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0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Tieres so riesengroß vor mir hochwuchs, schrien einige Zuschauer auf, und ich sprang vor Schreck einen Satz zurück.
    Der Käfig erzitterte unter der Wucht des Sprunges. Dabei merkte ich, wie schwer dieser gewaltige Löwenkörper war. Wenn alle Tiere gemeinsam sprangen, hätten sie den Käfig bestimmt umreißen können. Diese Tiere machten mir Sorgen. Äußerlich völlig normal, wurden sie von einer Person beherrscht, die man mit dem Begriff dämonisch umschreiben konnte. Diese Tricia di Monti besaß eine so große Macht über die Geschöpfe, daß sie nicht einmal mit der Peitsche zu knallen brauchte, damit sie ihr gehorchten. Sie folgten bereits bei einem Schnippen der Finger, und — da war ich mir sicher — würden alles für sie tun.
    Alles — das bedeutete auch Töten!
    Ich war zurückgewichen und starrte auf den Löwen. Neben Tricia di Monti hatte er sich zusammengeduckt. Aus seinen verhältnismäßig kleinen Augen funkelte er mich an, die Härchen seiner dichten Halskrause zitterten. Es stand fest, daß dieser Löwe erregt war. Für seinen Zustand zeigte sich einzig und allein Tricia di Monti verantwortlich.
    Diese seltsame Erregung war nicht nur auf ein Tier allein beschränkt geblieben. Auch die übrigen fünf hockten nicht mehr so ruhig auf ihren Plätzen. Sie bewegten sich leicht geduckt. Unter ihrem Fell spielten die Muskeln, und sie suchten immer wieder die Nähe ihrer Dompteuse.
    Der abgestürzte Artist hielt sich mehr im Hintergrund. Er rührte sich nicht einmal. Anscheinend wartete er auf weitere Anordnungen oder Befehle von Tricia di Monti.
    Noch hielt sie sich zurück.
    Ich erlaubte mir einen raschen Blick in die Höhe. Die beiden Artisten hatten die Plattform verlassen. Über die lange Strickleiter kletterten sie nach unten.
    Für sie war das Programm beendet! Für die Zuschauer auch?
    Zumindest das offizielle, denn nun würde kein Programm-Macher mehr den Ablauf in die Hand nehmen, der lag jetzt woanders — bei Tricia di Monti.
    Eine unheimliche Atmosphäre hatte sich innerhalb des Zelts ausgebreitet. Sie war irgendwie dicht geworden, die Luft schien sich auch verändert zu haben. Sie kam mir schwerer vor, und auch ich hatte Mühe, überhaupt Luft zu bekommen.
    Eine gefährliche Ruhe. Die Ruhe vor dem großen Sturm. So und nicht anders mußte ich es sehen.
    Bill stand neben mir. Ich hörte sein scharfes Atmen. Auf den Rängen hatten sich zahlreiche Besucher erhoben. Stehend besaßen sie einen besseren Blickwinkel.
    »John, das geht nicht gut«, hörte ich meinen Freund flüstern. »Dieses Weib ist besessen und ungeheuer gefährlich. Das habe ich genau gespürt. Sie ist…«
    »Alles klar, Bill«, unterbrach ich meinen Freund. »Ich habe ebenfalls einiges hinter mir.«
    »Wieso?«
    »Erzähle ich dir später. Jedenfalls müssen wir nicht nur auf Tricia di Monti achten, sondern auch auf diesen Artisten. Er ist auf keinen Fall zu unterschätzen.«
    »Würde er töten?«
    »Bestimmt!«
    Es war seit meinem Auftauchen höchstens eine Minute vergangen. Aber sie kam uns allen lang vor, und ich wunderte mich, daß man von Seiten der Direktion noch nicht eingegriffen hatte. Wahrscheinlich waren die Verantwortlichen ebenfalls zu sehr überrascht worden.
    Das allerdings änderte sich bald.
    Wo die Manege sich öffnete und der Weg auch zu den Stallungen führte, von dort löste sich eine Gestalt. Schon an der Kleidung erkannten wir, daß es sich bei dem Mann nur um den Direktor des Unternehmens handeln konnte.
    Er trug einen roten Frack. Ein Zylinder saß auf seinem Kopf. Das Frackhemd schillerte in einem strahlenden Weiß. Arme schwenkend lief der Mann auf mich zu. Er sprach dabei Worte, die ich nicht verstand und wurde, als er sich auf halbem Wege zwischen Ausgang und uns befand, von der Lautsprecherstimme des Ansagers unterstützt.
    Ich war mit meinen Gedanken woanders und hörte den genauen Wortlaut nicht. Nur soviel erfuhr ich. Der Ansager forderte alle Besucher auf, das Zelt zu verlassen, da für die Sicherheit nicht mehr garantiert werden konnte. Allerdings sollten die Eintrittskarten weiterhin ihre Gültigkeit behalten.
    Jetzt hatte uns der Direktor erreicht. Das runde Gesicht mit dem schmalen Menjou-Bärtchen auf der Oberlippe glänzte schweißnaß. Der Mann holte tief Luft und zischte uns zu: »Verschwinden Sie hier vom Käfig! Gehen Sie! Die Aufforderung hat auch Ihnen gegolten!«
    Wir gingen nicht. Dafür holte ich meinen Ausweis hervor und ließ ihn einen Blick darauf werfen.
    Er starrte,

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