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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hinzu.
    Dann ging er in seine Wohnung hinauf, zog einen Flauschmantel an und steckte allerlei rätselhafte Gegenstände zu sich. Als er das Haus verließ, wartete die Dame draußen auf ihn, und sie gingen zusammen bis zum Marble Arch. Slick merkte sehr gut, daß der unvermeidliche Stormersche Mann ihm folgte, kümmerte sich aber nicht darum, sondern verabschiedete sich von der Dame und fuhr in einer Taxe nach dem Greville-Gebäude, wo der Nachtportier ihn dienstbeflissen empfing und im Aufzug nach oben fuhr, da Slick zur Zeit eine elegante Wohnung im zweiten Stockwerk innehatte.
    Am selben Abend machte Inspektor Steel seine übliche Runde durch die zahllosen und außerordentlich verschiedenartigen Nachtclubs Londons. Gegen zwölf kehrte er heim und fühlte schon in der Tasche nach seinem Schlüssel, als ihm ein Mann mit einer Aktentasche entgegenkam. Steel war todmüde, aber als er diese Tasche sah, die so schwer war, daß der Mann sie bald in die eine, bald in die andere Hand nahm, kehrte er um und nahm die Verfolgung auf. Es war eine lange Jagd, denn der Mann schöpfte Verdacht, beschleunigte den Schritt, huschte bald um diese, bald um jene Ecke und begann schließlich zu laufen. Aber auch Steel hatte flinke Beine und ließ nicht von ihm ab, denn sein Polizisteninstinkt sagte ihm, daß es mit jener Tasche etwas auf sich habe. Als der Mann wieder, diesmal in der Harley Street, einen Haken schlug, verließ ihn das Glück. An der Straßenecke stand ein Schutzmann, der Flüchtling stutzte, zauderte eine Sekunde, sah Steel dicht hinter sich, ließ die Tasche fallen und schoß wie der Wind von dannen.
    In diesem Augenblick erkannte ihn Steel: es war Slick Smith.
    »Folgen Sie dem Mann«, befahl Steel dem Polizisten und wandte seine Aufmerksamkeit der Tasche zu.
    Dick Shannon war beim Ausziehen, als sein Untergebener mit leuchtenden Augen hereinstürzte.
    »Sehen Sie das?« rief er und öffnete die Tasche mit einem Ruck.
    Wie versteinert blickte Dick hinein.
    »Die Diamanten!« flüsterte er.
    »Slick Smith hatte sie!« rief Steel atemlos. »Ich sah ihn von weitem und folgte ihm, ohne zu wissen, daß er es war. Und dann kniff er aus, und als ich ihn erreichte, ließ er die Tasche fallen.«
    »Holen Sie ein Auto!« sagte Dick und begann sich wieder anzuziehen.
    In fünf Minuten war Steel wieder da, und diesmal hatte er vorgesorgt. Das Auto wurde von zwei Polizisten auf Motorrädern begleitet, und so langte es sicher in Scotland Yard an, wo sich die großen Stahltüren der Panzerkammer gleich darauf hinter Malpas' Diamanten schlossen.
    Dick kehrte mit Steel nach dem Haymarket zurück und fand vor seiner Haustür einen kleinen und sehr schmutzigen Jungen vor. William stand neben ihm und meldete: »Er gibt an, daß er einen Brief für Sie hat, Sir, aber mir wollte er ihn nicht geben.«
    »Ich bin Captain Shannon«, sagte Dick, aber der Kleine schien noch immer abgeneigt, sich von seiner Botschaft zu trennen.
    »Bringen Sie ihn herein«, befahl Shannon, und der Junge wurde in sein Wohnzimmer geführt. Er war ein ungemein zerlumptes und schmutziges Erzeugnis des Londoner Ostens.
    Mit vieler Mühe holte er etwas überaus Unsauberes hervor, das wie ein dreieckig zusammengefalteter Fetzen Zeitungspapier aussah. Dick nahm es und sah, daß es ein Stück von einem Londoner Morgenblatt war. Die Botschaft war mit Bleistift auf den unbedruckten Rand gekritzelt:
Um Gottes willen, retten Sie mich! Ich bin am Foulds Kai. Der Teufel will mich morgen früh umbringen.
    Lacy Marshalt
    »Lacy Marshalt!« schrie Steel. »Großer Gott! Das ist doch nicht möglich!«
    »Wo hast du das her?« fragte Dick rasch.
    »Ein Junge gab es mir in der Spa Road. Er sagte, ein Herr hätte den Wisch dicht bei Dockhead durch ein Gitter herausgeschoben, und ich würde ein Pfund kriegen, wenn ich ihn Captain Shannon brächte.«
    »Warum kam er denn nicht selbst damit her?«
    Der Junge grinste. »Weil er Sie kennt, Sir, sagte er.«
    »Weißt du, wo Foulds Kai ist?«
    »Ja, das weiß ich. Hab' da oft geangelt.«
    »Gut, dann kannst du uns den Weg zeigen. William, holen Sie das Auto heraus. Setzen Sie den Bengel neben sich.«
    Sie fuhren am Yard vor, um einige Leute mitzunehmen, und hielten an der London Bridge an, wo sie einen Distriktssergeanten vorfanden, der am Fluß Bescheid wußte. Dann wurde der Junge entlassen. Kurz darauf sahen sie das Wasser der Themse glitzern.
    »Hier herum, nach rechts«, sagte der Sergeant. Sie betraten einen Pfahlrost, der hohl und

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