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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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    Quinn fragte sich müde, ob er sterben würde, einfach aus dem jämmerlichen Grund, weil er keinen Willen mehr hatte, weiterzuleben. Bei diesem Gedanken flackerte zornige Verachtung in ihm auf und brachte etwas Klarheit in seinen wirren Kopf. Er murmelte: «Feiges Schwein.»
    Langsam und vorsichtig richtete er seinen dünnen, drahtigen Körper auf. Er saß jetzt auf dem breiten Felsvorsprung, hob die unverletzte Hand und schob das Haar zurück, das ihm ins Gesicht gefallen war.
    In seinem Kopf pochte der Schmerz; er wußte, daß er eine Gehirnerschütterung hatte. Die Augenblicke klaren Bewußtseins würden nicht lange dauern. Bald würde die Wirklichkeit wieder vor seinen Augen verschwimmen, wie schon ein halbes dutzendmal seit seinem Sturz, und er würde betäubt daliegen, verstört von Träumen und Erinnerungen, die ihm den Schweiß heraustrieben.
    Hundertachtzig Meter unter ihm flüsterten die Wasser des Tarn in der tiefen Schlucht, die der Fluß auf seinem Weg westwärts, zur Garonne, gegraben hatte.
    Nicht weit über ihm verlief der Grat der Schlucht. Hier hatte er gestanden, als die bleiche Märzsonne ihren Zenit erreichte, hatte hinübergeschaut auf die Flecken von Gestrüpp am anderen Abhang der Schlucht, hinunter auf das dunkle Wasser, das während einer Jahrmillion dieses Tal in den französischen Kalkstein geschnitten hatte, und hatte versucht, etwas zu fühlen, irgend etwas, das nicht kalte Verzweiflung war. Aber die Majestät der Landschaft vor seinen Augen brachte keine Spur von Linderung.
    Er erinnerte sich, wie er sich abgewandt und den kleinen Rucksack zurechtgerückt hatte. In diesem Augenblick mußte sein Fuß auf einem bemoosten Felsstück ausgeglitten sein. Er erinnerte sich nicht an den Sturz, nur an das langsame Wiederkehren des Bewußtseins, die Übelkeit, die seinen Magen zusammenkrampfte, und das schwere Hämmern in seinem Kopf.
    Drei Stunden waren seitdem vergangen. In den kurzen Momenten, wenn sein Bewußtsein klar war, konnte er die Zeit durch einen Blick auf seine Armbanduhr feststellen. Er hatte sich im Fallen das linke Handgelenk verletzt. Der Arm war von den Fingerspitzen bis knapp zum Ellbogen geschwollen und gerötet. Vielleicht war das Gelenk gebrochen. Wegen der Schwellung hatte er die Armbanduhr abgenommen.
    Aufmerksam starrte er auf die Zeiger der Uhr und stellte fest, daß es jetzt 15 Uhr 30 war. Er erhob sich mühsam auf die Knie und versuchte, die fast senkrechte Felswand über ihm klar in den Blick zu bekommen.
    Nur sechs Meter, und es gab da ein paar Nischen und Spalten. Lächerlich, daß er nicht hinaufklettern konnte.
    Aber seine linke Hand war nicht zu gebrauchen, und zweimal, als er einen ungeschickten Versuch unternahm, zu klettern, hatte ihn der Schwindel sofort gezwungen, aufzugeben und sich hinzusetzen, um nicht weiter abzustürzen.
    Quinn blickte um sich. Der Felsvorsprung hatte die Form einer Mondsichel, war zwanzig Schritt lang, und an der Stelle, wo er kniete, zwei Meter breit. Links und rechts verengte er sich. Der einzige Ausweg bot sich nach oben. Auch ohne die Gehirnerschütterung, die seine Bewegungen ungeschickt machte, glaubte er nicht, daß er die Kletterei mit der verletzten Hand geschafft hätte.
    Er überlegte noch einmal, ob er sich nicht selbst betrog, ob ihm nicht unterbewußt der Wille fehlte, es zu versuchen, weil er sich eigentlich nicht mehr darum kümmerte, was mit ihm geschah.
    Sein Bewußtsein trübte sich wieder. Eine Zeitlang lag er in traumähnlicher Verwirrung da. Fetzen seines alten Alptraums schossen durch sein Hirn. Zum hundertstenmal sah er die Granate den Mittelgang des Flugzeugs entlangrollen, von Seite zu Seite schleudernd wie eine grauenhafte Roulettekugel, die ihr Fach sucht.
    Er hörte die Angstschreie, als die Passagiere zurückwichen und sich auf den Sitzen zusammendrängten. Er sah den Mann mit dem weißen Gesicht, der neben seiner Frau und seinem kleinen Mädchen saß, plötzlich vorwärtsspringen; es konnte nur ein Versuch sein, das Ding unter seinem eigenen Körper zu begraben. Aber das schwarze Ei kullerte unter den Sitz und war noch im Rollen, als es seinen schrecklichen Todesschrei brüllte.
    Quinn kam mit einem Ruck zu sich, zitternd, die Hände auf die Ohren gepreßt. Der Schweiß tropfte von seinem Kinn, aber sein ganzer Körper schmerzte vor Kälte. Er schaute auf die Uhr. Vier Uhr nachmittags. Die Dämmerung würde bald einfallen und die Temperatur fast bis zum Nullpunkt sinken. In seinem Gepäck waren ein

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