0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
eine Gasse zu finden. Bill hielt seine Frau und den Jungen an den Händen, seine Hast fiel Sheila auf.
»Was ist denn überhaupt los mit dir?« fragte sie, als sie ein wenig Ruhe hatten und das Gedränge nicht mehr so groß war.
»Tut mir einen Gefallen und lauft zum Wagen! Dann fahrt bitte nach Hause!«
»Bleibst du denn hier, Daddy?« Diese Frage hätte auch Sheila stellen können, denn auch ihr war die Hast des Mannes nicht entgangen.
»Nein, ich muß…«
»Bill!« Sheila klammerte sich an den Arm ihres Mannes. »Was willst du denn ausrichten? Du kommst gegen die Frau nicht an. Das hat sie dir bewiesen. Ihr Wille war stärker als meine Sorge. Du…«
Bill schüttelte den Kopf und ging einen Schritt zurück. Mit sehr erregt klingender Stimme gab er die Antwort. »Das weiß ich alles, Sheila, aber ich muß etwas tun. Ich kann John nicht allein lassen…«
»Das verstehe ich auch. Nur sind die Gegenkräfte stärker.«
Da lächelte Bill. »Ich möchte auch nicht zurück in das Zelt.«
»Sondern?«
Der Reporter schaute seine Frau für einen Moment an und forschte in ihrem Gesicht. »Diese Tricia di Monti muß auch anders zu packen sein. Ich werde mich in ihrem Wohnwagen umschauen.«
»Du willst einbrechen?«
»Ja. Aber es ist kein Einbruch. Ungewöhnliche Vorgänge erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Begreifst du das?«
Sheila nickte. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Bill sah es am Zucken ihrer Mundwinkel. Er strich seiner Frau und seinem Sohn kurz über das Haar, drehte sich und verschwand.
Einen Blick zurück warf er nicht. Auch der Reporter fühlte einen Klumpen im Magen sitzen. Nur — was sollte er machen? Er hatte sich mit den Tatsachen abfinden müssen, und er mußte jetzt sehen, daß er Gegenkräfte ins Rollen brachte.
Erst vor wenigen Tagen hatte er ein schreckliches Abenteuer hinter sich gebracht. Die Wochen davor war es ziemlich ruhig gewesen, nun aber drängte sich alles zusammen, und die Familie Conolly war abermals in den Strudel dämonischer Ereignisse mit hineingerissen worden. Es nahm kein Ende.
Bill wußte zwar nicht genau, wo die Wohnwagen der Mitarbeiter und Artisten standen, er konnte es aber leicht erraten. Und zwar dort, wo das Licht der Zeltbeleuchtung nicht mehr hinreichte und nur vereinzelte Lampen schaukelten.
Der Reporter war vorsichtig. Er wollte nicht unbedingt gesehen werden, und man sollte ihm auch keine unangenehmen Fragen stellen. Was es zu regeln gab, das schaffte er allein.
Leider wußte er nicht, in welchem Wagen Tricia di Monti lebte. Bill mußte fragen.
Fast wäre er über einen Liliputaner gestolpert, der mit einem gefüllten Eimer aus einem »Wagengang« hervortrat. Der kleine Mann schimpfte, verstummte jedoch, als er den Schein in der Hand des Reporters entdeckte. »Für mich?« fragte er.
»Fast. Wenn du mir sagst, wo ich den Wagen der Tricia di Monit finden kann.«
Das große Gesicht des kleinen Mannes verzog sich zu einem verständnisvollen Lächeln in die Breite. Gleichzeitig glühte in seinen Augen auch eine Warnung. »Mister, Sie werden sich einen blutigen Kopf holen, wenn Sie es bei ihr versuchen. Tricia gibt sich nicht mit anderen ab. Sie ist in festen Händen.«
»Ich weiß. Ich will auch nur…«
Der Liliputaner winkte ab. »Das sagen alle. Aber von mir haben Sie nichts gehört.«
»Ehrensache.«
»Gut, dann versuchen Sie mal Ihr Glück.« Der Mann beschrieb den Weg genau.
Bill gab ihm das Geld und war wenig später in der Dunkelheit zwischen den Wagen verschwunden. Trotz der Beschreibung war es für ihn nicht einfach, das passende Gefährt zu finden. Da war eigentlich alles vertreten. Alte Zigeunerwagen ebenso wie die neuen Fahrzeuge.
Manche gehörten sogar zur Luxusklasse und hatten sicherlich eine Stange Geld gekostet.
So einen ähnlichen Wagen mußte Tricia di Monti bewohnen. Noch einmal mußte sich der Reporter verstecken, weil er Schritte hörte. Im letzten Augenblick huschte er in die Deckung eines Anhängers. Zwei Männer passierten ihn.
Bill hörte noch, wie sich die beiden über die Vorgänge der Vorstellung unterhielten. Eine Antwort auf diese Dinge wußten sie allerdings auch nicht.
Dann sah Bill den Wagen. In der Nähe schaukelte eine Laterne. Der Reporter erkannte, daß Tricia di Monti ihr Wohnmobil angestrichen hatte.
In rot und schwarz.
Geduckt schlich Bill an sein Ziel heran. Er probierte die Tür und fand sie abgeschlossen.
Das machte dem Reporter nichts aus. Schnell hatte er einen Stein gefunden, hob
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