0276 - Im Safe versteckt man keine Leichen
Straßenpassanten, die mit Paketen beladen ihren Wohnungen zustrebten. Morgen war Weihnachten.
Gegen 23 Uhr verließ ich den Wagen. Gérard Ingram — der Kollege, der mich vorhin um Feuer gebeten hatte — stand noch immer in einem Hauseingang an der Ecke. Auf dem dunklen Straßenstück, zwischen zwei Laternen, erkannte ich einen Dodge unserer Zentrale. Als ich ihn passiert hatte, sah ich rechter Hand ein Grundstück, welches von einer halbhohen Mauer umgeben war.
Ich kletterte hinüber und tastete mich durch den dunklen Garten. Der mit Schnee bedeckte Boden erlaubte mir eine einigermaßen gute Orientierung. Am Ende des Grundstücks war ein Maschendrahtzaun. Ich kletterte hinüber und befand mich nun auf dem Gelände des Ocean Country Golf Club. Mein Ziel war das letzte Grundstück der Straße. Noch einmal überstieg ich den Zaun und näherte mich der Rückfront des Hauses. Die Tür zum Souterrain war verschlossen.
Ich holte einen Zeitungsbogen aus der Tasche und feuchtete ihn mit Schnee an. Dann preßte ich ihn auf eine Fensterscheibe. Mit einem Taschentuch umwickelte ich meine Faust, um die Scheibe einzuschlagen. Es klirrte nur leise.
Durch die entstandene Öffnung griff ich nach dem Fensterriegel. Dann stieg ich ein. Im Schein meiner kleinen Stablampe sah ich einen Waschkessel und einen Ofen. Die Tür zur Treppe war unverschlossen. Leise stieg ich die Steinstufen hoch und gelangte unbemerkt in die große Diele.
Im Hause war es totenstill. Vom Garten aus hatte ich gesehen, daß in einem Zimmer der ersten Etage Licht brannte. Das Fenster hatte aufgestanden. Ich ging vorsichtig nach oben. Unter einer der Türen sah ich Licht durchfallen.
Als ich sie fast erreicht hatte, knarrte eine Diele unter meinen Schritten. Ich hielt den Atem an, aber alles blieb ruhig. Geräuschlos drückte ich die Klinke herunter und öffnete die Tür. Dann trat ich rasch ein.
Das Zimmer war leer. Mein Blick glitt über jedes einzelne Möbelstück und blieb an dem geöffneten Fenster hängen. Ich ging darauf zu und lehnte mich hinaus. Auf dem schmalen Fenstersims erkannte ich deutlich schwarze Flecken in der weißen Schneeschicht. Jemand war von diesem Zimmer aus über den Sims geklettert.
Ohne zu zögern stieg ich auf das Fensterbrett und tastete mich über den schmalen Sims. Das erste Fenster, an das ich kam, war geschlossen. Als ich weiterkletterte, wäre ich um Haaresbreite abgerutscht. Zentimeter um Zentimeter näherte ich mich dem nächsten Fenster. Trotz der eisigen Kälte stand mir der blanke Schweiß auf der Stirn. Ein Glück, daß ich den Mantel in der Waschküche schon ausgezogen hatte. Dort würde ihn wohl um diese Zeit keiner finden.
Endlich erreichte ich den nächsten Mauervorsprung, und damit auch das nächste Fenster. Beide Flügel standen weit auf. Ich sprang ins Dunkel hinein und knipste gleichzeitig meine Stablampe an. Auf einem Bett in der Ecke lag eine Frau. Es war Sarah Holborn. Der Mörder hatte sie mit den bloßen Händen erwürgt. Sie trug einen blauseidenen Pyjama. Eines ihrer nackten Beine hing über der Bettkante.
Ich sah den Stempelabdruck auf der Fußsohle. Eine Faust mit einem Blitz. Der Mörder hatte noch einmal zugeschlagen. Entschlossen ging ich zur Tür, doch sie war abgesperrt. Der Schlüssel steckte von innen. Ich schloß auf und trat auf den Flur hinaus. Dort brannte jetzt Licht. Leise ging ich zur Tür des Zimmers zurück, welches ich zuerst betreten hatte. Sie war nur angelehnt. Ich stieß sie mit dem Fuß auf und trat ein.
Mein erster Blick fiel genau in die Mündung einer Automatic. Darüber erkannte ich das wutverzerrte Gesicht Steve Buttons.
Er saß in seinem Rollstuhl. Diesmal lag keine Decke über seinen Knien.
Ich entspannte meinen Körper. »Guten Abend, Button!«
»Guten Abend, Mr. Cotton! Sie sehen, ich habe Sie erwartet.«
»Woher wußten Sie von meiner Anwesenheit?« fragte ich.
Er deutete auf die nassen, verschmutzten Spuren, die sich auf der Brücke vor dem breiten Bett abgedrückt hatten.
»Als ich vom Badezimmer zurückkam, sah ich diese Spuren.«
Ich hielt noch immer die Hände hoch. Es lag gar nicht in meiner Absicht, nach der Waffe zu greifen. Er sollte sich sicher wähnen. Nur dann würde er mir Phils Versteck verraten. So sah ich geduldig zu, wie er das Telefon auf dem Nachttisch heranzog und einen Hausanschluß wählte.
Ein paar Minuten später trat Boyd Jermyn ein und nahm mir meine Dienstwaffe ab. Dann mußte ich mich auf das Bett setzen.
»Nun sieht die
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