0280 - Entscheidung am Teufelsfelsen
Frage weniger Minuten, bis er seinen Gegner ebenfalls töten würde. Andrews’ Lebenskraft machte ihn schier unbesiegbar.
Wenn das Doppelwesen starb, war Ash’Naduur endgültig verloren…
***
»Nein!« brüllte Zamorra entsetzt. »Das wirst du nicht tun!«
»Willst du mich daran hindern?« schrie Asmodis laut, malte ein Zeichen in die Luft und ließ Zamorra in die Sperre laufen. Der Parapsychologe wurde zurückgeschleudert, kam aber sofort wieder auf die Beine. Der Dhyarra-Kristall in seiner Hand leuchtete auf und wob blitzschnell ein magisches Netz aus flirrenden, weißen Fäden, die sich um Asmodis und etwas legten, was niemand so recht erfassen konnte. Gryf und Teri sprangen auf den Fürsten zu, konnten aber nichts tun. Das hier mußten Zamorra und Asmodis unter sich ausmachen. Die magischen Kräfte der beiden Druiden waren immer noch blockiert.
Asmodis’ Teufelsfratze verzerrte sich. »Zurück mit dir«, keuchte er grimmig und versuchte, das Netz abzuschütteln. Aber jetzt gewann Zamorra Oberwasser. Er steuerte das Netz mit seiner Gedankenkraft.
»Gib zurück, was dir nicht gehört…«
»Der Vertrag gilt und bindet…«
Der Kampf glitt ins Unwirkliche ab. War es Zamorra wirklich bewußt, worum es kämpfte? Gibt es das wirklich als greifbares Etwas, das man mangels besserer Bezeichnung »Seele« nennt?
»Ein Pakt gilt nur, wenn er durch das Tun besiegelt wird…«
»Blake Andrews Böses!« kreischte der Teufel. »Er hegte stets böse Gedanken… er ist mein! Der Vertrag gilt!«
Ein Verdacht kam Zamorra. »Wann wurde er geschlossen…?«
Asmodis weigerte sich, zu antworten. Er hatte genug zu tun, mit seinen geistigen Klauen Andrews’ unsterbliches Ich festzuhalten. Doch Zamorras Dhyarra-Netz entriß es ihm mehr und mehr.
»Eine Chance für Andrews!« preßte er hervor. »Solange ich lebe, bekommst du ihn nicht… Er muß noch eine Chance bekommen…«
»Nicht von mir, und nicht von dir! Willst du dich über göttliche Gesetze hinwegsetzen?«
»Um eine Seele zu retten - ja!« brüllte Zamorra. »Und Gesetze, wie du sie nennst, können nicht göttlich, nur teuflisch sein!«
Andrews’ Hand bewegte sich. Seine Finger krümmten sich, als wolle er nach etwas greifen. Seine Augen waren geweitet, die Pupillen sehr klein.
Er lebte? Er war nicht tot…?
War es ein Wunder? War es Zufall? Aber im gleichen Moment vermochte Asmodis die Seele nicht mehr zu halten. Sie entglitt ihm, kehrte zurück in Blake Andrews.
»Er lebt«, keuchte Gryf. »Er ist nicht tot…«
»Aber sein Genick«, stöhnte Teri Rheken.
»Angebrochen«, stöhnte Gryf, der Andrews untersuchte. »Er darf sich nicht bewegen, um keinen Millimeter, oder er ist wirklich tot. Er hat noch eine Chance… wenn wir ihm helfen können.«
Zamorra sah Asmodis an. Grenzenlose Enttäuschung und Wut paarte sich in dessen Fratze. Der Fürst der Finsternis tobte innerlich. Aber er konnte nichts machen. Solange Andrews nicht wirklich tot war…
»Gebt mir eine Chance«, flüsterte Andrews. »Ich… ich will nicht zur Hölle fahren… nicht so sterben… ich habe zu viel falsch gemacht, aber vielleicht kann ich noch…«
»Du kannst nicht mehr«, schrie Asmodis.
Bob Coch kauerte sich neben Andrews. Er riß Streifen aus seinem Hemd und begann vorsichtig die aufgebrochene Wunde zu verbinden. Andrews stöhnte leise.
»Er darf sich nicht bewegen«, warnte Gryf wieder. »Oder er ist wirklich tot.«
Coch sah auf.
»Ich bleibe bei ihm und passe auf«, sagte er. »Seht ihr zu, daß ihr den Kampf zum Ende führt. Ihr habt schon so viel Zeit verloren…«
»Er hat recht«, sagte Nicole. »Narren, die wir sind, uns gegenseitig fertigzumachen, und der größte Narr bist du, Asmodis! Laß uns gegen unseren wirklichen Gegner antreten! Das ist wichtiger als alles andere, sonst kommen wir hier nie wieder lebend heraus!«
»Ohne seine Seele bin ich nicht stark genug…«
Zamorra starrte Asmodis wütend an. »Noch ein Wort darüber…«
»Wir sprechen uns darüber noch« drohte Asmodis. »Hinterher. Folgt mir.«
Er warf sich wieder herum. Nur Zamorra sah, daß der Fürst der Finsternis wieder schwächer schien. Die Kraft, die er schon zu besitzen gglaubt hatte und mit der er die Durchsichtigen vernichtete, war ihm wieder entflossen.
Aber es mußte auch so gehen.
Vor ihnen ragte eine mächtige Tür auf, ein gewaltiges Portal, das glatt und kalt im bläulichen Licht glänzte.
»Dahinter«, flüsterte der Fürst der Finsternis. »Dahinter lauert der Tod oder
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