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028 - Tod in der Gespenster-Villa

028 - Tod in der Gespenster-Villa

Titel: 028 - Tod in der Gespenster-Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ungeweihter Erde am 23. März 1856 beigesetzt worden war. Die Grabplatte war
erst kürzlich bewegt worden. Man sah es noch ganz deutlich.
    Ein fingerbreiter Spalt zwischen
steinernem Rahmen und Platte bestand. Deutlich zu erkennen waren auch die
frischen Kratzspuren auf dem unteren Stein.
    Sioban Coutrey begann sofort mit
ihrer Arbeit.
    Sie stemmte sich mit aller Kraft
gegen die leicht schräggestellte Abdeckplatte und drückte dagegen. Sie war
nicht kräftig genug, die Platte zu verschieben. Aber sie wußte sich zu helfen.
    Aus dem Schuppen, der an die
Rückwand des Hauses angebaut war, holte sie einen dicken Stiel und einen
Hammer. Mit kraftvollen Schlägen trieb sie den Stiel in den Spalt, nachdem sie
ihn zuvor mit einem Keil weiter auseinandergetrieben hatte.
    Der Spalt verbreiterte sich rasch,
und sie konnte die Platte so weit wegdrücken, daß das Loch groß genug war, um
einzusteigen.
    In der Tiefe war alles still. Es
war anders als letzte Nacht, als Larry Brent durch die Ratten angelockt und
schließlich davon abgehalten worden war, das Grab näher in Augenschein zu
nehmen.
    In der gemauerten Gruft lag die
Leiche, über deren Skelett sich noch eine hauchdünne, verdörrte Hautschicht
spannte.
    Spinnengewebe verschloß die
großen, tiefen Augenhöhlen, spannte sich kreuz und quer durch die Gruft und war
an manchen Stellen zerrissen. Unterhalb der dürren Beine gab es in der Wand ein
kopfgroßes Loch. Dies war offenbar die direkte Verbindung zu den Ratten, die
sich in dieser Stunde völlig zurückgezogen hatten. Sioban sah keine einzige von
ihnen. Selbst die Reste derer, die beim Angriff Larry Brents auf der Strecke
geblieben waren, ließen sich nicht mehr ausmachen. Nur ein paar abgenagte
Knöchelchen auf dem Grund der Gruft und zwischen den morschen Rippen kündeten
davon, daß hier kürzlich etwas passiert war. Aber darüber machte sich Sioban
Coutrey keine Gedanken.
    Die Schmerzen im Finger
verstärkten sich.
    Das junge Mädchen verzog das
Gesicht. Ihr Finger schwoll an, und dann riß die Wunde auf.
    Blut sickerte hervor, das erst
langsam und dann immer schneller zu fließen begann, als hätte sich eine
Schleuse geöffnet.
    Das Blut floß auf die Knochen und
die ausgedörrte Haut, und jeder Tropfen aus ihrem Körper wurde von ihnen
aufgenommen wie von einem trockenen Schwamm die Flüssigkeit.
    Während Sioban Coutrey müder und
schwächer wurde, während ihr Körper ausblutete, begann die seit über hundert
Jahren in dieser Gruft ruhende Leiche an ihrer Seite sich zu regen…
     
    ●
     
    Iwan Kunaritschew richtete sich
auf, verwundert darüber, daß er noch lebte.
    Grit, die junge Dänin, die er
hatte retten können, lag einige Schritte von ihm entfernt im Gras.
    Mit dem Gesicht nach unten. Sie
rührte sich nicht.
    Iwan kroch auf sie zu. »Hallo,
Towarischtschka… alles in Ordnung?« fragte er rauh.
    Sie atmete, hatte ein Paar
Schürfwunden abbekommen, und ihr Kleid war aufgerissen von den Schultern bis
hinunter zum Nabel. Grit war ohnmächtig.
    Kunaritschew stellte sich auf und
torkelte ein paar Schritte auf den Schienenstrang zu.
    Dort stand ein langer Güterzug.
Vorhin hatte hier noch ein Haus gestanden, die Gespenster- Villa des Lord of
Shannon…
    X-RAY-7 erinnerte sich daran, daß
in das Krachen und Bersten ein kreischendes metallisches Geräusch sich gemischt
hatte. Das mußte der Augenblick gewesen sein, als der Lokführer die Bremsen
zog.
    Nun stand der Zug. Zwei Männer kamen
ihm weit von vorn entgegen: der Lokführer und der Heizer. Die Lok war nach etwa
fünfhundert Metern zum Stehen gekommen.
    Die beiden Männer blickten sich
verwirrt um. Beide waren sie betroffen und ratlos.
    Das traf auch auf den Russen zu.
    In seiner Nähe entdeckte er einen
älteren Mann, der totenbleich im Gras hockte und offensichtlich unter einem
Schock stand.
    Grit, dieser Mann und er,
Kunaritschew… die einzigen Überbleibsel eines ungeheuerlichen, einmaligen
Geschehens?
    Es fiel ihm sofort auf. Nirgends
lag ein Stein herum, kein Ziegel, kein Balken… nicht der geringste Rest des
Hauses, das hier mitten auf den Schienen gestanden hatte und in das ein
vollbeladener Güterzug hineingerast war. Noch jetzt hatte X-RAY-7 den
ohrenbetäubenden Lärm in den Ohren…
    »Was ist denn hier passiert?« rief
der Lokführer schon von weitem. »Das Haus… verdammt noch mal… wo ist denn das
Haus? Spinn ich oder war es wirklich da, Mister?«
    »Es war da«, erwiderte X-RAY-7 mit
belegter Stimme. »Ich hab’s auch gesehen…

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