Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte

Titel: 0281 - Ein Spitzel zieht die falsche Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Spitzel zieht die falsche Karte
Vom Netzwerk:
zu deutlich im Auge zu behalten.
    Und dann kam der Mann, auf den ich gewartet hatte. Kaum hatte er sich an den Spieltisch gestellt, da verstummten die Gespräche der anderen. Realers hatte sich neben mich gestellt und fragte leise:
    »Haben Sie was ’rausbekommen, Mr. McNoy? Hat er wirklich ein System?«
    »Ja, er hat ein System, mein Junge«, erwiderte ich leise. »Bevor ich gehe, erkläre ich es Ihnen.«
    »Oh, vielen Dank, Mr. McNoy!« sagte Realers froh.
    Wir wandten unsere Aufmerksamkeit dem Spieltisch zu. Ich hatte Cunnings das System erklärt, mit dem sich die beiden verständigten. Und wir hatten während der ganzen Zeit, in der ich wieder zum Viehhändler McNoy geschminkt und angezogen worden war, unentwegt die Zahlenreihe gepaukt. Jetzt kannten wir das Alphabet in Zahlen auswendig. Auf Anhieb wußten wir, daß etwa 12 ein L oder 18 ein R zu bedeuten hatte.
    Dieser Mühe hatte sich Nick Holden nicht unterzogen. Als er anfing zu setzen, mußte er vor jeder Zahl erst auf seinen Zettel blicken. Wahrscheinlich hatte er dort nur das Alphabet aufgeschrieben und hinter jedem Buchstaben die dazugehörige Zahl vermerkt.
    Der Ausländer stand abwartend am Roulett-Tisch. Die anderen Spieler machten jetzt nur zögernde Einsätze. Sie warteten offenbar darauf, daß er wieder mit seinem Zettel anfing. Inzwischen mußte sich wohl bei allen die Überzeugung gefestigt haben, der rätselhafte Mann spiele nach einem System, das den großen Gewinn einbringen sollte.
    Holden eröffnete die stumme, eigenartige Unterhaltung, indem er der Reihe nach setzte:
    D — U — C — K — A — R — T — 0 — 0 — 0.
    Dann ließen sie zwei Spiele aus. Der Ausländer antwortete:
    O — K — A — Y.
    Diesmal spielte Holden sofort weiter, aber auch der Ausländer spielte noch zwei Spiele mit. Er tat es natürlich nur, um abzulenken. Ich achtete auf Holdens Zahlenreihe, die er der Reihe nach setzte, und entzifferte:
    II — A — N — D — E — R — S — O — N — A — R — B — E — I — T — E — T — H — E — U — T — E — N — A — C — H — T — W — A — S — M — I — T — T — O — C — H — T —E —R.
    Was mit Tochter? Ich erschrak. Handerson hatte doch ausgesagt, seine Tochter sei verreist. Aber er hatte gesagt, sie sei am Abend schon gereist, während wir wußten, daß sie frühestens am nächsten Morgen gefahren sein konnte. Sollte das bedeuten, daß die Gauner Handersons Tochter gekidnappt hatten, um den Vater damit zur Spionage für sie zwingen zu können?
    Während mir diese Gedanken schnell durch den Kopf schossen, hatte der Ausländer bereits wieder nach seinen Chips gegriffen und setzte:
    0 — 0 — 0.
    Major Cunnings stieß mich leise an. Ich nickte unmerklich. Also auch der Major hatte das dritte Todesurteil in diesem Falle entziffert. Ich spürte, wie die Innenflächen meiner Hände feucht wurden. Zwei Männer standen inmitten einer leichtlebigen Gesellschaft am Roulett-Tisch und morsten sich unbewegten Gesichts Todesurteile zu, als ob es sich um belanglose Kleinigkeiten handle.
    Holden blieb am Roulett-Tisch stehen und setzte sechs Spiele lang auf Zahlen, die keinen Sinn ergaben. Der Ausländer dagegen war an die Bar geschlendert und trank dort etwas. Als er wieder zurückkam, bekamen Holdens Zahlen auf einmal wieder einen Sinn:
    W — O — O — L — S — E — R — W — I — S — C — H — T — A — L — S — E — R — U — M — M — E — I — N — H — A — U — S — S — C — H — L — I — C — H.
    Cunnings beugte den Kopf zu mir und raunte mir zu:
    »Ich hab’s nicht mitgekriegt.«
    Wir wechselten die Kopfhaltung, so daß ich ihm ins Ohr flüstern konnte: »Wools erwischt, als er um mein Haus schlich.«
    »Aber Wools ist doch einer von unseren Fahrern!« sagte Cunnings erschrocken.
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Irrtum, Cunnings. Slim Wools ist in Wahrheit FBI.-Agent wie ich und heißt Phil Decker. Da, haben Sie gesehen? Schon wieder mit größter Gelassenheit ein Todesurteil. Ich denke, wir machen dem Spuk jetzt ein Ende. Kommen Sie.« Cunnings nickte. Wir traten vom Spieltisch weg und gingen zur Bar. Dort ließen wir uns zwei Whisky geben. Ich sah mich um. Es dauerte eine Weile, bis ich Realers im Würfelzimmer stehen sah. Ich gab ihm verstohlen einen Wink.
    Er kam heran.
    »Hören Sie, mein Junge«, sagte ich. »Mich interessiert etwas Privates. Wollen Sie ewig in dieser Spielhölle arbeiten?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »No, Sir. Ich

Weitere Kostenlose Bücher