0267 - Rückkehr in die Gegenwart
begreifen, daß Kahalo sich im Alarmzustand befand.
Rakal wandte sich an seinen Bruder. Da sie beide von Feldschirm und Deflektorfeld umhüllt waren, konnten sie sich nur über den Helm-Interkom verständigen.
„Abwärts", sagte er knapp. „Hier oben gibt's nichts mehr zu sehen."
Die Sonne war mittlerweile untergegangen. Das rötliche Leuchten der Pyramiden erlosch. Dunkelheit breitete sich über den riesigen Raumstützpunkt der Lemurer.
Tronar ni ckte zustimmend. Rakal regulierte seinen Antigrav und ließ sich rasch in die Tiefe sinken.
Tronar folgte ihm in fünf Metern Abstand. Rakal war mit dem beschäftigt, was er gesehen hatte. Er versuchte, die Eindrücke zu verarbeiten und einen Anhaltspunkt zu finden, in welchem der zahllosen Gebäude die Suche nach dem Zugang zu Frasburs geheimem Stützpunkt am lohnendsten sei. Über dem Nachdenken vergaß er seine Umgebung - und das erwies sich wenige Sekunden später als eine gefährliche Nachlässigkeit Plötzlich spürte er das leise Prickeln, das er jedesmal empfand, wenn er mit einem elektromagnetischen Feld in Kontakt geriet. Er war zu tief in Gedanken versunken, um sogleich zu bemerken, worum es ging. Eine wertvolle Sekunde verstrich, und das prickelnde Gefühl wanderte von den Füßen die Beine hinauf. Erst als es den Leib erreichte, reagierte Rakal.
Mit einem warnenden Schrei schlug er den Fahrthebel des Antigravs nach unten. Das kleine, kräftige Aggregat sprang auf Höchstleistung um. Rakal wurde in die Höhe gerissen. Den völlig verblüfften Tronar ließ er weit unter sich zurück.
Glücklicherweise begriff Tronar noch früh genug, worum es ging. Durch Rakals hastiges Manöver gewarnt, schaltete er sein Aggregat so, daß es ihn am weiteren Sinken hinderte. Dann wartete er, bis Rakal zurückkehrte. Rakal hatte seinen rasenden Steigflug in etwa tausend Metern Höhe beendet und kam langsam wieder herab.
„Spürst du etwas?" fragte Tronar noch von weitem. Tronar verneinte. Er spürte nichts. „Über dem Platz liegt ein Feld", sagte Rakal. „Ich bin mit den Beinen hineingeraten."
Tronar war verblüfft. Man hörte es seiner Stimme an. „Ein Feld? Was für ein Feld?"
„Elektromagnetisch", antwortete Rakal knapp. „Vermutlich Ultrarot. Jedesmal, wenn ein Körper durch das Feld taucht, unterbricht er die Wellenausbreitung für eine gewisse Zeit. Ich nehme an, daß es nicht allzu weit von hier ein Warngerät gibt, das auf solche Unterbrechungen anspricht."
„Du bist nicht bei Trost", lachte Tronar. „Unter uns liegt ein Landefeld. Der Himmel mag wissen, wie viele Fahrzeuge hier stündlich landen oder starten. Jedes von ihnen müßte den Alarm auslösen. Und Vögel! Jeder einzelne Vogel, der von oben her auf das Feld zufliegt, erzeugt ein Alarmsignal. Du glaubst doch nicht im Ernst ..."
„Fahrzeugbewegungen", unterbrach Rakal ihn ernst, „erfolgen nach einem ganz bestimmten Fahrplan.
Die Lemurer wissen, wann ihre Schiffe landen und starten und können ihre Alarmanlage danach einrichten. Und Vögel...", er wandte sich zur Seite und schaute in den sinkenden Abend hinauf, „ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist aber hier gibt es keine Vögel!"
3.
Das Verhältnis zwischen Frasbur, Tamrat von Lemur, und seinem Diener Korpel war eigenartig. Frasbur hatte zwar keine Ahnung, was Korpel ihm gegenüber empfand. Er jedenfalls fühlte für das kleine, verwachsene Wesen ein Gemisch aus Bewunderung, Abneigung und Mißtrauen.
Korpel war nicht ganz fünf Fuß groß und reichte dem hochgewachsenen, braunhäutigen Frasbur noch nicht einmal bis zur Schulter. Korpel war von schmächtiger Statur bis auf den großen Höcker, der seinen Rücken verunzierte, und den unwahrscheinlich großen Schädel. Er hatte kurzes, pechschwarzes Haar und große, dunkle Augen. Sein dünnlippiger Mund schien stets zu einem spöttischen Lächeln verzogen.
Die knochige Hakennase war so groß, daß sie selbst an einem Mann von Frasburs Statur aufgefallen wäre.
Korpel wa reine häßliche Mißgeburt, und obendrein kleidete er sich nach einer Mode, die schon vor hundert Jahren vergessen war, und in schreiende Farben. Er trug enge Hosen, die über den Knöcheln mit Bändern zusammengerafft waren. Die beachtlich langen Füße bedeckte er mit schmalen, spitz zulaufenden Schuhen. Um die Schultern trug er ein Cape, das er über der Brust mit einer Spange zusammenhielt und ansonsten lose und locker bis auf die Knie herabfallen ließ. Unter dem Cape war ein mit Rüschen
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