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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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jetzt tot ist.«
    »Sie hatten eine junge Frau«, fuhr Martin zögernd fort, »und ein Kind - ein kleines Mädchen namens Dorothy.«
    Torrington nickte stumm.
    »Ihre Frau war außer sich über die Schande. Sie verließ Südafrika und ließ nicht wieder von sich hören, nicht wahr?«
    »Doch, einmal.« Das klang wie ein Peitschenschlag. »Einmal schrieb sie.« »Sie kam mit dem Baby und einer älteren Tochter nach England, nahm den Namen ›Bedford‹ an und lebte hier von ihrem kleinen Einkommen.«
    »Von einer Rente«, berichtigte Torrington. »Ich hatte sie vor meiner Verhaftung in eine Rentenbank eingekauft. Bitte weiter!«
    Martin holte tief Atem. »Aus irgendeinem Grund erzog sie Dorothy in dem Glauben, daß sie die Tochter ihres ersten Gatten sei, während sie das andere kleine Mädchen für älter ausgab. Aus welchem Grund -«
    »Lassen wir das!« fiel Torrington ihm ins Wort. »Alles dies kann wahr oder auch unwahr sein. Was denn weiter?«
    Da wagte Martin den entscheidenden Schritt.
    »Sie sind der Meinung, daß Ihre Tochter Dorothy tot ist, Sir. Das ist aber nicht wahr. Sie lebt. Sie ist hier in England - und ist meine Frau.«
    Daniel Torrington blickte ihn an. Seine Augen schienen bis auf den Grund der Seele seines Gegenübers zu dringen.
    »Ist das die Geschichte, die Sie mir zu erzählen haben?« fragte er. »Daß meine kleine Dorothy noch lebt und Ihre Frau ist?«
    »Jawohl, Herr Torrington.«
    »Ah!« Der alte Mann rieb sich die Hände. »Wirklich?«
    Eine lange, drückende Pause entstand.
    »Sind Ihnen die näheren Umstände meiner Verhaftung bekannt? Nicht? Dann werde ich sie Ihnen erzählen.« Er blickte zur Decke empor, feuchtete die Lippen an und schien den Auftritt im Geist nachzuerleben.
    »Ich saß auf der Vortreppe meines Hauses in Wynberg und hatte mein Baby auf dem Schoß, als ich Marshalt um das Gebüsch herumkommen sah. Es wunderte mich, daß er zu mir kam - bis ich bemerkte, daß er zwei Detektive hinter sich hatte. Er hatte Angst vor mir, Todesangst! Als ich aufstand und das Kind in die Wiege legte, zog er einen Revolver heraus und schoß. Nachher sagte er, ich hätte zuerst geschossen, aber das war eine Lüge. Ich würde überhaupt nicht geschossen haben, aber die Kugel traf die Wiege, und ich hörte das Kind schreien. Da erst legte ich auf ihn an, und er wäre ein toter Mann gewesen, wenn ich nicht so außer mir über das Kind gewesen wäre. So aber schoß ich vorbei, und sein zweiter Schuß zerschmetterte mir das Bein. Wußten Sie das?«
    Martin schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte mir, daß es Ihnen neu sein würde. Das Kind war verwundet. Die Kugel fuhr durch seine kleine Zehe und zerbrach den Knochen - mich wundert, daß Ihre Frau Ihnen das nie gesagt hat .«
    Martin schwieg.
    »Meine kleine Dorothy ist nicht tot. Ich weiß das schon seit längerer Zeit, und nun habe ich sie mit Hilfe meines Freundes Stormer gefunden.«
    »Und sie weiß ...?« Martin war totenblaß.
    »Nein, sie weiß es nicht. Sie soll es erst erfahren, wenn meine Aufgabe erledigt ist.«
    Seine kalten Augen wichen nicht von Martins Gesicht.
    »Ihre Frau ist meine Tochter, wie? Sagen Sie ihr, sie möchte herkommen und mir ihren linken Fuß zeigen. Sie können Geburtsurkunden fälschen, Elton - ah, der Probeschuß traf, mein Sohn! -, aber kleine Zehen können Sie nicht nachmachen!«
    Er klingelte.
    »Lassen Sie diesen Herrn hinaus«, sagte er, »und wenn Fräulein Bedford kommt, möchte ich sie sofort sprechen!«
    Eine Viertelstunde später standen Dora und Martin einander im Wohnzimmer gegenüber. Als Martin berichtet hatte, sagte sie: »Vielleicht läßt sich die Sachlage noch zu unsern Gunsten verschieben. Er wird zahlen, um sie zurückzubekommen, wenn -«
    »Wenn ...?«
    »Wenn sie noch am Leben ist«, sagte Dora leise, »und falls nichts - anderes vorgefallen ist.«

33
    Abends um elf erhielt Slick Smith Besuch von einer Dame. Der Hauswirt, der sehr auf den guten Ruf seines Hauses hielt, erklärte unmutig, daß er Damenbesuche zu so später Stunde nicht dulden könne, aber Slick erwiderte: »Es handelt sich um eine sehr wichtige Botschaft von meinem Freund Captain Shannon. Vielleicht würden sie so freundlich sein, mir Ihr Wohnzimmer auf ein halbes Stündchen zur Verfügung zu stellen.« Dazu erklärte sich der Mann bereit.
    Nach einer Viertelstunde entfernte sich die Dame, und Slick bedankte sich bei dem Wirt.
    »Es handelt sich um eine wichtige Sache, bei der ich Captain Shannon helfen soll«, setzte er

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