026 - Der Doppelgänger
verriegelt!
»Warten Sie hier, bis ich mich angezogen habe«, sagte sie.
Die Augen des Detektivs traten vor Erregung aus den Höhlen, und er verfärbte sich. Er war nicht im mindesten nervös und spürte keine Furcht, aber Gefahr ließ ihn immer erbleichen.
In unglaublich kurzer Zeit war Diana wieder unten, nahm den Pistolengürtel aus der Kommode in der Diele und schnallte ihn um.
Mr. Superbus sah die Pistole in ihrer Hand und fühlte sich jetzt sicherer.
Sie hörten ein leises Rascheln in dem Zimmer und ein schwaches Klicken, als ob die Lichter ausgedreht würden.
»Passen Sie auf die Hintertür auf«, sagte sie leise. »Wahrscheinlich will er über die Mauer klettern! Schlagen Sie ihn sofort nieder - möglicherweise ist er bewaffnet!«
Mr. Superbus bewegte sich nicht. Er stand wie angewurzelt an seinem Platz.
»Wär es nicht besser, wenn ich einen Polizisten hole?« fragte er hohl.
Sie schüttelte den Kopf.
»Tun Sie bitte das, was ich Ihnen gesagt habe - ich möchte die Polizei nicht im Hause haben.«
Mr. Superbus versuchte einen Fuß aufzuheben und stöhnte. Sein Rheumatismus war plötzlich wiedergekommen.
»Ich möchte Sie nicht gern hier allein lassen«, sagte er unsicher. »Es wäre direkt gemein und schurkenhaft, eine Dame im Augenblick der Gefahr sich selbst zu überlassen.«
Von der Diele aus führte nur eine Tür zum Studierzimmer.
Man konnte es aber auch durch den kleinen Vorraum erreichen, in dem an den Wänden Gordons Bücherschränke standen.
»Bleiben Sie hier«, flüsterte sie und eilte den dunklen Korridor entlang.
Die Tür des kleinen Zimmers war nicht verschlossen. Es roch nach Büchern. Leise trat sie ein, die Pistole in der Hand. Auch die Tür nach dem Studierzimmer öffnete sich widerstandslos. Der große Raum lag im Dunkeln, nur durch die bunten Glasfenster fiel ein schwacher Schein herein.
»Hände hoch!« rief Diana plötzlich. »Ich sehe Sie!«
Der Lichtschalter befand sich an der anderen Seite des Zimmers, und sie tastete sich vorsichtig vorwärts. Sie war aber erst ein paar Schritte gegangen, als die Tür nach der Halle plötzlich aufgerissen wurde. Einen Augenblick sah sie in der Öffnung eine Gestalt, dann wurde die Tür zugeschmettert .
Superbus muß den Kerl ja fassen, dachte sie aufgeregt, als sie sofort hinterhereilte. Aber sie hörte nichts von einem Kampf, und als sie in die Diele trat, war sie vollständig leer.
»Mr. Superbus!«
»Hier, Madam!«
Er kam aus dem Studierzimmer hinter ihr her.
»Ich bin Ihnen gefolgt. Es war nicht recht, eine Dame allein zu lassen. Haben Sie ihn gesehen?«
»Aber warum haben Sie denn nicht das getan, was ich Ihnen sagte?« fragte sie vorwurfsvoll.
»Es war meine Pflicht, Ihnen zu folgen.« Julius war verdrießlich. »Es war sicherer so.«
Das stimmte auch.
Sie drehte alle Lampen im Studierzimmer an. Es schien sich nichts geändert zu haben, nur - Sie hatte den Buchstabenanzeiger am Geldschrankschloß gestern auf X stehen lassen, und er stand jetzt auf A.
»Holen Sie den Tee aus der Küche«, sagte sie und setzte ihre Nachforschungen fort.
Mr. Superbus kehrte mit dem Tablett zurück.
»Was wir brauchen, sind Anhaltspunkte«, sagte er leise.
»Nun gut, dann suchen Sie welche.«
Er bückte sich und durchstöberte den ganzen Raum. Diana aß inzwischen Kekse, denn sie war außerordentlich hungrig.
»Es ist jemand hiergewesen«, er zeigte auf den großen Stuhl am Kamin. »Sehen Sie doch einmal das Kissen. Dort sieht man deutlich, daß jemand seinen Kopf dagegen lehnte.«
»Das habe ich gestern abend selbst getan«, erwiderte sie kurz und wenig höflich. »Sehen Sie ja nach, ob Sie auch Zigarrenasche finden, mein teurer Sherlock Holmes!«
Er sah sie argwöhnisch von der Seite an.
»Kommen Sie jetzt und essen Sie auch etwas«, sagte sie und stellte die Keksschachtel in seine Reichweite. »Ich möchte nur wissen, wie er aus seinem Zimmer gekommen ist.«
»Wer denn?«
»Der Doppel - Onkel Artur«, verbesserte sie sich sofort.
Julius lächelte.
»Der ist nicht herausgekommen, denn ich habe meinen Posten nicht verlassen. Ich habe die Überzeugung, daß es ein Einbrecher war.«
»Aber wie ist er denn fortgekommen? Die vordere Haustür ist doch vollständig verschlossen und verriegelt. Er muß noch im Hause sein.«
»Sagen Sie das ja nicht«, bat Julius nervös. »Wenn er noch hier wäre, wüßte ich nicht, was ich täte. Ich werde ganz toll, wenn ich Einbrecher sehe. Deshalb hat mir auch der Doktor verordnet, daß ich
Weitere Kostenlose Bücher