0262 - Non-Stop in die Ewigkeit
ist nicht eilig. In achtundvierzig Stunden, wenn Sandra Spent nicht mehr lebt, werde ich kommen, werde dir sagen, dass du verloren hast, und dann wirst du selbst sterben. Ich glaube, das Bewusstsein, dass du die Partie verloren hast, wird dir den Tod bitterer machen, als er ohnedies schon ist.«
»Du Wahnsinniger!«, sagte ich ruhig. »Du wirst schlimmer enden als ich.«
***
Was Phil in der Zwischenzeit erlebte, war so merkwürdig, dass er sich entschloss, einen genauen Bericht in den wenigen freien Minuten, die ihm blieben, darüber zu verfassen. Lesen Sie den Bericht meines Freundes.
Es war eines der verrücktesten und unerfreulichsten Telefongespräche, das ich je mit Jerry geführt habe. Er rief abends gegen 9 Uhr an. Als ich mich meldete, war es einige Sekunden lang still in der Leitung. Dann hörte ich seine Stimme, leise, fast flüsternd, ziemlich verzerrt, aber ohne Zweifel seine Stimme.
»Phil, ich bin’s Jerry«, sagte er. »Die Bewachung von Sandra Spent muss sofort aufgehoben werden. Es ist wichtig. Ich kann jetzt nicht mehr sagen. Wir sind soweit. Schick die Jungs nach Hause, Phil! Bis später!«
»Gib mir Einzelheiten, Jerry!«, rief ich in den Apparat, aber es knackte in der Leitung. Er hatte aufgelegt.
Ich ging hinunter vor das Haus, stieg in Jerrys Jaguar und fuhr zur Cumberland Street, in der zwei Mann unserer Überwachungsabteilung Sandra Spents ungestörten Schlaf schützten.
Ich dachte während der ganzen Fahrt über das Gespräch nach. Natürlich war es Jerry gewesen, der angerufen hatte. Es gab keinen Zweifel daran. Ich würde Jerrys Stimme selbst dann erkennen, wenn er mich vom Mond aus anrief. Und dennoch gelang es mir nicht, den Anruf einfach hinzunehmen und nicht weiter darüber nachzudenken. Jerry und ich sind so lange zusammen, dass jeder vom anderen alles weiß. Jerry spricht für gewöhnlich nichtfso, wie er am Telefon gesprochen hatte. Er formuliert seine Sätze anders. Es ist schwierig, solche Unterschiede zu erklären. Man empfindet sie einfach.
Natürlich dachte ich daran, dass man Jerry zu dem Gespräch gezwungen haben könnte, aber ich weiß, dass es nicht möglich ist, Jerry zu etwas zu zwingen, es sei denn, man verabreichte ihm Drogen, die ihn seiner Willenskraft berauben. Nun, das war immerhin vorstellbar.
Ich fühlte mich hundeelend, aber ich konnte nichts anderes tun, als Jerrys Anordnungen zu folgen. Ich traf unsere Leute in der Cumberland Street, und ich schickte sie nach Hause. Da in der Sherwood-Villa noch Licht brannte, läutete ich.
Ethel Sherwoods ehemalige Haushälterin Mary Rashin öffnete mir. Ich fragte, ob ich Miss Spent noch sprechen könnte.
Ich hatte eine Treward-Pistole von zu Hause mitgebracht, ein Ding, das in der Hand eines Mannes zu leicht ist, aber genau das Richtige für eine Frau. Trotz des kleinen Kalibers ist sie eine gute Waffe, wenn man nicht auf hundert Yards damit treffen will.
»Wir möchten noch etwas für Ihre Sicherheit tun, Miss Spent«, sagte ich. »Können Sie mit einer Pistole umgehen?«
»Wenn Sie mir das Modell erklären, gewiss«, antwortete sie. »Ich schieße sogar ziemlich gut. Jedenfalls gab es in Iowa einen Frauenschützenverein, und ich habe zweimal einen Preis gewonnen.«
Ich atmete erleichtert auf, setzte ihr den Mechanismus der Treward auseinander und beschwor sie, sich keine Sekunde lang von der Waffe zu trennen, sie immer griffbereit zu halten und nicht zu zögern, sie gegen jedermann zu benutzen, der sich ihr in bedrohlicher Weise nähere.
»Denken Sie immer und überall an die Pistole, Miss Spent!«
»Auch im Büro von Dr. Ruster?«, fragte sie lächelnd.
»Jawohl, auch dort«, antwortete ich ernst.
Mrs. Rashin gab einen Knurrlaut von sich.
»Dieser verdammte Doc«, dröhnte sie mit ihrer Männerstimme. »Er hält Sandra nur hin. Es sind kaum noch acht Tage bis zum Ende der Einspruchsfrist, und er hat dieses Gutachten noch immer nicht beschafft. Zum Teufel, warum setzt er nicht selbst seinen Namen unter den Wisch!«
»Du weißt doch… er würde seine Patientinnen verlieren«, wandte Sandra Spent ein. »Er besorgt es schon noch rechtzeitig, und wenn es nicht gelingt, erhebe ich den Einspruch auch ohne Gutachten, und wir reichen es nach. Tun Sie Dr. Ruster kein Unrecht, Mary!«
Sie brummte wie ein Bär, der mit dem Futter nicht zufrieden ist.
»Mögen Sie den Arzt nicht, Mrs. Rashin?«, fragte ich.
»Nicht einmal geschenkt würde ich ihn nehmen«, antwortete sie in der Art resoluter alter Frauen,
Weitere Kostenlose Bücher