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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in der Mitte blieben. Je höher die Umdrehungsgeschwindigkeit, desto stärker die Fliehkraft, die die Bindungen zerriß.
    Sonneur rieb sich die Nasenspitze mit dem Zeigefinger. »Sagen Sie, Philippe, haben Sie schon mal versucht, die Zentrifuge mit minderer Geschwindigkeit laufen zu lassen?«
    Verblüfft sah Philippe Renoir seinen Teamchef an. »Was soll das bringen?«
    »Versuchen Sie es«, sagte Sonneur. »Gehen Sie herunter bis auf etwa zehn oder elf Gravos.« Das bedeutete eine Fliehkraft, die der zehn- oder elffachen Erdschwere entsprach.
    »Warum dieser Wert?« fragte Philippe immer noch ahnungslos.
    Sonneur schlug ihm die Hand auf die Schulter, daß es krachte. »Mann, Sie Ideenschreck wissen Ihre eigenen Gedanken nicht auszuwerten? Zehn Gravos sind das höchste, was wir dem Mädchen für ein paar Minuten zumuten könnten! Begreifen Sie endlich?«
    Ja, Philippe begriff.
    Und er begann zu beten, daß es klappte.
    Er schnappte sich eine frische Probe des Blutes und eilte in den Nebenraum, in dem sich die kleine Zentrifuge befand. Schon bald begann der Elektromotor aufzubrummen.
    Doktor Sonneur starrte aus dem Fenster. Im Osten erschien der erste Schimmer der aufgehenden Sonne.
    Dies, wußte er, war der letzte Versuch. Mit der Analyse kamen sie nicht weiter, und ohne Analyse ließ sich kein Gegenmittel schaffen. Aber wenn die Zentrifuge das Gift bei zehn Gravos nicht trennen konnte, gab es für das Mädchen keine Chance mehr.
    Auch nicht, wenn sie statt der insgesamt vierundzwanzig Stunden vierundzwanzig Jahrmillionen Zeit hatten.
    ***
    Nicole trat in die Tür, nachdem Leonardo sich mit der Peitsche wieder in Richtung Zamorra entfernte. Niemand sah sie. Weder Leonardo noch Zamorra achtete auf sie.
    Draußen ging der Kampf seinem Ende entgegen. Das Schwert Gwaiyur handelte selbständig und heizte den Knochenmännern ein. Einer nach dem anderen fiel dem Zauberschwert zum Opfer.
    Raffael Bois war bewußtlos. Beim Sturz hatte er sich beide Beine gebrochen. Aber er lebte noch, und das war wichtig. Die Brüche würden heilen. Bei einem alten Mann wie ihm mochte das zwar einige Zeit dauern, aber er starb nicht daran. Nicole hatte die Knochen notdürftig gerichtet; mehr konnte sie im Augenblick nicht tun.
    Später, wenn der Kampf beendet war…
    ...und sie alle es überlebten…
    Sie stand in der Tür, das erbeutete Schwert in der Hand, und übersah die Situation. Da war die angekettete Telepathin. Da war der Wolf im Griff des Untoten. Da war Zamorra der von vier Skelett-Kriegern eisern festgehalten wurde. Da war Gryf, der oben unter der Decke schwebte. Und da war Leonardo de Montagne, der sich wieder in Positur stellte und mit der Peitsche ausholte.
    Nicole sah zu Gryf hinauf. Und er sah sie! Zufall oder Telepathie?
    Sie machte ihm Handzeichen, deutete das Öffnen eines Behälters an und eine schüttende Bewegung!
    Gryf starrte sie aus geweiteten Augen an. Begriff er nicht?
    Doch! Jetzt bewegte sich der Schwebende. Faßte in die Tasche, zog das kleine Behältnis mit dem Zauberpulver hervor!
    Nicole atmete auf. Jetzt mußte alles schnell gehen. Sehr schnell!
    Und Gryf handelte!
    Er schleuderte das Pulver aus der Höhe auf Leonardo hinab!
    ***
    Aus dem Nebenraum des Großlabors kam ein Schrei. »Doktor Sonneur!«
    Der raste nach nebenan wie ein geölter Blitz. Philippe Renoir tanzte wie ein Derwisch um die Zentrifuge. »Es klappt, Chef«, schrie er. »Sehen Sie! Es klappt! Der verdammte Stoff löst sich schon bei sieben Gravos!«
    Er schaltete die Zentrifuge ab, die langsam drehte und schnell zum Stillstand kam. Triumphierend hob er die Probe im Glasröhrchen heraus. »Da! Da!«
    Doktor Sonneur nickte. »Hervorragend«, sagte er. »Ich danke Ihnen, Philippe.«
    »Dann brauchen wir das Mädchen ja nur noch in eine Zentrifuge zu stecken und…«
    Er brach ab.
    Im gleichen Moment wie Sonneur begriff er, daß sie etwas Entscheidendes außer acht gelassen hatten. Der Körper des Mädchens mochte zwar die sieben Gravos verkraften - die Astronauten in den Trainings-Zentrifugen in Amerika, wohin Monica Peters hätte geflogen werden müssen, wurden mit weit höheren Werten belastet -aber dann hatte sie den Giftstoff immer noch im Körper! Und niemand konnte genau sagen, wie sich der Stoff dann in konzentriertem, isolierten Zustand verhielt. Vielleicht wirkte er dann noch stärker…
    »Verdammt«, murmelte er. »Was machen wir jetzt?«
    Ratlos starrten die beiden Wissenschaftler sich an. Und Doktor Sonneur sah keine Chance mehr

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