0268 - Wikkas Rache
hatte Suko bereits die Tür aufgezogen und sich verdrückt. Rasch rammte er sie wieder hinter sich zu und stellte zufrieden fest, daß man ihm nicht folgte. Das trauten sich die Menschen wohl nicht.
Es war auch besser so.
Nur - sah Suko die Hexen nicht. Das überraschte ihn wirklich. Er hatte damit gerechnet, sie vor der Kirche versammelt zu sehen, weil sich dort auch die Menschen befanden. Sie hatten es sich anders überlegt. Weder auf den Bäumen hockten sie noch lauerten sie in irgendwelchen naheliegenden Verstecken.
Aber sie hatten das Dorf nicht verlassen. Suko hörte deutlich ihr Schreien und Kreischen. Der Wind wehte es vom Dorf her zu ihm herüber, und wenn er den Kopf hob, wobei er versuchte, über die Dächer zu blicken, dann sah er hin und wieder die rasch vorbeihuschenden Streifen, wenn die Hexen dank ihrer Kräfte durch die Lüfte jagten.
Wikka und Jane hatten sich ebenfalls verflüchtigt. Wenn Suko an Wikka dachte, sah er wieder das verbrannte Etwas vor sich. Sie hatte mit der früheren Hexe kaum etwas gemein. Was mußte nur geschehen sein, daß so etwas eintreten konnte?
War Wikka vielleicht auf John Sinclair getroffen, und hatte dieser sie mit dem Kreuz attackiert?
Damit konnte man durchaus rechnen. Aber das Kreuz hätte sie nicht mehr am Leben gelassen, sondern zerstört, dessen war Suko sicher. Deshalb mußte es noch eine andere Magie geben, die so stark war, um die Oberhexe zu schwächen.
Der Hexenwürger!
Für Suko kam kein anderer in Frage. Er hatte ihn bisher noch nicht gesehen, die Menschen warteten nur auf ihn, doch anscheinend wollte er nicht zu ihnen kommen.
Der Inspektor beschloß, sich von der Kirche zu entfernen. Er wollte dort hin, wo sich auch die Hexen befanden, dann versäumte er keinesfalls das Finale.
Den Weg, den sie gekommen waren, hatte sich der Inspektor noch gemerkt. Deshalb bereitete es ihm auch keinerlei Schwierigkeiten, ihn wiederzufinden.
Suko war sehr gespannt, als er sich zwischen den alten Häusern hindurchschlängelte, über Wiesen ging, Zäune überkletterte und sich so seinem Ziel näherte.
Immer war er wachsam, stets auf der Hut. Hexen zeigten für ihn kein Interesse. Er sah sie selbst auch nicht. Sie mußten sich dort versammelt haben, wo sich auch Wikka und Jane Collins befanden.
Je mehr sich der Inspektor der Hauptstraße näherte, um so vorsichtiger wurde er. Auch das Kreischen und Schreien der Hexen hatte sich gesteigert. Wenn Suko nach oben schaute, sah er, wie sie ihren wilden Reigen tanzten. Wie Irrwische jagten sie durch die Lüfte, waren kaum zu verfolgen, und ihre Schreie gellten spitz an Sukos Ohren.
An der Wand eines schuppenartigen Anbaus drückte sich Suko weiter. Er blieb erst stehen, als er einen freien Blick auf die Straße bekam.
Da sah er sie.
Sie hatten sich tatsächlich auf der Hauptstraße versammelt. Keine der Hexen hockte mehr auf dem Dach irgend eines Hauses, sie befanden sich auf der Hauptstraße und verdeckten Suko den Blick auf ihre Königin. Um Wikka hatten die Hexen einen Kreis gebildet.
Suko, der unwillkürlich den Atem angehalten hatte, versuchte sie zu zählen.
Genau schaffte er es nicht. 20 schienen es ihm allerdings zu sein. Das waren entschieden zu viele Gegner.
Sie redeten durcheinander. Ihre Stimmen gellten, überschlugen sich manchmal, jede wollte der Königin etwas sagen, doch diese schüttelte nur den Kopf. Das sah Suko, als ihre dunklen Haare flogen. Kurz danach entstand eine Lücke im Hexenpulk. Sukos Blick konnte Wikka treffen.
Er hatte sie zwar schon einmal gesehen, nun aber sah er sie deutlicher. Es versetzte ihm einen Stich. Das war eine völlig verbrannte Oberhexe, die vom Äußerlichen her wenig mit der zu tun hatte, die Suko von früher her kannte.
Er sah auch Jane Collins.
Sie war normal. Und sie hielt sich an Wikkas Seite, schrie die übrigen Hexen an und wollte dafür sorgen, daß Ordnung in die Reihe kam.
Noch waren die widerlichen Gestalten mit sich selbst beschäftigt. Auf Suko achteten sie nicht. Wahrscheinlich wußten sie überhaupt nicht, daß sie schon beobachtet wurden, und der Chinese wollte die Gunst der Stunde nutzen, um sich einen besseren Sichtplatz zu besorgen. Für ihn war es kein Problem, auf das Schuppendach zu steigen, zudem sah er eine kleine Leiter, die an der Schuppenwand lehnte und so stabil aussah, daß sie Sukos Gewicht trug.
Der Chinese überlegte nicht mehr länger. Geschmeidig kletterte er die Sprossen hoch, erreichte wenig später dar Schuppendach, prüfte durch
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