzten Energie sich trotz des rasenden Fahrtwindes in das Innere des Jet hineinzuziehen.
Hier drohte eine andere Gefahr. Es war die Gefahr, an Nicoles Kuß zu ersticken. So lange und ausdauernd hatten sie sich in der turbulenten Zeit, die hinter ihnen lag, nicht mehr geküßt. Diskret wandten sich Michael Ullich und Carsten Möbius um.
Unter einer Wolkendecke verschwand der Flugplatz von Lyon. Und mit ihm die Geisterreiter des Leonardo de Montagne.
» Kurs London! « befahl Carsten Möbius den Piloten.
Nach kurzer Bestätigung flog die »Albatros« eine halbe Wendung und ging auf Nordkurs.
»Auf dem unübersichtlichen Flughafengelände von London
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