0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
Auftauchen nicht direkt bemerkbar gemacht?
Der Lichtschein der Taschenlampe wanderte zum Ausgang. In der Tür tauchte Abbatas Schatten auf. Er sah nach draußen und zog den Kopf sofort wieder ein. Dann schoss er in die Luft. Er hatte den Wagen gesehen und wollte nun dem eventuell darin sitzenden Mann eine Falle stellen. Ich hörte Phils raschen Schritt und schrie: »Vorsicht, Phil!«
Doch meine Warnung kam zu spät. Phil stolperte schon in den Schuppen hinein. Ich vernahm einen dumpfen Schlag und ein Stöhnen. Phil war ausgeschaltet. Mit einem gewaltigen Satz warf ich mich zur Seite und kroch hinter einen Kistenstapel. Dann richtete ich mich auf. Im selben Moment flammten sämtliche Lichter des alten Schuppens auf. Ich hörte Abbata fluchen.
»Cotton, kommen Sie heraus, oder das Leben Ihrer Kollegen ist keinen Cent mehr wert. Ich gebe Ihnen zwei Minuten Zeit.«
Zwei Minuten, das konnte reichen. Ich schlich um den Stapel herum zur Seitenwand und hastete nach vorn. Überall versperrten mir Kisten und Holzwolle die Sicht. Immer näher schob ich mich an den Ausgang heran. Und dann sah ich ihn plötzlich. Er lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Neben ihm lag June. Sie war gefesselt. Phil lag regungslos vor der Tür.
Ich musste handeln. Wenn ich jetzt nur meine Special hätte, dann wäre alles in Ordnung gewesen.
Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Und dann sah ich den Berg Sägemehl. Ich nahm leise eine Kiste hoch und warf sie mit aller Kraft gegen René Abbata. Er konnte dem unförmigen Wurfgeschoss noch ausweichen, doch kam er dabei ins Straucheln. Blitzschnell ergriff ich zwei Hände voll Sägemehl und sprang aus meiner Deckung heraus. Bis auf einen Yard kam ich an ihn heran. Gerade wollte er die Pistole heben, da warf ich ihm die Späne ins Gesicht. Ein Schuss löste sich und fuhr in den Kistenstapel hinter mir. Dann rieb sich Abbata stöhnend die Augen. Ich knallte ihm einen kurzen Jab in die Magenpartie und fing den vornüber gesackten Körper mit einem rechten Haken zum Körper ab. René Abbata ging zu Boden. Die Pistole war ihm aus der Hand gefallen.
Ich griff danach und schlug ihm in dem Augenblick den Kolben an die Schläfe, als er sich aufrichten wollte. Der Kampf war aus.
Phil kam gerade wieder zu sich. Er stierte ziemlich benommen aus der Wäsche. Ich löste Junes Fesseln und sah sie wütend an.
»Was machst du denn hier?«
Sie massierte ihre Handgelenke und senkte den Blick.
»Ich wollte doch gern dabei sein, Jerry. Habe mich hier schon umgesehen, als es noch hell war. Natürlich wollte ich es besonders klug anfangen und habe mein Batterie-Tonbandgerät mitgebracht. Ich war schon vor Abbata im Schuppen und habe es in einer leeren Kiste versteckt. Dann wartete ich. Als er hereinkam, schaltete ich das Ding ein. Er hörte wohl das Knacken. Ich konnte gerade noch von der Kiste verschwinden, dann hatte er mich auch schon erwischt. Nachdem er mich gefesselt hatte, schob er mir auch noch einen Knebel in den Mund. Angeblich wollte er mir nichts tun. Es ging ihm nur um dich. Als draußen der Motor von deinem Jaguar brummte, zog er sich zurück. Der Rest ist dir ja bekannt.«
Ich nickte. »Allerdings. Wo steht denn das Tonbandgerät?«
Sie ging zu einer Kiste, die hochstand und keinen Deckel hatte. Hinter einem Büschel Holzwolle drehten sich munter die Spulen. Das Band war fast abgelaufen.
Phil hatte inzwischen Abbata gefesselt, und wir traten den Rückzug an. Im Office ließen wir das Band ablaufen. Jedes Geräusch war zu hören. Damit war Abbata natürlich geliefert. Nun waren eigentlich alle Menschen, die sich bei dieser Blutfehde zweier Familien strafbar gemacht hatten, verhaftet worden. Es standen nur noch die drei Prozesse aus. Der gegen René Abbata, wegen Beihilfe zum Mord im Fall Julian Arnaud, wo er den Dodge-Lancer gefahren hatte, und der Prozess gegen Henry Arnaud im Fall Amalio Abbata. Zu dem dritten Prozess, der zuerst stattfand, und bei dem sich Bernie Abbata zu verantworten hatte, fuhren Phil und ich als Zeugen nach Los Angeles. Beim Abflug ahnten wir beide nicht, wie dramatisch dieser Prozess enden sollte und noch viel weniger, dass noch eine zweite Sensation dort auf uns warten sollte. Und an dieser Sensation war ein Bild von Frank Salko, dem von Dino Laurenti ermordeten G-man schuld.
***
Am 15. Januar war der große Saal im Gericht von Los Angeles bis auf den letzten Platz gefüllt. Atemlose Spannung herrschte unter den Menschen. War Bernie Abbata schuldig im Sinne der
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