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0254 - Geister-Party

0254 - Geister-Party

Titel: 0254 - Geister-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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den verrotteten Waffen oder den Rüstungsteilen war zu erkennen, welchem Feldherrn sie in den Tagen des Lebens gefolgt waren. Die Schwarze Magie Leonardo de Montagnes hatte sie aus den Gräbern gerissen und sie in den Dienst der Finsternis gezwungen.
    Meter um Meter holten sie auf. Pferdelänge um Pferdelänge schoben sie sich heran.
    »Wir schaffen es nicht!« flüsterte Nicole. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht als sie erkannte, daß die Geisterreiter das Letzte aus ihren Rössern herausholten. Hufe sprühten Funken, obwohl sie den Boden nicht berührten. Die Körper der Reittiere waren transparent, nur das Sattelzeug und der Zaum schien aus fester Masse zu bestehen.
    Aber diese Dinge waren bedeutungslos. Die Skelettkrieger auf ihren Rücken zählten. Jeder der Insassen im Wagen wußte, wie Leonardos Kreaturen kämpften. Holten sie die unheimlichen Verfolger ein, waren sie verloren.
    »Sprich du mit ihnen. Mein Französisch ist nicht so gut!« hielt Carsten Möbius dem Parapsychologen den Hörer des Autotelefons hin. Der Millionenerbe hatte an alles gedacht. Das erkannte Zamorra, als er hörte, wer am anderen Ende der Leitung war.
    »Oui, Monsieur Zamorra, ich habe selbst einige ihrer interessanten Bücher gelesen!« hörte er den Direktor des Flughafens von Lyon sagen. »Selbstverständlich helfe ich Ihnen. So kann ich mich wenigstens davon überzeugen, ob es wirklich diese Geister- und Dämonenwelt gibt!«
    »Gut, dann lassen Sie bitte das linke Gittertor neben dem Tower öffnen und nach unserer Einfahrt sofort schließen. Veranlassen Sie außerdem …«
    Aus dem Schatz seiner reichhaltigen Erfahrungen gab Professor Zamorra dem Flughafendirektor einige Anweisungen, die nicht nur seine eigene, sondern vor allem die Sicherheit der Menschen auf dem Flughafengelände betrafen. Jedenfalls hoffte der Meister des Übersinnlichen, daß die Geisterreiter nicht gegen Unbeteiligte vorgehen würden.
    Der Parapsychologe wußte, daß die Maßnahmen den Angriff der Geisterhorde nicht lange aufhalten konnten. Aber vielleicht bekamen sie dadurch die wenigen Augenblicke Zeit, die ihnen fehlten …
    »Wir werden alles veranlassen, Monsieur Zamorra!« kam die Stimme des Direktors durch die Telefonmuschel. »Sie sind der Experte!«
    Während sich Zamorra mit einigen wohlgesetzten Worten bedankte, machte Michael Ullich den Freund auf den niedergehenden Jet aufmerksam.
    »Ich wußte, daß die ›Albatros‹ pünktlich ist!« erklärte Carsten Möbius. »Jetzt kannst du so tun, als wenn Zamorra der Staatspräsident wäre und bis an die Gangway heranfahren. Wir beide fliegen selbstverständlich mit. Wer weiß, wozu Zamorra unsere Hilfe noch benötigt!« klärte er eine unausgesprochene Frage des Freundes.
    »Na, dann bin ich mir sicher, daß uns die nächsten Stunden in keiner Weise langweilig werden!« bemerkte Michael Ullich bissig.
    »Da vorne … das Tor ist offen!« unterbrach Nicole das Gespräch.
    »Wendemanöver programmiert!« schnarrte Michael Ullich mit Roboterstimme. »Kurskorrektur Neunzig Grad!« Kaum war das letzte Wort gesprochen, als er den mit Vollgas dahinjagenden Wagen mit einer Vollbremsung zum Schlingern brachte. Geistesgegenwärtig riß er das Steuer herum. Der Mercedes drehte sich um die eigene Achse und schoß dann in das geöffnete Tor des Flughafens von Lyon. Durch dieses waghalsige Manöver wurden wieder einige Sekundenbruchteile gewonnen.
    Mehrere Personen eilten herbei, um das Gittertor sofort zu schließen. Das erkannte Professor Zamorra aber nur am Rande. Sonst wurden durch dieses Tor die Versorgungsfahrzeuge auf das Flughafengelände geschleust.
    Professor Zamorra sah, daß die Menschen, kaum, daß das Tor geschlossen war, in panischer Angst flüchteten. Und er kannte den Grund.
    Leonardos Geisterreiter hatten die Sperre erreicht.
    »Los! Quer über das Rollfeld«, befahl Carsten Möbius. »Da hinten ist der Jet. Das geschlossene Tor hält sie nicht lange auf, stimmts, Zamorra?«
    Der Meister des Übersinnlichen nickte. Gebannt beobachtete er die Ereignisse aus dem rückwärtigen Wagenfenster.
    Steil stieg das Geisterpferd des Sancho de Muertos in die Höhe, als es das Hindernis erkannte. Wohl war es ein Geisterwesen – aber die knöcherne Skelettsubstanz konnte den Maschendraht nicht durchdringen.
    Der Gefolgsmann des Blutherzogs von Alba fluchte, das selbst der Teufel erbleicht wäre. Die Hufe seines Pferdes tänzelten trommelnd auf der Erde. Gelbes Feuer der Wut flammte aus den Nüstern.

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