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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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den Gang hinabgerast und hielt sie in den Armen.
    Slick warf einen Blick hin und schloß die Tür.
    »Ich kann mir denken, daß Sie Ihre Tochter gern sehen möchten, und sie wird sich auch freuen, Sie zu begrüßen, aber diesen Mann kennt sie besser als Sie, glaube ich«, sagte er, und Torrington nickte stumm.
    »Wie Sie mich hier eigentlich einschätzten, war mir nie ganz klar«, sagte Slick Smith, als er abends als liebenswürdiger Wirt an einer festlich geschmückten Tafel präsidierte. »Ich übernahm diese Sache vor nunmehr neunzehn Monaten, als Herr Torrington mich ins Vertrauen zog und mich ersuchte, seine Frau aufzuspüren und Erkundigungen über den angeblichen Tod seiner Tochter einzuziehen. Was er mir bei der Gelegenheit von Lacy Marshalt erzählte, interessierte mich nicht nur als Detektiv, sondern auch als Mensch. Da ich weiß, daß Privatdetektive hierzulande nicht sehr angesehen sind, teilte ich Captain Shannon in meiner Eigenschaft als Herr Stormer mit, daß ein notorischer amerikanischer Dieb in England eintreffen werde, und fügte ein Signalement bei, was zur Folge hatte, daß ›Slick Smith‹ gleich bei seiner Ankunft verwarnt und von dem Augenblick an im Auge behalten wurde. Nun habe ich es mir zur Regel gemacht, daß nur drei oder vier von meinen Angestellten mich persönlich kennen, was für mich den Vorteil mit sich bringt, daß diese drei oder vier mich identifizieren können, es aber nicht tun. Ferner konnte ich immer einen von ihnen in meiner Nähe haben, ohne irgendwelchen Argwohn bei meinen Bekannten unter den Verbrechern zu erregen. Sie werden sich erinnern, daß ich beständig einen Stormerschen Angestellten auf den Hakken hatte.
    Ich war auch beauftragt worden, einem großen Diamantenvorrat nachzuspüren, der aus Torringtons Minen entwendet und nach Ansicht der dortigen Polizei nach England gebracht worden war. In Afrika ist es bekanntlich strafbar, im Besitz ungeschliffener Diamanten zu sein, wenn man deren Herkunft nicht nachweisen kann. Einen solchen strafbaren Handel betrieb Lacy Marshalt aber seit Jahren, und er hatte einen hervorragenden Kurierdienst eingerichtet, um die Steine herüberzuschaffen. Er hatte unter verschiedenen Namen zwei Häuser am Portman Square erstanden und Nummer 551 durch eine italienische Firma mit ungemein raffinierten elektrischen Einrichtungen versehen lassen. Lacy ist selbst ein geschickter Mechaniker, und der Kamin und das Götzenbild waren für ihn eine Arbeit, die ihm Freude machte. Den Götzen kaufte er in Durban. Ich hatte ihm vor Jahren nachgespürt und wußte genau über seine Beschaffenheit Bescheid, aber die Drehzapfenöffnung war Marshalts eigene Erfindung.
    Durch den armen Tonger wurde die Geschichte zu einer Tragödie. Marshalt hatte ein Verhältnis mit seiner Tochter, und als Tonger dahinterkam, bewog Marshalt das Mädchen, die Schuld auf Torrington zu schieben, und schaffte sie rasch nach New York hinüber. Unter der Bedingung, daß sie das Geheimnis bewahrte und regelmäßig zufriedene Briefe an ihren Vater schrieb, zahlte er ihr monatlich eine angemessene Summe für ihren Unterhalt. Aber das Mädchen geriet in schlechte Hände, fing an zu trinken und kam in einem Anfall von Verzweiflung nach London herüber. Sie war es, die sich damals in betrunkenem Zustand zu ihrem Vater flüchtete, als Sie vorüberkamen, Fräulein Audrey, und die Sie dann tot im Green Park fanden. Obwohl Tonger es verheimlicht hatte, entdeckte Marshalt doch, daß sie sich heimlich im Hause aufhielt, und in seiner Angst, daß die Wahrheit ans Licht kommen würde, beschloß er, die Unglückliche beiseite zu schaffen. Zu diesem Zweck schickte er Tonger unter einem leeren Vorwand nach Paris, gab dem Mädchen eine Flasche mit vergiftetem Kognak und sagte ihr, sie möchte in den Park gehen und dort auf ihn warten. Der Plan war geschickt erdacht, aber nun wollte das Unglück, daß Tonger noch am selben Abend erfuhr, daß seine Tochter tot war - und zwar gerade in dem Augenblick, als Marshalt im Nebenhaus auf Fräulein Audrey wartete. Da geriet Tonger außer sich, stürzte durch den Kamin in Malpas' Zimmer und forderte Rechenschaft von Marshalt, indem er ihn mit der Pistole bedrohte. Er gab zwei Schüsse ab und hielt ihn für tot, denn von der kugelsicheren Jacke wußte er nichts. Aber als Tonger dann nach Nummer 552 zurückkehrte, kam Marshalt wieder zu sich, folgte ihm und schoß ihn nieder, worauf er die Flucht ergriff.
    Vorsichtshalber hatte er für ein Versteck gesorgt.

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