0254 - Geister-Party
Duval Vollgas. Mit überhöhter Geschwindigkeit raste der Mercedes die Straße ins Tal hinab. Hinter ihnen blieben Leonardos Kreaturen zurück.
Sie waren in Sicherheit. Vorerst wenigstens.
Falls es für sie noch so etwas wie Sicherheit gab …
***
»Der blutige Nicolas hat versagt! Doch du wirst es schaffen, Zamorra zu fassen!« erklärte Leonardo de Montagne. Die ihm gegenüberstehende Skelettgestalt in den Rüstungsfragmenten eines spanischen Grande aus der Zeit König Phillips II. von Spanien nickte. Sancho de Muertos war einer der schrecklichen Gefolgsleute des gefürchteten Herzogs Alba gewesen, bevor er in einem Angriff der holländischen Geusen sein Leben verlor. In seiner jetzigen Existenz befehligte er Leonardos Reiterei.
»Ich höre und gehorche, mein Gebieter!« kam es aus dem Totenschädel unter dem geschwungenen Helm.
»Bring ihn mir lebendig und ich gebe dir Macht!« hechelte Leonardo. »Oder bring mir seinen Kopf …«
»Ich bringe ihn dir lebendig oder seinen Schädel!« erklärte Sancho de Muertos. »Oder ich werde nie wieder vor dir erscheinen, mein Gebieter!« Waffenklirrend schritt der tote Spanier aus dem Saal.
Augenblicke später schmetterte auf dem Burghof eine grelle Fanfare. Leonardo de Montagne lächelte selbstgefällig. Er wußte, daß nun die Rösser der unheimlichen Krieger aus dem Nichts herantrabten.
Rösser die mit dem Sturmwind um die Wette liefen. Sie waren nicht aus Fleisch und Blut. Die Geisterpferde schwebten über dem Erdboden dahin. Mochte der geflüchtete Gegner auch in einer Kutsche ohne Pferde sitzen – die Geisterreiter des Leonardo konnten ihre Rösser auch zu solchen Geschwindigkeiten antreiben.
Die Jagd auf Professor Zamorra war noch lange nicht beendet.
Genau genommen begann sie erst …
***
»Das Wichtigste habe ich gerettet, mon ami!« erklärte Nicole und hielt ein kleines Bündel in die Höhe. »Die Scheckbücher. Sonst hätten wir Carsten um einen Job in einer der Fließbandfabriken seines Vaters anbetteln müssen!«
Die Antwort des Parapsychologen war ein lang anhaltender Kuß. Während eines kurzen Halt hatte man die Plätze gewechselt. Zamorra und Nicole saßen nun auf der Rückbank des Wagens.
»Muß Liebe schön sein!« stöhnte Carsten Möbius tragikomisch. »Wenn ich groß bin, will ich auch mal lieben!«
»Dich liebt leider nur das Finanzamt!« grinste Ullich, der seinen Humor wiedergefunden hatte. »Aber, wenn ich unsere Passagiere mal unterbrechen darf, wie soll es jetzt weitergehen?«
»Ja, wenn ich das selbst so genau wüßte!« zuckte Zamorra die Schultern. »Leonardo wird versuchen, mich zu erwischen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Ganz sicher hat er auch gute Drähte zu Asmodis. Und der hat bestimmt schon festgestellt, daß ich ohne das Amulett ziemlich gehandicapt bin!«
»Warum kommt denn Asmodis nicht selbst und greift an, wenn er das Amulett nicht zu fürchten braucht?« fragte Carsten Möbius. »Er ist doch ein Teufel und ein Dämon mit ungeheurer Macht!«
»Eben deswegen muß er immer noch die Kraft von Ollam-ongas Vermächtnis fürchten!« erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Seitdem der Ju-Ju-Stab mit Aurelians Brustschild zusammengetroffen ist, wirkt er zwar nicht mehr gegen alle Gewalten des Unheimlichen – aber gegen Dämonen und Teufel ist er immer noch tödlich. Vampire, Werwölfe oder Zombies können nicht damit bekämpft werden. Aber einen Dämon vernichtet die Macht des Stabes!«
»Ganz ohne Waffe ist Zamorra also nicht!« fügte Nicole Duval hinzu.
»Das beste wäre, wenn Zamorra sich einige Zeit verbergen würde!« sinnierte Carsten Möbius. »Ich wüßte da ein kleines Haus in Dorset!«
»Ja, wenn das ginge …« sagte Professor Zamorra zögernd. »Das wäre allerdings eine Lösung. Außerdem habe ich bereits früher ohne euer Wissen eine Anzahl von magischen Kreisen um das Haus gezogen, die den Mächten des Unheimlichen einen Ansturm darauf erschweren. Es bereitet mir nicht viele Schwierigkeiten, daraus eine feste Bastion gegen die Höllengewalten zu machen!«
»Aber sicher geht es!« sagte Carsten Möbius fest. »Und nun muß ich einen Moment überlegen, wie wir am schnellsten Frankreich verlassen.«
»Am besten mit dem Flugzeug!« erklärte Michael Ullich. »Nur müssen wir bedenken, daß unsere Gegner da gewisse Möglichkeiten haben. Auf einem Flughafen kann viel geschehen. Wir sollten aber unbeteiligte Personen nicht unnötig in Gefahr bringen. Denn ich bin sicher, daß unsere
Weitere Kostenlose Bücher