0271 - Die Welt der Körperlosen
trocken.
„Und ich werde meinen Geist zuerst öffnen - oder öffnen lassen, was immer sie damit meinen."
„Verzeihung, Sir!" fiel John Marshall rasch ein. „Das dürfte meine Aufgabe sein. Ich als Telepath kann uns, so hoffe ich jedenfalls, mehr nützen als Sie."
Der Arkonide winkte herrisch ab.
„Was das Blockieren von Gedanken angeht, bin ich auch nicht schlechter, John. Notfalls lasse ich sie sogar nur das wissen, was ich will."
„Laß Marshall gehen, Freund!" bat Rhodan. „Er vermag doch einiges mehr als du. Ich mochte dir nicht sagen, was, denn die Supergehirne belauschen uns sicher. Aber du weißt Bescheid."
„Schon gut", erwiderte Atlan. „Dein Wunsch ist mir Befehl..." Er lächelte ironisch. Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst. „Alles Gute, John. Lassen Sie sich nicht unterkriegen!"
Der Telepath lächelte zurückhaltend. Wenn man ihn so sah, und ihn nicht kannte, hätte man ihm nicht besonders viel zugetraut. Das unscheinbare Äußere täuschte darüber hinweg, welche Energie in dem Mann steckte.
Er trat auf Tschubai zu und streckte die Hand aus. Der Teleporter umfaßte sie kraftvoll - und im nächsten Augenblick waren die beiden verschwunden.
*
Sie landeten in einem amorphen Grau. Hauchdünne Lichtlanzen stachen zu Millionen durch ein Etwas das sich John Marshall nicht erklären konnte, bis er Tschubais geflüsterte Erklärung vernahm.
„Dies ist das Supergehirn. Nach Hawks Theorie besteht es aus Milliarden von Nervenzellen, die wiederum durch dünne Nervenfasern miteinander verbunden sind. Die Zellen sind nicht größer als normale menschliche Nervenzellen. Darum sehen wir sie innerhalb 'unseres' Kontinuums nicht. Nur 'hier", wo alles ins Vielfache vergrößert erscheint, werden sie erkennbar."
John Marshall zwang sich zur Ruhe. Die Erregung schnürte ihm jedoch die Kehle so zu, daß er kaum zu atmen vermochte. Er betrachtete den Teleporter und sah, daß Ras aus vielen unterschiedlichen kleinen Materieballungen bestand, zwischen denen das Licht hindurchschimmerte.
So also sah ein Mensch aus, wenn man ihn mit Augen von mikroskopischem Auflösungsvermögen betrachtete!
Plötzlich spürte er, wie etwas in seinen Geist einzudringen versuchte. Sofort blockte er ab. Der Versuch wurde noch mehrmals mit wachsender Stärke wiederholt, dann schienen es die Supergehirne aufzugeben.
„Wir haben einen gefordert, der seinen Geist für uns öffnet!" schallte es lautstark in Marshalls Geist.
Der Telepath war jedoch davon überzeugt, daß es sich um Gedankenausstrahlung handelte.
„Ich werde meinen Geist für euch öffnen", antwortete er, „und zwar genau so viel, wie zur Beantwortung eurer Fragen notwendig ist."
„Das gilt nicht", kam es zurück. „Wie sollen wir entscheiden, ob ihr schuldig seid oder nicht, wenn wir nicht jeden einzelnen deiner Gedanken kennen?"
„Wir haben euch um keine Entscheidung gebeten. Und ihr besitzt kein Recht dazu, über andere Wesen zu richten - außer dem fragwürdigen Recht, das euch durch eure Macht über uns gegeben wurde."
„Du bist stolz, stolz wie deine ganze Rasse. Aber nicht wir waren es, die die Macht mißbrauchten, sondern ihr. Ihr habt Tausende von uns getötet. Und das gibt uns das moralische Recht, euch zu richten. Das Recht der Macht erkennen wir nicht an."
Marshall fühlte, wie er schwankend wurde in seiner Überzeugung. War es nicht richtig, was die Supergehirne sagten? Handelte der Mensch nicht ebenso: Wenn ein Andersartiger den Menschen Gewalt antat, wurde er nach menschlichem Recht abgeurteilt und nicht nach seinem eigenen...? Aber noch siegte der Wille, sich den anderen als überlegen zu beweisen.
„Jawohl!" bekannte er. „Wir sind stolz. Wir haben die eigene Galaxis erobert und sind dabei, den Feind aus der zweiten Galaxis zu schlagen. Ihr seid ein Nichts gegen die Menschheit. Darum gebt uns frei. Dünkt euch nicht länger besser als wir!"
„Deine Worte beweisen die bedauernswerte Fehlentwicklung, die der Natur unterlief, als sie euch entstehen ließ. Ihr redet von Erobern, Vernichten, Verwüsten, von Impulsgeschützen, Transformkanonen und planetenvernichtenden Arkonbomben. Ihr wollt stets recht behalten, aber kein eigenes Unrecht einsehen. Selbst dann, wenn ihr von Gott sprecht, der über euch stünde, so tut ihr das oft nur, weil ihr euch sicher vor dem Gericht des Allgewaltigen wähnt und glaubt, in seinem Namen der gerechten Strafe zu entfliehen. Ihr sagt, ihr hättet Feinde, die euch vernichten wollten - und
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