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0272 - Flaggschiff in Not

Titel: 0272 - Flaggschiff in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dumpfes Wummern die nächtliche Stille. Das Geräusch kam aus weiter Ferne.
    Omar sprang auf die Füße. Neben sich erkannte er die rötlichglühenden Augen des Okrill. Sherlock würde wachen; er konnte sich unbesorgt aufmachen, um etwas mehr von den Geschehnissen zu beobachten.
    Am Tage hatte Omar in etwa hundert Schritt Entfernung einen besonders hohen Baum gesehen.
    Dorthin setzte er sich nun in Bewegung. Der Dschungel schlug über ihm zusammen.
    Sofort erhob sich lautes Gezeter, helles Schnattern, Glucksen und dumpfes Gurgeln. Die schlafenden Urwaldbewohner waren erwacht und beschimpften den Ruhestörer.
    Aber auch die Nachttiere machten sich bemerkbar. Omar zog den Kopf ein, als ein schenkelstarker Fangarm über ihn hinwegpfiff. Dennoch kämpfte er sich unbeirrt weiter durch das Unterholz. Einmal sprang ihn ein katzenähnliches Raubtier von der Größe eines terranischen Stieres an. Omar zerschmetterte ihm mit einem Faustschlag die Schädeldecke und lief weiter.
    Endlich hatte er sein Ziel erreicht.
    Ohne sich eine Atempause zu gönnen, kletterte er an dem merkwürdig glatten, mehrere Meter durchmessenden Stamm empor. Er wurde vorsichtig, als er die Krone erreichte. Nicht jeder Ast war geeignet, sein Gewicht zu tragen. Doch er schaffte es so weit emporzusteigen, daß sein Oberkörper über das Blätterdach hinausragte.
    Behutsam drehte er sich so, daß er in die Richtung des Landeplatzes der CREST sehen konnte.
    Düsterrot leuchtete die gigantische Kugel des Ultraschlachtschiffes aus der Ebene herauf. Aber das Leuchten kam nicht von einem schützenden Energieschirm, sondern von Quadrillionen und aber Quadrillionen kleiner Insekten, die den Raumer gefangenhielten und ihm die Energie entzogen. Bei Nacht wirkte der pulsierende Umhang noch gespenstischer, noch drohender als am Tage.
    Omar fragte sich zum erstenmal, seit die Erscheinung aufgetreten war, was es mit den Leuchtinsekten auf sich habe. Es erschien ihm, der an logisches Denken gewöhnt war, unwahrscheinlich, daß die Natur diese Lebewesen hervorgebracht haben sollte. Stets entwickelten sich nur solche Wesen, die weitgehend an die Lebensbedingungen ihrer Welt angepaßt waren. Auf einem Planeten, der natürliche Quellen atomarer Energie besaß, würden sich wahrscheinlich energieabsorbierende Lebewesen entwickeln.
    Aber auf Pigell gab es keine Quellen atomarer Energie - jedenfalls keine natürlichen Quellen. Wenn trotzdem energiesaugende Lebewesen entstanden waren, dann keinesfalls auf natürlichem Wege!
    Sekundenlang dachte Omar Hawk an die Aras, die Galaktischen Mediziner und Biologen. Ihnen wäre die künstliche Entwicklung derartigen Lebens zuzutrauen gewesen. Aber zum gegenwärtigen Relativzeitpunkt - fast fünfzigtausend Jahre vor Christi Geburt - gab es noch keine Aras. Sie würden sich erst sehr viel später aus tefrodischen Flüchtlingen entwickeln - genauso wie die Akonen und Arkoniden. Die Galaktischen Mediziner durften also nicht für die heutigen Ereignisse verantwortlich gemacht werden.
    Die 'Meister der Insel'...? Auch das erschien Omar unwahrscheinlich So wenig man im Grunde genommen bisher von diesem geheimnisvollen Volk wußte, soviel war bekannt, daß sie derartige Wunder nicht vollbringen konnten.
    Nachdenklich blickte der ehemalige oxtornische Tierpsychologe und jetzige Oberleutnant des Spezialpatrouillenkorps der Galaktischen Abwehr zur Kugel des Solaren Flaggschiffes, von der sich plötzlich grelle Leuchtpunkte lösten und, Feuerschweife hinter sich herziehend, auf das Plateau zujagten. Kurz darauf schlugen sie ein. Hunderte von Feuerbällen tanzten über die Ebene, später rollte der dumpfe Donner von Explosionen heran.
    Hawk lachte voller Bitterkeit.
    Damit waren die unheimlichen Gegner gewiß nicht zu schlagen, nicht durch altertümliche Maschinenkanonen, die Raketengeschosse mit chemischen Sprengstoffen verschossen. Plötzlich entdeckte er etwas anderes. Aufgeregt stemmte er sich hoch und wäre fast abgestürzt, als einer der Aste unter seinen Füßen wegbrach. Doch gewann er rasch das Gleichgewicht zurück und blickte nach Süden.
    Die Gewitter auf Pigell kamen in ihrer Heftigkeit zwar beinahe an die von Oxtorne heran, aber derartig starke Entladungen, wie Omar sie am Horizont beobachtete, waren überhaupt nicht möglich - zumindest nicht bei einem Gewitter.
    Ultrahelle Blitze zuckten fast bis in den Weltraum hinauf, zerrissen den ewigen Wolkenvorhang des Planeten und brachten die höchsten Schichten der Atmosphäre zum Leuchten.

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