0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
Mädchen von uns wissen wollte, was passiert war.
»Jetzt nicht«, sagte ich hastig. »Wo befindet sich der vordere Ausgang?«
»Er ist geschlossen.«
»Haben Sie keinen Schlüssel?«
»Mein Vater…«
»Holen Sie ihn. Schnell!«
Susan wühlte in den Taschen ihres Vaters. Sie fand den Schlüssel, hielt ihn hoch und zeigte uns, wo es langging.
Wir waren alle aufgeregt. Ich hatte das Gefühl, vor einer Wende zu stehen. Das Mädchen führte uns durch einen schmalen Gang, bis wir vor einer breiten Tür standen.
Hastig schloß sie auf.
»Wir müssen zum Kellerfenster«, sagte ich.
»Dann gehen Sie rechts herum.«
»Danke!« Schon waren wir vorbei. Aus den Augenwinkeln stellte ich fest, daß dieser Teil des Leichenhauses der kleinere war, gewissermaßen ein Anbau.
Wir liefen um ihn herum, duckten uns unter den blattlosen Ästen einiger Bäume weg und erreichten schließlich die Stelle, wo auch das Fenster liegen mußte.
Der Keller lag tiefer als die normale Oberfläche. Dem war auch Rechnung getragen worden, denn zu diesem Kellerfenster fiel das Gelände ab, und ein schmaler Pfad führte hin.
Auf dem Pfad lag eine Gestalt.
Sie bewegte sich nicht. Die Haltung war verkrümmt, und mir fiel auf, daß ich die Maschinenpistole nicht entdeckte, worüber ich aber nicht weiter nachdachte.
Die Gestalt war dunkel angezogen. Sogar Kleidung aus Leder trug sie.
Suko und ich rutschten auf sie zu. Wir konnten auf dem schmalen Weg kaum unser Gleichgewicht halten und wären fast noch über die Gestalt gestolpert.
Dann standen wir neben ihr.
Die Spannung wuchs, als Suko sie auf den Rücken drehte, so daß wir in das Gesicht schauen konnten.
Es war wie ein Schlag, ein Schrei, ein Versagen — mir fehlten einfach die Worte, um das Gefühl näher zu beschreiben, das mich durchtoste.
Vor uns lag nicht Lady X. Vor uns lag ein Toter!
Von mehreren Kugeln war er getroffen worden. Wir sahen das Blut auf seiner Lederjacke, im Gesicht und auch auf dem Hemd, das er unter der Lederjacke trug.
Ich kannte den Mann nicht, war mir jedoch sicher, daß er zu Costellos Killern gehörte. Lady X hatte uns reingelegt. Suko und ich wußten, daß ihr Logan Costello treu ergeben war. Sie konnte bei bestimmten Dingen und gewissen Plänen stets auf ihn zurückgreifen, was sie hin und wieder tat, wie uns jetzt auf drastische Art und Weise klargemacht wurde.
Unsere Kugeln hatten den Mafioso getroffen, nicht die ehemalige Terroristin und jetzige Vampirin.
Suko schaute mich an. Sein Gesicht zuckte. Es war ebenso bleich wie das meine.
»Pech!« flüsterte Suko. »Verdammtes Pech!« Er ballte die Hände und steckte voller Wut.
»Womit Lady X letzten Endes ihr Ziel erreicht hat«, erklärte der kleine Magier emotionslos, »denn der Vampir lebt nicht mehr.«
Da hatte er ein wahres Wort gesprochen. Die Mordliga konnte wieder einen Sieg für sich verbuchen.
Ambiastro existierte nicht mehr. Die Vampir-Drillinge hatten Atlantis und dessen Untergang überlebt, doch ihre Feinde in der Gegenwart waren zu stark gewesen.
»Was machen wir jetzt?« fragte Suko. »Die Spur ist abgeschnitten!« Er schaute dabei den kleinen Magier an, als würde er von ihm eine Antwort bekommen.
Auch Myxin gab sich ratlos. »Sie hat den Würfel!« flüsterte er. »Sie hat den verdammten Würfel. Und damit ist sie uns überlegen, ob ihr es nun wahrhaben wollt oder nicht.«
»Vielleicht können die Zigeuner uns helfen«, sagte ich.
»Das wäre die letzte Möglichkeit«, meinte der Magier. »Wir müßten wieder zurück.«
»Wieso Zigeuner?« wollte Suko wissen.
Ich schaute ihn einen Moment überrascht an. Dann fiel mir ein, daß er ja nichts davon wissen konnte, und ich erklärte ihm, um was es überhaupt ging.
Ohne voneinander zu wissen, hatten wir gemeinsam an demselben Fall gearbeitet. Nur war bei mir Myxin die treibende Kraft gewesen. Er hatte von Ambiastro erfahren, daß auch sie den großen Untergang überlebt hatten und sich in London befanden. In einem Zigeunerlager. Wir waren hingefahren. Unterwegs fanden wir den ersten der Vampir-Drillinge. Tot.
Logan Costellos Killer waren dafür verantwortlich. Sie wollten uns ebenfalls umbringen, aber Myxin hatte ihnen gezeigt, wozu ein Magier fähig war. Die fünf Killer befanden sich nun in polizeilichem Gewahrsam.
Im Lager der Zigeuner lernten wir die alte Azucena kennen. Sie wußte um Ambiastro, denn sie hatte auf der Insel Sedonis die alten Steinplatten entdeckt, auf denen über Ambiastro geschrieben wurde. Angeblich
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