0262 - Non-Stop in die Ewigkeit
Er breitete eine Menge Pläne vor mir aus, mit denen ich nichts anzufangen wusste. Die ganze Tätigkeit war fast so sinnlos wie die nächtliche Razzia.
»Vielen Dank«, sagte ich schließlich. »Ich weiß jetzt Bescheid.« In Wahrheit war ich nicht klüger als zuvor.
Ich wollte gehen, stand schon an der Tür, hielt die Klinke schon in der Hand, als ich noch eine Frage stellte. Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich es war, der diese Frage stellte. Sie kam mir einfach, ohne dass ich darüber nachgedacht hätte, über die Lippen.
»Haben Sie irgendwann einmal für Dr. Lesly Ruster in der 143rd Street gearbeitet.«
Geduldig begann der Ingenieur von Neuem zu suchen.
»Ja«, sagte er dann und brachte einen Aktenordner, »aber eine viel kleinere Geschichte, keine Lautsprecheranlage, sondern ein Tonbandaufnahmegerät mit Mikrofonen an verschiedenen Stellen. Ich denke, er braucht das, um die Reaktionen seiner Patienten zu überprüfen. Tja, und dann haben wir noch einen Tonbearbeitungstisch geliefert, zum Schneiden, Überspielen, Verändern von Tonbändern. Die Rundfunkanstalten brauchen solche Tische, aber natürlich kaufte Dr. Ruster ein bedeutend kleineres Modell.«
***
Sollte ich jetzt hingehen, Lesly Ruster die Hand auf die Schulter legen und sagen: »Doc, Sie sind verhaftet, weil Sie ein Tonbandgerät besitzen?« Das war einfach unmöglich. Der Ingenieur hatte die Erklärung für den Kauf eines solchen Gerätes ja selbst geliefert. Überprüfen der Reaktionen der Patienten. Tausende von Ärzten in New York verzichten längst auf Krankenkarteien, sondern nehmen die Gespräche mit den Patienten auf Tonband auf. Es ist einfacher, schneller, billiger und genauer.
Der Kaffee verlor seine Wirkung. Ich ging in mein Büro, legte mich auf die Couch und schlief. Als ich zwei Stunden später aufwachte, wusste ich noch immer nicht, was ich tun sollte.
Um überhaupt etwas zu tun, fuhr ich zum Liegenschaftsamt und ließ mir die Pläne des Asyls und der Klinik geben. Auch daraus war nicht viel zu sehen. In beiden Fällen waren die Kellerräume umfangreich ausgebaut. Das war alles.
Ich ließ mir die Pausen der Pläne geben, wollte ins Hauptquartier zurück, um sie zu studieren, bog aber ab und fuhr zum Verwaltungsgebäude der großen Elektrizitätsgesellschaft, die New York versorgt.
Es dauerte mächtig lange, bis sie meine Wünsche erfüllt und mir die Unterlagen über das Asyl beschafft hatten, alles, was dazugehört: Anschluss, Zeichnungen, Einrichtungsverzeichnis und die Rechnungsdurchschläge über den Stromverbrauch. Alles war normal.
Dann verlangte ich die gleichen Unterlagen über Rusters Klinik. Auch an ihnen war auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu entdecken, bis ich die Rechnungen sah.
»Hören Sie?«, fragte ich den Angestellten. »Sind diese Rechnungen nicht sehr hoch?«
Er warf einen Blick darauf. »Na ja«, sagte er. »Er hat eben viel Strom verbraucht.«
»Aber wqfür hat er ihn verbraucht?«
»Keine Ahnung. Es ist eine Klinik, nicht wahr? Nun, vielleicht braucht eine Klinik so viel elektrischen Strom für die Geräte.«
»Suchen Sie mir die Rechnungen irgendeiner anderen Klinik etwa gleicher Größe heraus!«, verlangte ich.
Der Angestellte schnitt ein Gesicht, das deutlich die Ansicht ausdrückte, mir täte eine Behandlung in einer Klinik wahrscheinlich auch gut, aber er beschaffte mir die Rechnungen. Sie machten nur einen Bruchteil der Ruster-Rechnungen aus.
Zwei Minuten lang starrte ich schweigend auf die Papiere, dann hob ich den Kopf und sagte: »Ich möchte, dass heute Nacht zu einem bestimmten Zeitpunkt der elektrische Strom für dieses Haus abgestellt wird. Geht das?«
»Es geht wahrscheinlich«, antwortete der Angestellte, »aber ich bin nicht befugt, es anzuordnen. Sie müssen mit dem technischen Direktor sprechen.«
»Okay«, antwortete ich grimmig, »ich will ihn sprechen.«
***
Ich stand in der 143rd Street. Es war fünf Minuten vor 10 Uhr. Punkt 10 Uhr würde jedes Licht in der Straße erlöschen. Die ganze 143rd würde ohne Elektrizität sein für genau eine Stunde.
Das Elektrizitätswerk konnte nicht den Strom für ein einzelnes Haus abschalten, aber für einen Straßenzug, und der Direktor hatte mir versprochen, es Punkt zehn Uhr zu tun.
Ich wusste, dass der Doc nicht zu Hause war. Ich hatte ihn um 9 Uhr angerufen und ihn zu einer Unterredung um 10 Uhr gebeten. Er hatte bedauert, nicht kommen zu können. Er wäre schon bei einer Patientin eingeladen, und er hatte
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