Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0272 - Flaggschiff in Not

Titel: 0272 - Flaggschiff in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Es sah aus, als schwebe eine düsterrote Glutwolke am Himmel.
    In Omars Gehirn kristallisierte sich ein Verdacht heraus. Schon seit Stunden hatte er sich gefragt, wo die Energie blieb, die von der CREST abgesaugt wurde. Pflanzen und Tiere mochten von Energie leben können, aber die gewaltigen Mengen, die die Kraftstationen des Ultragiganten erzeugten, konnten sie unmöglich in sich aufnehmen.
    Dort, hinter dem südlichen Horizont mußten die Urheber des unheimlichen Überfalls zu finden sein.
    Omar Hawk glitt von seinem Baum herunter und rannte zum Lager zurück. Noch überstieg alles seine Vorstellungskraft, aber er war überzeugt davon, einen Weg zu finden - einen Weg nach Süden.
     
    *
     
    Der Lärm des Kampfes schallte während der ganzen Nacht von der CREST herüber zum Lager. Er verstärkte sich noch, als der Morgen anbrach. Omar hielt dies nicht für ein gutes Zeichen, aber er äußerte, sich nicht.
    Baar Lun hörte sich ruhig den Vorschlag des Oxtorners an. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Auf diesem Inselkontinent sind wir noch nie einem Tankan begegnet, Hawk. Höchstwahrscheinlich haben die Erbauer der Zeitstation die Echsen von hier vertrieben. Aber ohne die Hilfe der Tankan schaffen wir niemals die Überquerung des Meeres."
    Omar lächelte unbekümmert.
    „Seit ich der Galaktischen Abwehr angehöre, habe ich mehr als einmal Aufträge erledigt, deren Durchführung jeder normale Mensch für unmöglich gehalten hätte. Das betrifft vor allem die Zeit, da ich noch nicht in der CREST war. Ja, einigemal sagte ich mir selber: Das schaffst du nie! Dennoch habe ich es immer geschafft, Lun."
    Er blickte dem Flatteräffchen nach, das elegant über die Lichtung segelte und dabei handspannenlange Libellen einfing.
    „Auf Pigell gibt es sicher noch mehr Tiere, die uns über das Sumpfmeer tragen können", sagte er nachdenklich. „Es hängt alles nur davon ab, ob wir sie einigermaßen zu zähmen vermögen..."
    Der Modul fuhr erschrocken hoch.
    „Das ist doch hoffentlich nicht Ihr Ernst, Hawk! Meinen Sie, ich hätte Lust, mich auf einen Verwandten des irdischen Tyrannosaurus rex zu setzen und bei erster Gelegenheit als Delikateßhappen zu dienen?"
    Omar lachte trocken.
    „Man merkt eben doch, daß Sie kein Tierpsychologe sind, Lun. Selbstverständlich eignen sich Raubtiere nicht als Beförderungsmittel, schon gar nicht Über lange Strecken hinweg. Aber schließlich wird es auch genügend große Pflanzenfresser geben."
    Er wandte den Kopf und pfiff.
    Sofort schoß der Okrill herbei. Das Tier schluckte und würgte noch am letzten Bissen irgendeiner Beute.
    Omar klopfte ihm auf die Schulter und redete auf Sherlock ein. Er hatte den Okrill noch nie dazu benutzt, ein wildes Tier von bestimmter Größe und Art zu suchen und zum Lager zu treiben, ohne es zu verletzen. Dennoch wußte er, daß Sherlock ihn verstehen würde.
    Nach fünf Minuten tat der Okrill durch lautes Niesen kund: Ich weiß Bescheid; du brauchst mir nichts mehr zu erklären.
    Omar schlug ihn derb auf den Rücken und stieß den Ruf aus, auf den das ehemals wilde und gefährliche Tier zuerst reagiert hatte: „Hiih!"
    Wie von der Sehne geschnellt, raste die Bestie davon.
    Cicero keckerte protestierend, ließ eine soeben erjagte Libelle fallen und schwang sich hoch empor.
    Lautlos folgte er dem Okrill. Einige Sekunden lang war sein lautes „Hiih... hiih!" zu hören, dann verstummte auch das.
    „Sie sind weg", bemerkte Baar Lun überflüssigerweise.
    Omar stand auf und reckte sich.
    „Lassen wir uns also überraschen, Lun."
    Der Modul lachte unsicher.
    „Auf die Überraschung bin ich wirklich gespannt."
    Die Stunden verrannen. Schon beschlich sogar Hawk der erste Zweifel. Hätte Sherlock nicht längst zurück sein müssen, wenn es ein geeignetes Tier gäbe...? Da flatterte es plötzlich über ihm. Es war Cicero. Das Flatteräffchen ließ sich auf Luns Druckhelm nieder, faltete die ledrigen Schwingen zusammen und blickte Omar mit seinem verrunzelten Gnomengesicht an, als wollte es ihn auslachen.
    „Was bringst du uns für eine Nachricht?" fragte Omar scherzhaft. „Eine gute oder eine schlechte?"
    Cicero öffnete den schwarzlippigen Mund.
    „Gute Nachricht, Hawk. Sherlock gut, hiih!"
    Baar Lun zuckte heftig zusammen, als ganz in der Nähe ein Tier brüllte. Das Flatteräffchen schlug verärgert mit den Flügeln und schnarrte: „Du Angst, Lun?"
    Irgendwo brach Unterholz. Es hörte sich an, als ebneten ein Dutzend Bulldozer den Urwald ein.
    Omar Hawk

Weitere Kostenlose Bücher