0280 - Turm der weißen Vampire
Kopf. Ich atmete hastig, schaute wieder zum Turm, doch dort war alles ruhig.
Noch…
Ruth Thompson würde dort den drei Blutsaugern gegenüberstehen. Besaß sie die Nerven, um dem Grauen widerstehen zu können? Behielt sie alles, was ich ihr eingetrichtert hatte.
Das Risiko war von Beginn an nicht klein gewesen, doch nun wurde es noch größer.
Ein brummendes Geräusch!
Endlich.
Der Propeller drehte sich, der Motor war angesprungen, und wenig später setzte sich die Maschine in Bewegung. Sie erinnerte mich an einen störrischen Esel aus Metall, der nicht so recht wollte und über die Bodenwellen holperte. Das Fahrwerk ächzte, es knickte ein, aber es hielt die Stöße aus.
Die Maschine wurde schneller. Suko drehte sie ein wenig, damit er über den besseren Teil der provisorischen Landebahn fahren konnte. Der Propeller wurde zu einem wirbelnden Kreis, die Maschine hob ab.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Es war der erste, ein kleiner, die anderen aber blieben, denn bisher war nur ein winziger Teil meines Plans in Erfüllung gegangen.
Alles andere stand noch in den Sternen.
Ich schaute zum Turm.
Jetzt lag das deckungslose Stück vor mir. Noch einmal tief Luft holen, danach startete ich, und mir war es jetzt egal, ob man mich sah oder nicht.
Während ich rannte, befand sich die Piper in der Luft. Suko flog eine große Kurve und visierte das neue Ziel an.
Es war der Turm!
***
Es war ein grauenhaftes Gesicht, das Ruth Thompson anstarrte und in das sie hineinsah. Der Blutsauger riß seine Arme hoch. Er ahnte, was kam, und wollte etwas dagegen unternehmen, aber die Frau war schneller.
Sie hatte sich auf diese Aktion konzentriert und auch nicht vergessen, was ihr John Sinclair sagte.
Sie stach zu!
Es war ein Rammstoß.
Voller Kraft, Wut und Haß. Der Vampir kam nicht mehr weg, und die silberne Feder stach mit ihrer Spitze genau in den Hals des unheimlichen Blutsaugers.
Ruth Thompson hatte so viel Druck hinter diesen Stoß gelegt, daß sogar noch ihre Hand gegen die kalte Haut am Hals des Wiedergängers prallte, und sie sah, wie das Wesen zu einer marionettenhaften Gestalt wurde, denn plötzlich zuckte seine rechte Schulter in die Höhe, dann die linke, und er ging einen Schritt zurück, so daß Ruth außerhalb seiner Reichweite geriet.
Wie ein Pfeil steckte die Feder in seinem Hals. Sie zitterte bei jeder Bewegung, und als der Vampir mit dem Rücken gegen die Innenmauer des Turms prallte, da war es auch mit seiner Kraft vorbei. Er konnte sich nicht mehr halten und sackte intervallweise in die Knie, wobei sich die weiße Haut bereits löste und einen grauen Farbton annahm.
Geschafft! Ich habe es geschafft! Diese Gedanken jagten durch den Kopf der Frau. Der Plan hatte geklappt, er war wunderbar aufgegangen.
Aber war er das wirklich?
Das Gefühl des Überschwangs, des Sieges bekam sehr schnell einen Dämpfer, denn hinter sich vernahm sie Geräusche.
Zwei Vampire waren noch übrig. Bisher hatten sie auf der nach oben führenden Treppe gestanden und gelauert. Das war nun vorbei. Sie stießen sich ab. Ruth sah ihre Körper durch die Luft fliegen, sich zusammenducken, und plötzlich landeten sie vor ihren Füßen.
Beide trugen noch ihre Waffen.
Der eine die Eisenstange, der andere die Heugabel.
Plötzlich schien der Turm zu zittern. Ein höllischer Krach drang durch den Eingang, dröhnte in das Innere des Bauwerks und pflanzte sich dort fort.
Er schallte die Treppe hinauf, schien den Turm auseinanderreißen zu wollen, und die beiden Vampire wußten nicht, was geschehen war.
Aber sie wollten es wissen. Zumindest einer von ihnen. Es war der mit der Heugabel. Er drehte sich von Ruth weg, wußte sie in der Obhut seines Artgenossen und huschte zum Ausgang, wo er die Schwelle übersprang und seinen Kopf in die Höhe reckte.
Das Röhren hatte nicht nachgelassen. Die Maschine befand sich noch in der Nähe des Turms. Ruth wußte genau, daß der Chinese Suko das Bauwerk umfliegen wollte.
Immer wieder.
Alle anderen Geräusche wurden verschluckt. Deshalb hörte sie auch nicht den Schuß, aber sie sah die Folgen.
Ihr Standwinkel war so günstig, daß sie beide Blutsauger im Auge behalten konnte. Derjenige, der nach draußen gelaufen war, bekam plötzlich einen gewaltigen Hieb, der nicht nur seinen Kopf nach hinten riß, sondern auch den Körper.
Er taumelte wieder in den Turm hinein. Dabei drehte er den Kopf so, daß Ruth sein Gesicht erkennen konnte.
Es war zerstört und zerrissen. Eine Kugel hatte es
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