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0263 - Das gläserne Grauen

0263 - Das gläserne Grauen

Titel: 0263 - Das gläserne Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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normal. Irgend etwas mußte mit seinen Kollegen passiert sein.
    Tom sprang auf den Grünstreifen. Die Kollegen lagen in Nähe des Bentley. Das Licht des rechten Scheinwerfers streute bis zu diesem Platz, und die auf dem Boden liegenden Glassplitter glänzten wie zahlreiche Diamantsplitter.
    Tom Tiptree kannte nicht jeden Kollegen persönlich, auch die beiden hatte er noch nie gesehen, er wunderte sich nur darüber, daß einer der beiden nur einen Arm besaß. Der linke Ärmel seiner Lederjacke schaukelte leer hin und her.
    Tom bekam ein komisches Gefühl.
    Er ging einige Schritte zur Seite und schaute seinen zweiten Kollegen an.
    Der grinste.
    Es war ein seltsames Grinsen. Irgendwie lauernd und abwartend. Über sein Gesicht fiel ein heller Lichtreflex, und Tom erkannte plötzlich den Riß in der Haut.
    In der Breite eines Fingers klaffte er auseinander, wobei kein Blut aus der Wunde quoll.
    Das war seltsam…
    Trotzdem versuchte Tom, sich nichts anmerken zu lassen, und er fragte:
    »Kann ich euch helfen, Kollegen?«
    »Kollegen?«
    »Ich gehöre selbst zu dem Verein. Was ist hier passiert?«
    »Nichts, Junge, nichts. Wir fuhren nur eine kleine Kontrolle durch. Du kannst wieder gehen.«
    Tom nahm als Gesetzeshüter seinen Job sehr ernst. Er hatte auch von seltsamen Nebengeschäften einiger Kollegen gehört, und wenn er sich diese beiden so ansah, dann konnte er fast mit großer Sicherheit behaupten, daß hier etwas nicht stimmte.
    »Ich werde bleiben«, erwiderte er fest, »die Kollegen in der Zentrale…«
    Er sprach nicht mehr weiter, denn der Einarmige war unhörbar hinter ihn getreten.
    Er besaß noch seinen linken Arm.
    Und mit dem schlug er zu.
    Tom Tiptree spürte den fürchterlichen Hieb, der seinen Nacken traf. Das Gesicht des Kollegen vor ihm verschwamm zu einer breiigen Masse, bevor die Dunkelheit es aufsaugte, und er selbst in den tiefen Tunnel der Bewußtlosigkeit stürzte.
    Er merkte nicht, daß er zu Boden prallte. Er sah auch nicht die beiden Kollegen, die ihn gefühllos anstarrten.
    »Was machen wir mit ihm?« fragte der Einarmige.
    »Mitnehmen!«
    »Jetzt?«
    »Ja. Wir können nicht hierbleiben. Es wird zu gefährlich.« Der Mann bückte sich schon und hob Tom Tiptree hoch. »Außerdem«, so grinste er, »brauchen wir immer Nachschub.«
    »Das stimmt allerdings«, sagte sein Kollege. »Man soll das Ziel nie aus den Augen lassen.«
    Wenig später fuhr ein Streifenwagen davon.
    Auch die im Ford sitzende Lilly sah das Fahrzeug. Sie wunderte sich und rechnete damit, daß ihr Freund kommen würde. Daß er bewußtlos auf der Rückbank lag, konnte sie nicht einmal ahnen…
    ***
    Ich kannte zwar die ungefähre Richtung, aus der der Schrei aufgeklungen war, aber in der Dunkelheit war es verflucht schwer, etwas zu finden. Ich rannte an dem Streifenwagen und dem Lancia vorbei, sah eine Buschgruppe vor mir und durchbrach sie. Wenn ich etwas retten wollte, mußte ich mich verdammt beeilen.
    Rechts von mir zog sich ein Gitter hin. Hinter ihm lag, etwas abfallend, die Uferpromenade. Dort brannten einige Laternen. Sie gaben genügend Licht, und ich mußte feststellen, daß dieser Weg leer war. Von den beiden Polizisten und ihrem Opfer war weit und breit keine Spur.
    Ich lief über einen feuchten Rasen. Buschgruppen nahmen mir einen Großteil der Sicht.
    Schließlich blieb ich stehen.
    Mein Herzschlag beruhigte sich allmählich, so daß ich mich auch auf die Geräusche meiner Umgebung konzentrieren konnte.
    Das Rauschen des Flusses und der Wellenschlag am Ufer waren deutlich zu hören. Ebenso die vorbeifahrenden Autos.
    Und ich hörte einen dumpfen Laut.
    Genau vor mir.
    Einen Atemzug später bewegte sich ein Schatten. Da wurden Zweige eines Busches geteilt, und ich sah mich einem Polizisten gegenüber. Er hatte mich im selben Moment entdeckt, blieb starr stehen und wirbelte dann herum.
    Der Mann wollte weg.
    Dazu ließ ich ihn nicht kommen. Er befand sich noch in der Drehung, als ich mich abstieß. Es war ein zielsicherer Sprung, und ich traf den Rücken des Beamten, als er sich halb gedreht hatte. Der Stoß beförderte ihn nicht nur nach vorn, sondern auch zu Boden. Wir brachen in einen sperrigen Busch ein. Und plötzlich lag ich auf ihm.
    Sofort begann der Kampf.
    Wenn er tatsächlich zu den gläsernen Menschen oder ähnlichen Geschöpfen gehörte, konnte er sich erstaunlich gut bewegen. Er beherrschte zudem die gemeinen Tricks. Ein Stoß mit der Kniescheibe raubte mir für einen kurzen Moment die Luft. Die Zeit

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