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0268 - Wikkas Rache

0268 - Wikkas Rache

Titel: 0268 - Wikkas Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von dem Himmel lösen, zudem hatte sie das Gefühl, genau hineinzufahren.
    Lydia Barrows hatte zwar alles gut berechnet, dennoch nicht gut genug. Die Zeit rann ihr nämlich unter den Fingern weg. Sie hatte vorgehabt, ihr Ziel noch vor der einbrechenden Dunkelheit zu erreichen, das war nicht mehr der Fall. Wenn sie in Blackmoor ankam und sich auf die Suche nach ihrem Onkel machte, würde es längst dunkel sein.
    Lydia war ein hübsches Mädchen. Das lange braune Haar hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Ihr Gesicht zeigte einen weichen Zug. Die Lippen waren voll und reif, und ihre Augen blickten stets hellwach. Dieser jungen Frau konnte man so leicht kein X für ein U vormachen.
    Zudem verspürte sie Hunger. Zwar hatte sie Lebensmittel mitgenommen, doch sie wollte die Konserven nicht öffnen, solange sie noch auf anderem Wege etwas in den Magen bekommen konnte. Dabei dachte sie an einen Gasthof, wo sie anhalten konnte, um eine kurze Pause zu machen. Die bei der letzten Tankstelle hatte ihr nicht gereicht. Die lange Strecke mit dem ungewohnten Wagen zu fahren, war doch anstrengender gewesen, als sie hatte zugeben wollen.
    Als sie in den nächsten Ort einfuhr, senkte sie die Geschwindigkeit. Ihre Blicke glitten rechts und links der Straße an den Fassaden der kleinen Häuser entlang, und sie sah auch bald ein Schild, das auf ein Gasthaus hinwies. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen auf das neben einem Fenster hängende Oval, so daß Lydia den Namen nicht erkennen konnte.
    Sie hielt trotzdem.
    Als sie ausstieg, blieben einige junge Männer stehen und nickten bewundernd. Lydia trug eine ziemlich enge Hose, die ihre Figur genau nachzeichnete. Die Bluse war lang und weiß. Sie besaß einen weit geschwungenen Schalkragen. Darüber hatte sie eine grüne dünne Jacke gestreift, die zwei gelbe Querstreifen in Schulterhöhe aufwies.
    Lydia gehörte zu den Frauen, die auch in Gaststätten gingen. Das war noch immer ein wenig verpönt. Eine alleinstehende Frau ging nicht in ein Lokal, vor allen Dingen nicht in den kleinen Orten, wo die alten Gebräuche noch fester verwurzelt waren.
    Als sie die Tür aufstieß und eintrat, drehten sich ihr prompt zahlreiche Köpfe zu, und in die Blicke der männlichen Gäste trat eine gewisse Überraschung. Einige Dorfbewohner hatten sich versammelt, um einen Feierabendschluck zu nehmen. Sie waren fast konsterniert, als sie die Frau sahen, die ihnen einen fröhlichen Guten Abend wünschte.
    Selbst der Wirt erwiderte den Gruß nicht. Wie die anderen schaute auch er sprachlos zu, wie sich Lydia einen Tisch am Fenster aussuchte und vor ihm Platz nahm.
    Durch die Scheibe fiel ein Restlicht der versinkenden Sonne und malte einen breiten Streifen auf den runden Tisch.
    »He, bediene die Lady mal«, sagte ein Mann an der Theke und nickte Lydia grinsend zu. Er sah aus wie der große Dorf-Casanova, doch die junge Frau nahm ihn überhaupt nicht zur Kenntnis.
    Sie bestellte sich ein Ale und etwas zu essen. Schinken, Eier, dazu Kartoffeln, das hatte der Wirt anzubieten.
    Lange brauchte sie nicht zu warten. Das Gericht dampfte noch in der Pfanne. Sie bekam einen großen Teller und begann zu essen. Hin und wieder trank sie von dem dunklen Bier. Die Gäste hatten sich inzwischen an die Anwesenheit der Frau gewöhnt und gingen ihrem üblichen Dorfklatsch nach.
    Lydia aß ziemlich schnell. Sie schaffte die Portion aber nicht. Als sie den Teller zur Seite schob, kam der Wirt an ihren Tisch. Er wollte wissen, ob es nicht geschmeckt habe.
    »Doch, doch, aber es war zuviel.«
    »Sie kommen aus der Stadt, nicht?«
    »Sieht man das?«
    »Klar, Miß. Das merkt man auch. Hier essen die Leute größere Portionen. Muß wohl irgendwie mit der Arbeit zusammenhängen.«
    »Kann sein«, erwiderte Lydia und schaute zu, wie der Wirt den Teller und die Pfanne hochnahm. »Eine Frage hätte ich noch. Sagen Sie mal, ist es eigentlich weit bis Blackmoor?«
    Fast wäre dem Mann das Geschirr vom Unterarm gerutscht. »Wie?« fragte er, »Sie wollen nach Blackmoor?«
    »Ja. Ist das so ungewöhnlich?«
    »Und wie, Miß. Blackmoor liegt doch am Ende der Welt. Wir hier sind sozusagen die letzte Bastion der Zivilisation. Dahinter ist nur Sumpf und Moor. Alles verdammt menschenfeindlich.«
    »Aber nicht ohne Reiz.«
    »Das sagen Sie!«
    »Ich werde es mir auf jeden Fall ansehen.«
    Der Wirt legte seine breite Stirn in Falten. »Sie werden es vor der Dunkelheit nicht mehr schaffen, Miß. Ich weiß nicht, ob sie schon im Finstern

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