028 - Tod in der Gespenster-Villa
tötet. Dazu
wirst du keine Gelegenheit mehr haben.«
Aus Eileen Hantons Mund drang ein
satanisches Lachen, daß es ihnen eiskalt über den Rücken lief.
»Lord Crowden ist vorerst nur ein
Schatten… ich bin im Moment wichtiger als er. Ich habe für die Zusammenführung
der drei Bilder zu sorgen, die von der Sonne existieren. Die Crowdens haben
einen Fehler gemacht, als einer sich entschloß, seine Eindrücke auf diese Weise
wiederzugeben und zu verewigen. Nur Auserwählte dürfen die Dämonensonne
wirklich sehen. Vom gleichen Augenblick an sind sie ihr verfallen… In Fred
McPhersons Haus stieß ich auf das erste Bild.«
»Woher wußtest du davon?« Larry
fiel Eileen Hanton schnell ins Wort.
»Durch einen Traum. Jemand hat es
mir zugeflüstert…«
Weitere Teile fügten sich nahtlos
in das Puzzle, das ihnen hier aufgegeben worden war.
»In der Nacht, als es dir so
schlecht ging, Philip Hanton? Als jedermann an deiner Genesung zweifelte und du
im Fieberwahn lagst?«
»Vielleicht…«
Erregung ergriff von Larry Brent
Besitz. In diesem Punkt glaubte er sich einer Lösung ziemlich nahe. Philip
Hanton blieb in der Gestalt seiner Frau länger als erwartet.
Auf einer Schwelle möglicherweise
zwischen Leben und Tod war etwas in Philip Hanton erwacht, oder es war etwas in
ihn geschlüpft… Der böse Geist der Crowdens, der sich zufällig oder aber ganz
bewußt seines Körpers bediente?
Schon lag Larry eine weitere Frage
auf der Zunge. Aber er konnte sie nicht mehr aussprechen.
Das unheimliche Lachen verwehte,
und Eileen Hanton verschwand ebenso spukhaft, wie sie gekommen war…
●
Und im gleichen Augenblick war das
dumpfe Poltern zu hören.
Larry Brent und Iwan Kunaritschew
sprangen geistesgegenwärtig zurück.
Genau zwischen sie fiel ein
großes, dickes, ledergebundenes Buch.
Die Kraft, durch die Philip Hanton
wirkte, zeigte wieder einen Nebeneffekt.
Von einer anderen Stelle kam etwas
an, das sicher so nicht gewollt war.
Ein unkontrollierter Apport?!
Eine halbe Minute standen die fünf
Menschen regungslos, und Inspektor Maughy richtete seinen Dienstrevolver
unwillkürlich auf das, was vom Himmel gefallen war.
Seine Hand zitterte.
»Ich habe schon viel erlebt«,
sagte er mit belegter Stimme. »Aber so etwas… noch nie… Ich kann es einfach
nicht glauben. Sagen Sie mir…. daß ich das alles nur träume…«
»Diesen Gefallen würden wir Ihnen
gern tun, Towarischtsch Kommissar«, murmelte Kunaritschew. »Aber uns geht es
mit dem Träumen wie Ihnen. Sie sind Realität geworden. Es gibt irgendwann im
Leben Momente, in denen muß man Dinge hinnehmen, die man eigentlich nicht
wahrhaben will…«
Inspektor Maughy wischte sich mit
dem Ärmel über seine schweißbedeckte Stirn.
Wie zwei erschreckte Hunde lösten
der Butler und das Hausmädchen sich von der hintersten Wand und kamen
mißtrauisch näher. Alle, die zum erstenmal mit diesen außergewöhnlichen Dingen
konfrontiert worden waren, kämpften um den Bestand ihres Weltbildes…
Larry und Iwan gingen in die
Hocke, um das materialisierte Buch näher in Augenschein zu nehmen. Das Leder
war kostbar verziert, aber alt und abgegriffen. Der hintere Deckel war stark
beschädigt. Dort war das Leder offenbar nur noch lose nach innen geklappt und
von der Einbanddecke gelöst.
Larry schlug die erste Seite auf.
In großen verschnörkelten
Buchstaben prangte dort ein Familienname. Er war handgemalt, rot, gold und
grün. Heraldische Farben, die auch in dem großartigen Familienwappen
wiederkehrten.
»Die Chronik der Lord of Shannon.
Begonnen im Jahr 1457…«
●
»Woher kommt dieses Buch,
Brüderchen?« fragte X-RAY-3 verwirrt, während er flüchtig einige Seiten
durchblätterte.
»Wahrscheinlich von den Lords of
Shannon, Towarischtsch«, antwortete der Russe trocken.
»Was hat Hanton mit den Lords of
Shannon zu tun?«
»Offenbar ebensoviel wie mit dem
Sportwagen unseres Freundes Klaus.«
»Dann ist’s ne ganze Menge…«
X-RAY-3 legte den schweren Folianten komplett herum, um die hinterste
Einbanddecke in Augenschein zu nehmen. Das lose Leder ging nicht auf eine
Alterserscheinung zurück! Es war mit einem scharfen Messer abgelöst.
Und…
Da sahen sie es alle.
Zwischen Einbanddecke und
Lederschicht war ein Zwischenraum, der sich aufklappen ließ.
Das allein hatte Brent weniger
zusammenzucken lassen als die Tatsache, daß sie ein dunkles Pulsieren
wahrnahmen, eine schwarze Fläche, die von einer krankhaft blassen Aura
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