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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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sein ganzes Leben lang im Zuchthaus sitzen würde. Er war noch jung, kaum zwanzig. Wenn sie ihn nach zwei Jahrzehnten begnadigen würden…
    ***
    Fünfzehn Jahre später, im Herbst 1955 wurde John Keys auf Antrag der Gnadenkommission wegen guter Führung entlassen. Allerdings nur auf Bewährung.
    In diesen fünfzehn Jahren hatte Keys nur mit Verbrechern Umgang gehabt, mit Schwerverbrechern, die ihm seine unwahrscheinliche Geschichte glaubten und die seinen Hass gegen die menschliche Gesellschaft immer mehr schürten. Als John Keys an einem sonnigen Novembertag das Zuchthaus verließ und mit einem unauffälligen Wagen nach Osini gebracht wurde, war sein Lebensweg bereits vorgezeichnet.
    ***
    John Keys wohnte bei der Frau eines Mitgefangenen, eines Raubmörders, der noch viele Jahre in Sing-Sing sitzen würde und der wenig Chancen auf eine Begnadigung hatte. Die Frau hatte eine Zweizimmerwohnung in einem alten Backsteinhaus in der 4. Straße. Ein Zimmer trat sie an Keys ab. Sie war fünfunddreißig Jahre alt, pflegte gegen Abend wegzugehen und erst am Morgen nach Hause zu kommen. Was sie trieb, sagte sie nicht. Vorläufig hatte John Keys Geld, viel Geld für seine Verhältnisse.
    Die Zuchthausverwaltung hatte die Hälfte seines Verdienstes auf ein Sparkonto eingezahlt, und zwar fünfzehn lange Jahre hindurch. Fast eine Woche lang saß er im Zimmer und ging nur aus, um etwas in der Imbissstube an der Ecke der First Avenue zu essen. Er rauchte unmäßig, aber er ekelte sich vor Alkohol. Fünfzehn Jahre lang hatte er nichts getrunken.
    Dann aber geschah es. Ein Mann sprach ihn eines abends an, als er gerade ein paar Hamburger hinunterschlang. Der Fremde schleppte ihn mit in den Red Lion.
    Es war ein älterer Mann, der instinktiv den entlassenen Zuchthäusler erkannt hatte. Er selbst hatte auch ein paar Jahre in Sing-Sing verbracht, und die beiden unterhielten sich darüber genauso wie ehemalige Schüler über ihr College sprechen.
    »Ist der Wärter Crow noch da, der Hund?«, wollte der Ältere wissen, »und leckt die Wasserleitung im Waschraum des dritten Stocks immer noch?«
    Ehe John Keys sich versah, hatte er einen Gin getrunken, dem ein zweiter und ein dritter folgten. Er fühlte, wie ihm das ungewohnte Getränk in den Kopf stieg, wie die kleine Gaststube sich zu drehen begann. Mit gewaltiger Anstrengung stand er auf, ging mit der krampfhaft steifen Haltung eines Angetrunkenen durch die Kneipe und hinaus auf die Straße. Dort musste er innehalten. Er stützte sich gegen die Hauswand, um nicht ins Taumeln zu geraten. Er stand mehr als zehn Minuten, und dann lichtete sich der Nebel vor seinen Augen. Aber nach Hause konnte er jetzt noch nicht gehen. Zuerst musste er wieder vollständig klar sein.
    Langsam schritt er weiter in Richtung Houston Street. Es hatte angefangen zu regnen. Die feinen Tropfen sprühten ihm ins Gesicht, ohne dass er darauf achtete. Die First Avenue war fast leer, wie ausgestorben.
    An der 1, Straße bog er rechts ein und stand plötzlich Auge in Auge dem Menschen gegenüber, den er fünfzehn Jahre lang abrundtief gehasst hatte, dem Menschen, den er weder der Polizei noch dem Gericht hatte beschreiben können, und den er jetzt sofort wiedererkannte.
    Der andere aber erinnere sich nicht mehr an den zwanzigjährigen Jungen.
    Er grinste, als er in das verzerrte Gesicht dicht vor sich blickte.
    »Hallo, Boy! Hast du einen über den Durst getrunken?«
    John Keys wurde für eine Sekunde unsicher.
    »Jack!«, stammelte er. »Du bist Jack.«
    »Na und wenn schon. Was geht dich das an? Woher kennst du mich überhaupt?«
    John Keys hatte seine Trunkenheit überwunden. Es war eiskalt und entschlossen.
    »Denkst du noch an den Abend vor fünfzehn Jahren, den Abend, an dem du mich den alten Cress erschießen ließest?«
    Jack zuckte zurück, und seine Hand fuhr nach der Jackentasche. Aber da war es schon zu spät führ ihn.
    John hatte sich auf ihn gestürzt, und seine Hände krallten sich mit der Kraft, wie sie nur blindwütige Rachsucht verleiht, um die Kehle den anderen.
    Ich muss ihn töten, dachte er.
    Rote Nebel wallten vor seinen Augen. Er merkte, wie der andere in die Knie knickte und schlaff wurde.
    Dann ließ er den leblosen Körper aufs Pflaster gleiten.
    In diesem Augenblick erst begriff er, was geschehen war. Er hatte gemordet. Und die Cops würden sich sehr schnell ausrechnen können, wer der Täter war. Er dachte nicht im Entferntesten daran, dass die Polizei nichts von dem wissen konnte, was

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