0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
stellte den Antrag auf sofortige Freilassung seines Mandanten. Boon protestierte dagegen im Hinblick auf den Mord an Alex Mango, aber für seine Theorie gab es keine Beweise.
Nach weiteren drei Stunden wurde Bernie Abbata wegen erwiesener Unschuld freigesprochen. Im Gang stieß mich Phil an.
»Eine tolle Sache, Jerry. Rita Landy kann einem wirklich leidtun. Ich glaube ihr sogar, dass sie Louis Arnaud nur abschrecken wollte, obwohl sie sich die Waffe in der festen Absicht gekauft hatte, lieber ihn zu töten, als Bernie ein Unglück zustoßen zu lassen.«
Ich nickte. »Am 4. Januar war ja die Testamentsvollstreckung. Bernie wird die ersten geerbten Dollar dazu benutzen, Rita Landy herauszupauken. Und ich wette, es gelingt ihm.«
Vor uns ging eine Bewegung durch die Menge. Wir gingen dicht hinter Bernie Abbata und seinem Anwalt Symoro. Plötzlich kam ein Marine-Soldat auf Bernie zu. Er drückte ihm die Hand.
»Ich gratuliere Ihnen, Bernie.«
Bernie sah ihn unsicher an. »Wer sind Sie?«
»Georges Arnaud. Sie scheinen genauso vernünftig zu sein wie ich. Legen wir dieses dunkle Kapitel unserer Familie zu den Akten. Alles Gute!«
»Alles Gute, Georges!«
Der Marine-Soldat verschwand in der Menge. Die tödliche Fehde hatte ein Ende genommen.
***
Wir standen an der Sperre zum Rollfeld und warteten auf den Aufruf zum Abflug. Jim McNally griff in seine Aktentasche und holte ein Bild heraus. Es war eingerahmt.
»Hier, Jerry! Du hattest mich neulich um ein Bild von Frank Salko gebeten. Ich habe eins auftreiben können.«
Ich spürte ein flaues Gefühl im Magen. »Danke, Jim!«
Als er es mir übergeben wollte, fiel es zu Boden. Das Glas zersplitterte und der Rahmen zerbrach. Ich hob es auf und wollte das Bild aus dem Rahmen nehmen. Es hing fest. Als ich es schließlich herausgerissen hatte, blieb eine Ecke des Fotos in der linken, oberen Rahmenecke hängen. Ich starrte verblüfft auf meine Hände und zuckte zusammen.
»Zum Wagen, Jim! Komm, Phil, schnell!«
»Was ist denn los, Jerry? Die Maschine startet doch in zehn Minuten.«
»Wir fliegen später, Phil.«
Ich rannte schon zu den Dienstwagen mit dem uns Jim zum Flugplatz gebracht hatte und sie mussten mir notgedrungen folgen. Jim klemmte sich hinters Steuer.
»Zu Mangos Villa!«, sagte ich aufgeregt.
Kopfschüttelnd sah mich Jim an und fuhr los. Hinter mir knurrte Phil: »Wer hat denn nun eigentlich von René Abbata eins auf den Kopf bekommen. Du oder ich?«
Ich grinste ihn nur an. Als wir Mangos Villa erreichten, öffnete uns Nancy Potter. Sie führte uns zu Luisa Laurenti, die inzwischen nach hier übergesiedelt war. Ich bat, unsere Besprechung ins Arbeitszimmer Alex Mangos zu verlegen und nahm mir dort Nancy vor.
»Miss Potter, erinnern Sie sich noch an meinen Besuch? Es war der Tag, an dem auch Mister Gettis hier war.«
Sie nickte. »Natürlich Sir! Ich habe Sie sofort wiedererkannt. Ich habe ein gutes Gedächtnis.«
»Wunderbar, Nancy. Dann erinnern Sie sich auch sicherlich an den leeren Bilderrahmen, der auf dem Kamin stand?«
Sie nickte abermals. »Oh, yes, Agent Cotton. Über das vertrackte Bild habe ich mich oft genug gewundert. Ich habe allerdings keine Ahnung wo es geliehen ist.«
»Haben Sie den Rahmen noch?«
Sie stand auf und ging zum Schreibtisch. Aus dem obersten Fach holte sie ihn heraus und gab ihn mir.
»Den meinen Sie doch, Sir, nicht wahr?«
»Yes, Nancy!«
Ich starrte auf den leeren Rahmen. In der oberen Ecke hing ein Fetzen von einem Foto. Ich war sicher, dass ich dieses Bild schon einmal gesehen hatte. Und ich wusste auch wo.
»Was war das für ein Bild?«, fragte ich die Köchin.
Sie war den Tränen nahe. »Mister Mango hatte eine Schwäche für hübsche Mädchen, Sir. Eines Tages kam er mit dem Bild eines Girls nach Hause. Er zeigte es mir und fragte mich, ob ich es hübsch fände. Das Girl stand gegen den Stamm einer Palme gelehnt. Ich bestätigte ihm, dass ich es nett fände. Die Kleine hatte ihm auch eine Widmung auf die Rückseite geschrieben.«
»Können Sie sich an den Wortlaut erinnern?«
Sie nickte. »Für den großen Alex Mango von der kleinen Betsy.«
»Was geschah mit diesem Bild?«
»Mister Mango tat es in diesen Rahmen hier und stellte es auf den Kamin. Manchmal nahm er es wieder weg und legte es in seinen Schreibtisch. Dann sah ich es plötzlich wieder auf dem Kamin. So ging es hin und her, und ich wunderte mich natürlich darüber.«
»Moment, Nancy! Das Bild hatte also seinen Platz auf dem Kamin
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